Aktionstage der Friedensbewegung gegen Grundgesetzänderung

Keine Grundgesetzänderung für Hochrüstung und Kriegstüchtigkeit!
Reden statt rüsten!


Die CDU/CSU als vermutliche zukünftige Kanzlerpartei versucht noch vor der Installierung der neuen Regierung, zusammen mit der SPD und der noch regierenden GRÜNEN-Partei in einem unglaublichen Coup das Grundgesetz erneut zu ändern, um dieses Mal Hunderte Milliarden Euro Kredite für die militärische Hochrüstung zu bewilligen. Damit soll der Waffenexport in die Ukraine weiter angekurbelt und die Bundeswehr „kriegstüchtig“ gemacht werden.
Die Angst vor einem Angriff Russlands auf NATO-Gebiet dient als Begründung, wie schon bei der geplanten Stationierung der US-Mittelstreckenwaffen auf deutschem Boden. Beides wird uns verkauft als Abschreckung gegen Russland, das uns bedroht. Die Mittelstreckenwaffen sind aber keine Abschreckung, sondern Angriffswaffen.
Das Schüren von Angst gegen den östlichen Nachbarn war schon zweimal erfolgreich, um die Deutschen bereitwillig dazu zu bringen, einer immensen Aufrüstung zuzustimmen, die letztlich in Weltkriegen endeten.
Eine Angst, die keine Grundlage hat, weil für einen solchen Angriff eine mindestens dreifache militärische Überlegenheit Russlands in den Hauptwaffensystemen seines Heeres und seiner Luftwaffe nötig wäre. Die Angst wäre nicht einmal dann gerechtfertigt, wenn die EU oder die europäischen NATO-Staaten auf sich allein gestellt blieben, denn sie verfügen schon heute auch ohne die USA über eine zwei bis dreifache Überlegenheit.
Das martialische Aufrüstungsgebaren der deutschen Regierung und der EU-Kommission, die zusätzliche 800 Milliarden Euro Schulden für denselben Aufrüstungszweck locker machen will, befeuert die gegenseitige militärische Aufrüstung in Europa, steigert die Inflation, belastet zukünftige Generationen und versucht eine europäische Militärunion zu bilden, die als Globalplayer in einer multipolaren Welt Machtpolitik betreibt – und das unter deutscher Führung.


Wir protestieren gegen die Grundgesetzänderung zur Aufrüstung der Bundeswehr und fordern die Bürgerinnen und Bürger überall im Lande auf, vom 13.März (1. Lesung im Bundestag) bis 18. März (2./3.Lesung und Abstimmung) örtliche Protestaktionen zu organisieren.


Eine solche nie dagewesene Aufrüstungsorgie darf von der Friedensbewegung nicht unbeantwortet bleiben.


Mahnwache Do 13.3.

mehr Fotos hier


Kundgebung Sa 15.3.

mehr Fotos hier


Kundgebung Di 18.3.

mehr Fotos hier

[custom_date]

Jahresauftaktveranstaltung der VVN-VdA

Inhaltsverzeichnis

Ein Bericht über die Jahresauftaktveranstaltung der VVN-VdA am 30.01.2025

Am 15. Dezember 2024 wäre Esther Bejarano 100 Jahre alt geworden.

Foto: Ingo Müller, Esther Bejarano während der Künstlerkonferenz 2019 in Berlin.


Esther Bejarano – Ein Leben gegen Faschismus und Unrecht

Lebensweg und Überlebensgeschichte

Esther Bejarano geb. Loewy (1924–2021) war eine als Jüdin verfolgte Deutsche aus Saarlouis, die als junge Frau in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde. Ihr musikalisches Talent rettete ihr das Leben, da sie im Mädchenorchester des Lagers spielte. Später wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt, wo sie u.a. im „Siemenslager“ schuftete. Sie überlebte schließlich den Todesmarsch kurz vor Kriegsende.
Nach dem Krieg wanderte sie nach Israel aus, kehrte jedoch 1960 nach Deutschland zurück, da sie mit der israelischen Regierungspolitik nicht einverstanden war. Verschwiegen wird von manchen Biographen ihre Verurteilung der Politik Israels gegenüber Palästina. Sie ist deshalb nach 15 Jahren Aufenthalt in Israel nach Deutschland zurückgekehrt, ins Land der Täter, was ihr sehr schwer fiel. In Deutschland engagierte sie sich zeitlebens gegen Faschismus, Antisemitismus und soziale Ungerechtigkeit. Sie und ihr Mann Nissim Bejarano waren Kommunisten, als solche Mitglieder der DKP, und setzten sich für eine demokratische, antifaschistische und sozialistische Gesellschaft ein.

Mottos und Überzeugungen

„Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht“
Dieses Motto begleitete Bejarano ihr ganzes Leben. Für sie war es eine moralische Verpflichtung, gegen jede Form von Unterdrückung und Diskriminierung zu kämpfen.

Konkrete Engagements:

  • Erinnerungskultur: Sie sprach in Schulen und auf Veranstaltungen über ihre Erlebnisse im Holocaust, um die junge Generation sensibilisieren.
  • Kampf gegen Rechtsextremismus: Sie setzte sich aktiv gegen neonazistische Bewegungen und rassistische Strukturen ein.
  • Soziale Gerechtigkeit: Sie protestierte gegen Diskriminierung von Geflüchteten, Minderheiten und Benachteiligten in der Klassengesellschaft.
  • Nahost-Konflikt: Sie kritisierte die israelische Politik gegenüber den Palästinensern und forderte eine friedliche Lösung.

„Ich habe nicht das Vernichtungslager Auschwitz, das KZ Ravensbrück und den Todesmarsch überlebt, um jetzt von sogenannten Antideutschen und Konsorten als Antisemitin beschimpft zu werden.“
Diese Aussage der Ehrenvorsitzenden der VVN-BdA bezieht sich auf die Vorwürfe,
sie sei antisemitisch, weil sie die israelische Regierungspolitik kritisierte.

Musik als Widerstand

Musik spielte eine zentrale Rolle in ihrem Leben – sowohl als Mittel des Überlebens als auch des politischen Widerstands. Sie trat mit der Hip-Hop-Gruppe Microphone Mafia auf, um ihre Botschaften an die junge Generation weiterzugeben.

Vermächtnis und Bedeutung heute

Esther Bejarano hinterließ ein starkes Vermächtnis im Kampf gegen Faschismus, Rassismus und Krieg. Ihre Aufforderung zu Zivilcourage für Frieden, Menschlichkeit und Gerechtigkeit bleiben aktuell und inspirieren weiterhin viele Menschen.

Ihr Erbe / Unsere Verpflichtung:

  • Mahnende Erinnerung an die Verbrechen des Hitlerfaschismus und ihre Verursacher.
  • Engagement für eine gerechtere und friedlichere Welt.
  • Einsatz für Meinungsfreiheit und gegen politische Diffamierung.
  • Anlässlich ihres 100. Geburtstags am 15. Dezember wurde sie weithin als beispielhafte Kämpferin gegen das Wiederaufleben des Faschismus gewürdigt.
  • Sie prägte das Zitat: „Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf diesen Staat nicht verlassen.“ – ein Ausdruck ihrer Enttäuschung über mangelnde staatliche Unterstützung im Kampf gegen Nazis und ihre Förderer. Und eine Verpflichtung für uns, sich keinen Illusionen hinzugeben.

Esther Bejarano bleibt ein Vorbild für Mut, Widerstand und die Verantwortung, sich gegen Unrecht zu erheben – immer und überall.

Welche Bedeutung hat der 30. Januar – Tag der Machtübertragung an Hitler heute?

Wie Ihr alle wisst, war Auschwitz und die Vernichtung der Juden, der Holocaust, der barbarische Höhepunkt der Naziherrschaft.

Begonnen hatte die Naziherrschaft 12 Jahre zuvor. Der Nazi-Terror, die ersten KZ richteten sich gegen die deutsche Arbeiterbewegung, gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, GewerkschafterInnen aller politischen, religiösen Schattierungen. Erst als die innere Opposition niedergemacht war, konnte das so wehrlos gewordene Volk ideologisch, politisch, militärisch zu- und abgerichtet werden für den Krieg. Unterstützt wurden die Nazis nicht nur von den zahlreichen ultrarechten und faschistischen Diktatoren in Europa wie Mussolini in Italien, Horthy/Gömbös in Ungarn, Pilsudski in Polen usw., sondern auch von Teilen der herrschenden Klassen in USA, Großbritannien und Frankreich, die Hitler gegen den Sozialismus, gegen die Sowjetunion zu lenken gedachten – nicht zuletzt mit dem Münchner Abkommen 1938. Wie überall schon Kriege angezettelt wurden (Japan gegen China, der Krieg in Spanien) bis sich herausstellte, dass der Krieg sich auch um Rohstoffquellen, Absatzmärkte und Einflusssphären richtete und wer sie beherrschen und besitzen solle, dass der Krieg geführt wurde um die Neuaufteilung der Welt unter die imperialistischen Großmächte und die dort maßgeblichen Kapitalisten, Monopole, Trusts, Kartelle oder wie man immer auch die konzentrierte ökonomische Macht benennen möchte.

Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht einfach, aber wer könnte nicht sehen, wie der Vormarsch der Rechten und Faschisten in EU-Europa und bei uns vorankommt. Meloni, Le Pen, Kickl. Wie zunehmend Teile des Großkapitals die Ultrarechten und Faschisten offen unterstützen (wie etwa Arnault und Bolloré in Frankreich). Wie mit Trump in den USA und seinen milliardenschweren Förderern wie Musk offen die gewaltsame Neuaufteilung der Welt gefordert wird. Und so etwas fördert auch noch ungestraft Weidel und die AfD.

Wer etwa wie Mathias Wörsching in der letzten antifa nur die Unterschiede von damals und heute hervorhebt, übersieht dabei die Gemeinsamkeiten. Es ist die Grundlage von Faschismus und Krieg, die gleichgeblieben sind: der Kapitalismus, der Imperialismus.

Dass daraus nicht wieder eine offen terroristische faschistische Diktatur und Willkürherrschaft hervorgeht, darum geht der antifaschistische Kampf. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten als VVN, die aus Verfolgung und Widerstand die Lehren gezogen hat. Das heißt für die nächsten drei Wochen: Wir wollen Gesicht zeigen im Wahlkampf gegen die AfD.

Wir zeigten einen kurzen Film mit Esther und der Microphone-Mafia, der bei einer Sendung von „Der Anstalt“ am 18. Nov. 2015 entstanden ist. [youtube, ab 1:42]

Anschließend stellten wir den Bundestagsbeschluss vom 7. Nov. 2024 zu Antisemitismus vor und diskutierten die 4 Punkte in der Zusammenfassung.

Geehrt wurden unsere verstorbenen Mitglieder; besonders gedacht wurde Frieder Böhne, der am selben Tag verstorben ist.


Hier ein Appell von Esther aus dem Jahre 2019

Unser Kamerad Ingo Müller hatte das Glück und war der Künstlerkonferenz 2019 dabei und dokumentierte den „Appell an die Künstler“, gehalten von Esther.

Hier ein Auszug aus dem Appell:

„Unsere Politiker lassen zu, dass mit Waffen gehandelt wird, dass Waffen in Länder verkauft werden, in denen der Krieg wütet. Mit Waffenhandel wird viel Geld verdient. Aber wer denkt an die vielen Menschen, die mit diesen Waffen getötet werden? Ich möchte aufschreien wegen solcher Unmenschlichkeit.“

weiterlesen hier:

Beteiligung an der 30. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz

Die 30. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz fand in diesem Jahr unter dem Motto statt:

„Das letzte Gefecht – wie gefährlich ist der Imperialismus im Niedergang?“

Wie schon in den letzten Jahren beteiligte sich auch 2025 die VVN-VdA mit einem Informationstisch, der u.a. antifaschistische Materialien wie Bücher, Broschüren, Flugblätter, Aufkleber und Sticker gegen Nazis enthielt. Mit Anzeigen in der Jungen Welt, Ordner/Security-Diensten und durch sonstige Hilfen leisteten wir einen kleinen Beitrag zum Gelingen der Konferenz.

Hier einige Ansichten: 

  • 1 – Das Motto der diesjährigen Konferenz 
  • 2– Ein Kamerad als Ordner
  • 3,4 – Viele Besucher an den Infotischen 
  • 5 – Gewerkschaftskollege
  • 6 – Kameradin am Büchertisch zu den Berufsverboten
  • 7 – Internationale Gäste am Nebentisch
  • 8 – Kundgebung auf der Bühne mit internationalen Fahnen und Transparenten
  • 9 – Transparent der VVN-VdA

Otto-Grüneberg-Ehrung 2025

Anlässlich des 94. Todestages von Otto Grüneberg luden wir zur diesjährigen Gedenkveranstaltung ein. Gerade in unserer Zeit halten wir es für wichtig, an Menschen zu erinnern, die ihr Leben im Kampf für eine bessere Welt riskiert haben. Der drohende Faschismus damals findet sich in einigen Zügen heute wieder. Aufmerksam die Entwicklungen zu beobachten und Geschichtsbewußtsein ins Verhältnis zu setzen, ist unsere vordringliche Aufgabe – womit können wir das besser, als mit den Lebensberichten über mutige Menschen?

Der junge Kommunist Otto Grüneberg, er wurde nicht einmal 23 Jahre alt, wurde am Abend des 1. Februar 1931 vom Charlottenburger SA-Sturm 33 von allen Seiten beschossen, so dass er kurze Zeit später vor seinem Wohnhaus in der Gaststätte Wascher (heute Kastanie) verstarb. Jan Petersen setzte Otto Grüneberg mit dem Roman „Unsere Straße“ ein literarisches Denkmal. Außerdem erinnert eine Privatstraße und eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus an ihn.

Bildgalerie:

Rede von Stefan Knobloch (VVN)

Rede von Anita (DKP)

Rede von Rosa (FaJOC)

Friedensbewegung im Kreuzfeuer

von Gerhard Hanloser

Schild mit Peace-Zeichen. Bild: Ink Drop/ Shutterstock.com

Friedensbewegung im Kreuzfeuer: Zwischen Mobilisierung und Demobilisierung

Die Friedensbewegung steht unter Druck. Kritiker warnen vor rechter Unterwanderung. Doch könnte der Versuch, sich abzugrenzen, die Bewegung spalten? (Teil 1)

Eine Untersuchung des Publizisten Lucius Teidelbaums zur aktuellen Friedensbewegung hat in jüngster Zeit erhebliche Aufmerksamkeit erlangt, da seine Darstellungen und Vorschläge von drei bedeutenden linken Organisationen übernommen wurden.

Diese Organisationen sind die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), das globalisierungskritische Netzwerk Attac sowie die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). Sie nutzen Teidelbaums Analyse als Grundlage für die strategische Ausrichtung ihrer politischen Arbeit.

Kritische Betrachtung von Teidelbaums Analyse

Teidelbaums Analyse basiert auf einer relativ schmalen empirischen Grundlage. Eine nähere Betrachtung der Fußnoten in seinem Text offenbart, dass seine Quellen willkürlich ausgewählt wurden und oft wenig belastbar erscheinen.

Besonders auffällig ist, dass zur Definition der Friedensbewegung selbst keine fundierten Quellen zitiert werden. Dabei existieren bereits umfassende Darstellungen und wissenschaftliche Arbeiten zur Friedensbewegung, die Teidelbaum offenbar nicht berücksichtigt hat. Beispielsweise bieten die Beiträge zur Historischen Friedensforschung tiefere Einblicke. Bei Teidelbaum sucht man sie vergebens.

Politische Einflussnahme auf die Friedensbewegung

Bereits der Titel von Teidelbaums Werk kann den Eindruck einer gewissen Oberflächlichkeit entstehen lassen. Die Friedensbewegung, als eine der breitesten und politisch diversesten Neuen Sozialen Bewegungen, war schon immer Ziel politischer Einflussnahme von verschiedenen Seiten.

Würde man den Titel geringfügig ändern, könnte man „Versuche linksextremer Einflussnahme auf die Friedensbewegung“ formulieren und damit den Ton des bundesrepublikanischen Verfassungsschutzes treffen.

Die AfD und die Friedensbewegung

Teidelbaum kategorisiert die Friedensbewegung in vier Gruppen, wobei er die erste Gruppe als „extreme Rechte“, darunter die Alternative für Deutschland (AfD), ausmacht. Diese Einordnung ist auf mehreren Ebenen problematisch.

Während die Überschrift suggeriert, rechte Akteure nähmen Einfluss auf die Friedensbewegung, stellt sich in Teidelbaums Analyse die Friedensbewegung in Teilen selbst als rechts, ja sogar als extrem rechts dar.

Die AfD hat sich bisher jedoch nicht signifikant in Friedensmobilisierungen hervorgetan. Ihre Fahnen tauchen bei zentralen Friedensaktivitäten, wie den Ostermärschen, nicht auf. Als Partei mit militaristischer Ausrichtung ist ihr die Friedensbewegung inhaltlich wie habituell fremd.

Einzelne Wähler der AfD mögen bei Kundgebungen und Demonstrationen zugegen sein, was sich jedoch nicht überprüfen lässt. Teidelbaum hat keine empirische Untersuchung von Friedenskundgebungen und des Wahlverhaltens ihrer Teilnehmer vorgelegt.

Noch nicht einmal eine Unterscheidung zwischen Funktionären der AfD und der einfachen Wählerschaft wird von ihm vorgenommen. Dabei müsste doch die jeweilige Rolle und Machtposition anders bewertet und eingeschätzt werden.

Logik der Ausgrenzung

Teidelbaum fordert nicht nur, offizielle Bündnisse linker Friedenskräfte mit der AfD, die es bislang nie gab, zu verhindern. Er möchte auch mögliche „rechte“ Teilnehmer an Friedensdemonstrationen ausschließen und wünscht, sie mögen zurück nach Hause gehen.

Teidelbaum unterscheidet dabei nicht zwischen „extremer Rechte“ und „rechts“, was sich schon daran zeigt, dass er die „(extreme) Rechte“ anspricht. Diese Logik der Ausgrenzung folgt einem tiefen Pessimismus, was Veränderungsmöglichkeiten anbelangt. Ein Aktivist jeder möglichen linken Strömung – von gewaltfrei-anarchistisch bis marxistisch-leninistisch – würde dies freilich völlig anders sehen.

Die Herausforderung der Überzeugungsarbeit

Für einen solchen Ansatz steht Überzeugungsarbeit im Vordergrund: Er verteilt etwa Flugblätter in dem festen Glauben an die Überzeugungskraft der eigenen, besseren Argumente und setzt auf die Veränderungsmöglichkeit seines Gegenübers.

Ein ideologisch gefestigter extremer Rechter gehört dabei natürlich nicht zur Zielgruppe. Allerdings ist eine linke Aufklärungsarbeit immer in der Kommunikation und Ansprache offen für rechts positionierte Einzelpersonen und Personengruppen, um bei diesen eine Veränderung bewirken zu können. Sonst könnte der linke Aktivist nämlich mit seinen Flugblättern und seiner Agitation zu Hause bleiben.

Abgesehen von dieser Ignoranz gegenüber Veränderungs- und Selbstveränderungsmöglichkeiten sowie Lernprozessen in sozialen Bewegungen unterschätzen Teidelbaum und seine Großorganisationen das Argument der Quantität.

Die Macht der Masse

Es gibt historische Phasen, in denen schlicht die Masse zählt. Zur Verhinderung einer wirklichen faschistischen und neonazistischen Gefahr sollten alle eingeladen sein, die sich dieser entgegenstellen. In diesem Zusammenhang müssten Optionen des Kapitals in Form von faschistischen und neoautoritären Affinitäten großer Einzelkapitale und ihrer Sprecher verstärkt in den Fokus gerückt werden, nicht der einzelne „Rechtsesoteriker“ oder Aluhutträger. Zur Verhinderung einer Raketenstationierung, die einen Atomkrieg wahrscheinlicher macht, müssen Massen mobilisiert werden, deren ideologische Motivlage zweitrangig ist.

Generationenkonflikt in der Friedensbewegung

Dies zu erkennen oder zu ignorieren, scheint ein generelles Problem zwischen den Generationen zu sein. Eine jüngere Generation innerhalb der VVN-BdA kennt offenbar nicht das eigene antifaschistische Grundsatzprogramm, das keinen Ausschluss von konservativen, esoterischen, ja selbst national-völkischen Kräften vorsah, solange sie antinazistisch und von den Nazis verfolgt waren.

Voller Angst vor rechts scheint eine junge Generation die Beispiele politischer Wanderungsbewegungen von rechts nach links nicht zu kennen. Historische Figuren wie Thomas Mann, Hellmut von Gerlach, Bodo Uhse, Richard Scheringer und Ernst Niekisch illustrieren solche Bewegungen. Für einen Publizisten wie Teidelbaum müssen sie jedoch ewig unanständige Zeitgenossen bleiben, da sie von „rechts“ kamen.

Kategorisierung der Friedensbewegung:

Teidelbaum identifiziert weiterhin eine Gruppe B, die er als „rechte und verschwörungsideologische Friedensbewegung“ beschreibt. Hierbei bezieht er sich hauptsächlich auf Mitglieder der ehemaligen Montagsmahnwachen ab 2014. Diese Gruppe umfasst auch die Coronamaßnahmenkritische Bewegung, die er polemisch „Pandemie-Leugner*innen“ nennt.

Der Autor sieht bei diesen Gruppen verschwörungsideologische Momente und Motive vorliegen. Die darauffolgende Gruppe C soll dann für eine „rechts-offene traditionelle Friedensbewegung“ stehen, von der er jene letzte Gruppe absetzt, der er sich selbst zuordnet: Gruppe D als Teil der traditionellen Friedensbewegung, die sich von den rechten und rechts-offenen Gruppen abgrenze.

Diese Gruppe beschreibt er als international orientiert und kritisch gegenüber Nationalismus eingestellt. Gruppe D versuche, Gruppe C von der Notwendigkeit einer besseren Abgrenzung zu überzeugen.

Teidelbaum zählt zahlreiche Mobilisierungen auf, die entweder irrationalistisch oder tatsächlich rechtsradikal geprägt waren. Er erwähnt Akteure, deren Reichweite der Einflussnahme auf die traditionellen Friedensbewegungen unklar bleibt, wie das inzwischen verbotene Compact-Magazin.

Seine antifaschistisch informierte Skizze, die zuweilen zutreffend ist, könnte ebenso im Aufruf enden, diese Mobilisierungen mit klaren linken, internationalistischen und materialistischen Positionen zu fluten, um ihrem rechten Irrationalismus etwas entgegenzusetzen.

So könnten Teidelbaum oder die drei Großorganisationen eine verstärkte Präsenz mit Flugblättern oder erstrittenen Redebeiträgen auf von ihnen skeptisch beäugten Friedensmobilisierungen wie der „Stop Ramstein Kampagne“ anstreben. Doch auf dieser Ebene bewegen sich die Kritiker der Friedensbewegung gar nicht. Sie wollen nicht mobilisieren, sondern demobilisieren.

Der Autor und die ihn als Publizisten unterstützenden Funktionäre der drei Großorganisationen befürchten, dass die Gruppen B und ein größerer Teil der Gruppe C zu einer „neuen“ Friedensbewegung verschmelzen könnten.

Basis für diesen schändlichen Versuch wären gemeinsame Analysen, Inhalte und Ziele, die Teidelbaum konform zu bundesdeutschen Medienberichterstattung und geheimdienstlicher Verfassungsschutzorgane folgendermaßen zusammenfasst: Antiamerikanismus und Feindbild Westen, Apologie von Putin-Russland, gemeinsame Verschwörungserzählungen, gemeinsame Systemfeindschaft, Nationalismus, Medienfeindlichkeit, geopolitische Verkürzungen, taktische Mobilisierung.

Auch hier könnte eine solche Analyse – deren Tragfähigkeit mal beiseitegelassen – ja „Kritik im Handgemenge“ herausfordern gegen tatsächliche oder vermeintliche Putin-Apologie, gegen vermeintlichen oder tatsächlichen „Antiamerikanismus“.

Doch „Kritik im Handgemenge“ müsste dann ja rechtsoffen sein, sich also mit einem Gegenüber im gleichen Raum – der Straßen, der Demonstration, der Kundgebung – kontaminieren.

Demobilisierung statt Mobilisierung:

Insgesamt zeigt Teidelbaums Analyse eine Tendenz zur Demobilisierung, anstatt durch aktive Beteiligung und Überzeugungsarbeit Einfluss auf die Bewegungen zu nehmen. Die Diskussion um seine Thesen verdeutlicht bestehende Spannungen innerhalb der Friedensbewegung und die Herausforderungen, vor denen linke Organisationen in der aktuellen politischen Landschaft stehen.

Die Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Friedensbewegung und der politischen Landschaft bleibt eine zentrale Aufgabe für alle Beteiligten.


Neue Akteure, alte Probleme: Die Zukunft der Friedensbewegung

Friedensbewegung im Wandel: Neue Akteure treten auf. Rechte mischen mit. Wohin steuert der Protest gegen Krieg und Aufrüstung? (Teil 2 und Schluss)

Man kann sich über die Friedensaktivitäten im Deutschland des Jahres 2024 kaum Illusionen machen. Es wäre wünschenswert, dass Teidelbaums Darstellung rechter Akteure, die sich als „Friedensaktivisten“ ausgeben, präziser ausgearbeitet wird. So sind etwa die „Mahnwache Potsdam“ und die „Handwerker für den Frieden“ stark von rechten Akteuren dominiert.

Skurriles wie Kim-Il-Sung-Begeisterung ist so mancher lokalen Initiative nicht fremd. In meinem Buch „Die andere Querfront“ schreibe ich im Vorwort, dass solche „autoritären Subjektformen vom Aluhutträger bis zum Putin-Fan“ im Geiste der Kritischen Theorie „auf die Verheerungen der kapitalistischen Verhältnisse selbst“ zurückzuführen sind:

Tatsächlich hat der unter Rot-Grün restrukturierte und barbarisierte Kapitalismus in Deutschland Menschen ‚freigesetzt‘, ihrer bisherigen Ordnung beraubt und der Kälte und Unwägbarkeit des Marktes unterworfen. Wenig erstaunlich, dass diese Freigesetzten zuweilen zu Obskurantismus und Verschwörungsdenken neigen und gerne bereit sind, allerhand barfüßigen oder falschen Propheten, Heilsbringern und reaktionären Manipulatoren zu folgen.

Ob sie freilich zu mehr in der Lage sind, als sich auf der ein oder anderen Demonstration einzufinden und auf Internetforen auszutoben, gar dazu fähig, ein einflussreiches politisches Projekt zu schmieden, mag dahingestellt sein. Im schlimmsten Fall geben sie einem neuen rechten Parteiprojekt ihre Stimme wie der AfD…

Es sollte lokalen linken Kräften überlassen sein, wie sie in ihrer Region mit diesen Akteuren umgehen. Sie mit eigener Präsenz und den richtigen Inhalten zu überstimmen und zu dominieren, eine attraktivere linke Lebenswelt zu verkörpern, ist immer besser, als sie im Gleichschritt mit den Kräften der Ordnung – weitgehend wirkungslos – als „Nazis“ zu markieren.

Als Befürworter einer gruppenübergreifenden und damit „rechtsoffenen“ Zusammenarbeit wird in der Broschüre von Teidelbaum Reiner Braun herausgepickt. Reiner Braun ist aktiv im „International Peace Bureau“. In den 1980er-Jahren war Reiner Braun am Krefelder Appell beteiligt.

Vor dem Einstein-Jubiläum im Jahr 2005 war er Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. Von 2006 bis etwa 2014 war er Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und war bis 2017 Geschäftsführer der Ialana (International Association of Lawyers against Nuclear Arms). Außerdem war er Sprecher der „Kooperation für den Frieden“.

Braun ist außerdem stellvertretender Vorsitzender der Naturwissenschaftler:innen-Initiative Verantwortung für Friedens- und Zukunftsfähigkeit e.V. und hat im November 2022 einen interessanten Bericht über Friedensaktivitäten und Stimmungen in Russland auf den Nachdenkseiten verfasst, der offenbart, dass er alles andere als ein „Putin-Apologet“ ist.

Brauns Lebenswerk und seine politische Erfahrung werden durch Teidelbaum heruntergebrochen auf die Bemerkung, Braun habe „bereits 2015 für eine Kooperation mit den rechts-offenen ‚Mahnwachen für den Frieden‘ im Rahmen des ‚Friedenswinters'“ plädiert. Der Umgang mit dem Friedensfunktionär Braun, der in dem Text gepflegt wird, ist vielsagend.

Braun befürworte, schreibt Teidelbaum skandalisierend, auch „eine Zusammenarbeit mit den Pandemie-Leugner:innen“. Wenn Teidelbaum Reiner Braun selbst zitiert, hört es sich jedoch etwas anders an:

Es geht auch um mögliche neue Partner, die im weitesten Sinne in sozialen Bereichen (Wohnen, Gesundheitswesen, etc.), im Handwerk und Mittelstand, aber auch in der Corona-kritischen Grundrechtebewegung zu finden sind.

Reiner Braun

Teidelbaum muss nachschieben, dass Braun diesen Vorschlag konkretisiert, und zitiert:

Solange es eine klare Positionierung gegen rechtsradikales und faschistisches Gedankengut gibt, ist eine pauschale Ausgrenzung nicht zielführend.

Reiner Braun

Braun hat hier also die verlangte Abgrenzung von der extremen Rechten vorgenommen. Teidelbaums Vorhaltungen lösen sich hier in Luft auf. Es scheint ihn also etwas anderes zu stören. So empört er sich, dass besonders in Gruppe B und C „in gewagten Assoziationsketten (…) die Grünen als militaristisch kritisiert und deswegen als ‚rechts‘ markiert“ werden.

Nun braucht es nicht viele Assoziationsketten, sondern nur das Zur-Kenntnis-Nehmen eines Interviews mit Toni Hofreiter, um Beispiele für den Militarismus der Grünen zu finden. Doch Teidelbaum geht sogar so weit zu skandalisieren, dass durch Vertreter der Gruppen B und C „die Nato (…) als rechte Organisation markiert“ wird. Er bemerkt in aller Naivität:

Eine differenzierte Kritik würde darauf hinweisen, dass autoritäre Regime wie die Türkei in der Nato Mitglied sind, und diesen Umstand kritisieren. Die Nato ist zuallererst ein Militärbündnis, dem sowohl demokratische als auch autoritäre Staaten angehören. Den „Vereinten Nationen“ (UN) könnte man ebenso vorwerfen, dass ihnen autoritäre Staaten angehören, allerdings scheint das bei der Bestimmung des Charakters der UN keine Rolle zu spielen.

Freilich offenbart diese Passage, dass Teidelbaum nicht in der Lage ist, Rolle und Funktion der Nato und ihren expansiven Charakter zur globalen Macht- und Herrschaftssicherung der führenden kapitalistischen Staaten, allen voran der USA, zu erkennen.

Ihm scheint auch der Begriff des Imperialismus, bzw. imperialistischer Strukturen unbekannt zu sein, dessen Inhalt er bei historisch und politisch-materialistisch bewanderten Autoren wie Noam Chomsky nachlesen könnte, wenn er zu Daniele Ganser nicht greifen mag.

Teidelbaum kritisiert also Stimmen der Friedensbewegung vor dem Hintergrund einer eigenen affirmativen Einschätzung der Grünen, der Nato und der bundesrepublikanischen Medienlandschaft.

Dass er selbst den Begriffsjoker „Antiamerikanismus“ benutzt, ohne darauf zu reflektieren, dass dieser bereits der 80er-Jahre-Friedensbewegung im Interesse ihrer Delegitimation von rechts entgegenschallte, zeigt, wie weitgehend unkritisch und unhistorisch der Autor an sein Thema herangeht.

Einer Strategie „taktischer Mobilisierung“, die er nur bei Gruppe C der Friedensbewegung ausmacht, verfolgt er wie die mit ihm kooperierenden Großorganisationen dabei selbst. Im Medium der Verharmlosung herrschender Politik und ihrer medialen und politischen Agenturen strebt er das Reinhalten linker Großorganisationen und ihrer Bündnispolitik an, um Respektabilität im bürgerlichen Milieu zu erheischen.

Wenn sich Teidelbaum auf eine „ausdifferenzierte (…) Kapitalismus-Kritik, die Klassen-Gegensätze fokussiert“ positiv bezieht, so ist dies reine Rhetorik und dient nur als Ticket-Begriff, um weitgehend argumentfrei den angegriffenen Akteuren eine Verkürzung in ihrer Gesellschaftskritik oder eine Ideologisierung vorhalten zu können.

Ein solches Manöver könnte die globalisierungskritische Bewegung Attac kennen. So haben ihr in ähnlicher Manier antideutsche Publizisten in der Vergangenheit vorgehalten, ihre Kampagne für eine Finanztransaktionssteuer folge keiner ausdifferenzierten Kapitalismus-, sondern einer nur verkürzten, ja sogar „strukturell antisemitischen“ Kapitalismuskritik.

Dass sich die Funktionäre dreier linker Großorganisationen hinter einer wissenschaftlich dürftigen und politisch biederen bis angepassten Kurzstudie zur Friedensbewegung versammeln, zeigt die tiefe Krise linker Kräfte in der Bundesrepublik an. Die Furcht vor „Rechtsoffenheit“ und die demobilisierende Abgrenzerei bleiben weit hinter den Erkenntnissen der Gruppen selbst zurück.

In einer Erklärung des Bundessprecher:innenkreises der VVN-BdA wird berechtigterweise kritisch auf das 100-Milliarden-Paket für die Aufrüstung der Bundeswehr verwiesen und zum neuen deutschen Militarismus, der bei Bildung, Gesundheit und Sozialem spart, „Nein“ gesagt. Die linken Kräfte haben tatsächlich viel zu diskutieren. So zeigte die Friedensmobilisierung des 3. Oktobers, dass hier neue Akteure auf der Straße zusammenfinden, immerhin in einer großen Zahl von 30.000.

Jenseits des Prominentenspektakels auf der Bühne bei der Goldelse konnte beobachtet werden, dass es eine neue antimilitaristische Jugend gibt, die nicht nur der „Zeitenwende“, sondern auch dem vorherrschenden Konformismus und Opportunismus die kalte Schulter zeigen. Dafür schlüpft sie zuweilen in die alten Kostüme eines anachronistischen Leninismus.

Ferner war die Demonstration dank der Mobilisierung palästinasolidarischer Kreise migrantischer und weniger „biodeutsch“ geprägt als die klassischen Veranstaltungen der alten Friedensbewegung. Durch diese Teilnehmer artikuliert sich ein radikaler und umfassender Begriff von Menschenrechten. Diese Entwicklung ist für Antikriegsbewegungen in globalisierten Migrationsgesellschaften von höchster Bedeutung.

Insgesamt zeigt Teidelbaums Analyse eine Tendenz zur Demobilisierung, anstatt durch aktive Beteiligung und Überzeugungsarbeit Einfluss auf die Bewegungen zu nehmen.

Die Diskussion um seine Thesen verdeutlicht bestehende Spannungen innerhalb der Friedensbewegung und die Herausforderungen, vor denen linke Organisationen in der aktuellen politischen Landschaft stehen. Die Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Friedensbewegung und der politischen Landschaft bleibt eine zentrale Aufgabe für alle Beteiligten.

Es zeigt sich, dass eine stärkere Präsenz und inhaltliche Auseinandersetzung in den von Teidelbaum kritisierten Friedensmobilisierungen ein Weg sein könnte, um die Vielfalt und die Ziele der Bewegung zu stärken.


Beitrag als Pdf

Berliner Appell: Gegen neue Mittelstreckenwaffen und für eine friedliche Welt

Der folgende Berliner Appell wurde bei der Demonstration am 3. Oktober 2024 verlesen. Wir werben nun dafür, dass er von möglichst vielen Menschen unterschrieben wird.



Zur Online-Unterzeichung: https://nie-wieder-krieg.org

Der Appell kann auch als PDF-Datei für Unterschriftensammlungen an Info-Tischen oder im eigenen Bekanntenkreis heruntergeladen werden: https://nie-wieder-krieg.org/wp-content/uploads/2024/10/Berliner-Appell-Unterschriftenblatt.pdf . Bitte sendet auf Papier gesammelte Unterschriften an die Initiative „Nie wieder Krieg – die Waffen nieder“, Postanschrift: c/o IPB, Marienstraße 19/20, 10117 Berlin.

Werner-Seelenbinder-Jahr 2024

In diesem Jahr haben wir in Neukölln ein besonderes Gedenken.

Am 2. August vor 120 Jahren wurde der Ringer, Kommunist und Widerstandskämpfer Werner Seelenbinder geboren und am 24. Oktober vor 80 Jahren von den Faschisten ermordet. Traditionell organisiert die VVN-VdA-Neukölln jedes Jahr an einem Sonntag um den 24. Oktober herum eine Gedenkfeier am Grab von Werner Seelenbinder mit Reden, Musik, Ringer-Vorführungen und dem Niederlegen von Blumen.

In diesem Jahr haben wir einige Veranstaltungen geplant, um diesen mutigen Antifaschisten in Neukölln bekannter zu machen.

Ausstellung und Lesungen

Am 6. Juni hatten wir eine Ausstellungseröffnung zu Werner Seelenbinder in der Helene-Nathan-Bibliothek organisiert. Die Ausstellung wurde von Prof. Dr. phil. Oliver Rump mit seinen Studenten der HTW erstellt. Die Ausstellung war dort einen Monat lang zu sehen sein und von 3 Buchlesungen begleitet. Am 13.06. las Martin Krauß aus seinem neuen Buch, besonders aus dem Kapitel zum Arbeitersport. Am 19.06. wurde das Buch von Friedel Schirm, einer Weggefährtin Werner Seelenbinders, von uns vorgestellt. Und zum Schluss las am 27.06. Matthias Heisig über das schwierige Gedenken, aus dem Buch über Werner Gutsche, der einen großen Anteil daran hatte, dass das Sportstadion 2004 seinen Namen „Werner Seelenbinder“ zurückbekommen hat. In der Zeit 5.9. bis 18.10. ist die Ausstellung in Potsdam zu sehen.

Einladungsflyer Ausstellungen: Neukölln * Potsdam

Radtour

Am 07.07. gab es eine Fahrradtour durch Neukölln und Kreuzberg zu einigen Punkten, die mit dem Leben Werner Seelenbinders und seiner Zeit zu tun haben.

Info-Tafel

[Informationstafel, Sep 2024]

Seit dem 30.9. ist auch die Gedenk- und Informationstafel am Eingang des Werner-Seelenbinder-Sportparks zu besichtigen. Sie war im Juli 2017 von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen worden (BVV-Drucksache 0140/XX) und entstand als Zusammenarbeit zwischen Karin Korte (Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport), Prof. Dr. Oliver Rump (Museologe, HTW Berlin), Matthias Heisig (Historiker) und der VVN-VdA.

Ringerturnier

Foto: Eoghan Sweeny

Am 05.10. gab es ab 9:30 Uhr in der Werner-Seelenbinder-Halle in der Oderstraße das erste große Ringer-Gedenkturnier der Kinder und Jugendlichen (12-17 Jahre). [mehr]

Ehrung zum Todestag

Infostände 2024, Foto: Ingo Müller

Als Höhepunkt dieses Werner-Seelenbinder-Jahres fand am 20.10. die Gedenkveranstaltung anlässlich seines Todestages statt. Erstmals gab es nicht nur Reden und Musik, sondern auch Infostände vieler antifaschistisch bewegter Menschen und Gruppen. Sie boten Gelegenheit, bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen miteinander ins Gespräch zu kommen. An vielen Ständen wurden außerdem Aktivitäten wie Spielen, Basteln, Quiz, Sport, usw. angeboten, damit Kinder und Jugendliche auch auf einer anderen Ebene etwas zu dem Thema erfahren können. [mehr]

Einladungsflyer Turnier und Ehrung


  • Martin Krauß; Dabei sein wäre alles – Wie Athletinnen und Athleten bis heute gegen Ausgrenzung kämpfen – Eine neue Geschichte des Sports; C. Bertelsmann; München 2024; ISBN 978-3-570-10547-4
  • Friedel Schirm; 33 Monate – Erinnerungen an Werner Seelenbinder; Militärverlag der DDR; Berlin 1984
  • Frieder Böhne, Matthias Heisig; „Da müsst ihr euch mal drum kümmern“ – Werner Gutsche (1923-2012) und Neukölln – Spuren, Erinnerungen, Anregungen; Metropol Verlag; Berlin 2016; ISBN 978-3-86331-322-7

Ehrenamt – gelebte Demokratie

Anlässlich der Berliner Freiwilligentage und in Kooperation mit dem Spandauer Bündnis gegen Rechts organisierte das Freiwilligenmanagement der Lebenshilfe Berlin, am 21. September 2024 eine besondere inklusive Aktion.

Die Innenschrift lautet:
„Sklaven- und Zwangsarbeit bedeutete nicht nur Vorenthalt des gerechten Lohns, sie bedeutete Verschleppung, Heimatlosigkeit, Entrechtung, die brutale Missachtung der Menschenwürde, oft war sie planvoll darauf angelegt, die Menschen durch Arbeit zu vernichten.“


Auf dem Gelände des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau steht ein Mahnmal zur Erinnerung an Zwangsarbeit im zweiten Weltkrieg. Geschaffen vom Künstler Ingo Wellmann entstand es vor einigen Jahren durch die Initiative des Spandauer Bündnis gegen Rechts.


In einer gemeinsamen Putzaktion wurde es von einem inklusiven ehrenamtlichen Helferteam der Lebenshilfe Berlin gereinigt, Unkraut und aller unliebsamer Staub und Schmutz wurden beseitigt. Auch der Künstler ergriff die Gelegenheit und restaurierte einige schadhafte Stellen.


Besonders beeindruckend waren die Gespräche, die entstanden. Denn wir stellten uns die Fragen: Warum steht ein solches Mahnmal an dieser Stelle? Welche Denkanstöße gibt uns der Künstler mit seinem Werk? Antworten erhielten wir von Herrn Rüdiger Lotze und Uwe Bröckl vom Bündnis gegen Rechts und vom Künstler persönlich!


Auf diesem Gelände waren im zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter untergebracht. Ihnen war die Aufgabe zu gedacht, Fundamente in den märkischen Sandboden zu gießen. Diese dienten Tests für die wahnwitzige Idee Hitlers, eine Welthauptstadt mit pompösen Bauwerken in Berlin errichten zu wollen. Hier waren viele Menschen verschiedener Nationen untergebracht. Ingo Wellmann berichtet, wie er in den letzten Jahren mit Überlebenden oder ihren Nachfahren den Ort besuchte. Er erzählt von vielen guten Gesprächen im Andenken an das Geschehene. In seinem Kunstwerk bildet sich seine tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema ab und berührt auch uns. Wir betrachten gemeinsam das Mahnmal und sehen Menschen die eng aneinander gedrängt eine schwere Last tragen – oder Menschen die eine Krone tragen. Eine Krone mit der wir, die wir ihnen Gedenken, sie krönen.

Kleine Fotogalerie:

Ein ehrenamtlich Mitwirkender stellt für sich fest:

Mich interessiert das. Es ist interessant das alles zu erfahren, damit man es nicht vergisst.“


Wieder ein anderer der Mitwirkenden schlussfolgert:

nur in einer freiheitlich demokratisch entwickelten Gesellschaft können Initiativen, wie diese möglich sein, Menschen mit und ohne Einschränkung engagieren sich für eine gemeinsame Sache.


Kornelia Goldbach

Fotorechte: Lebenshilfe gGmbH

Stellungnahme: Tag der Erinnerung und Mahnung ohne „Junge Welt“

Inhaltsverzeichnis

Verwunderung und Empörung über Ausladung der jungen Welt

Auszug der der Stellungnahme der VVN-VdA, 12.09.2024:

„Wir finden es beschämend und verurteilen das Vorgehen des Berliner
Landesvorstandes der VVN/BdA einer in der antifaschistischen Bewegung
verankerten Zeitung am Tag der Erinnerung und Mahnung die Teilnahme zu
verweigern. Damit entzieht die VVN/BdA der Jungen Welt, die im Visier des
Verfassungsschutzes steht, ihre Solidarität. Sie beteiligt sich somit indirekt an den
Versuchen, die Pressefreiheit und damit die demokratischen Rechte,
einzuschränken.“

weiterlesen hier:


Gegendarstellung der Junge Welt

Tag der Erinnerung und Mahnung Gegendarstellung: Berliner VVN-BdA
Von Verlag und Redaktion, 07.09.2024

Am 9. September 1945 gedachten Zehntausende in Berlin der »toten Helden des antifaschistischen Kampfes«. Aus dem alljährlich am zweiten Sonntag im September in der SBZ und der DDR begangenen Gedenktag für die Opfer des Faschismus wurde 1990 der »Tag der Erinnerung und Mahnung«. Die Schirmherrschaft in Berlin liegt bei der dortigen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), die für diesen Sonntag wieder »befreundete Initiativen und alle Antifaschist*innen« einlädt, »das Gedenken an die Opfer des Naziregimes mit der Auseinandersetzung um die zunehmend antidemokratischen und autoritären gesellschaftlichen Entwicklungen zu verbinden«.

Auszug aus der Gegendarstellung:

Weiterlesen hier:


ND solidarisch mit JW

Beim alljährlichen »Tag der Erinnerung und Mahnung« in Berlin ist am Franz-Mehring-Platz der Opfer des Nazifaschismus gedacht und gegen die erstarkte extreme Rechte protestiert worden. Junge Welt war von der Berliner VVN-BdA aufgrund von Differenzen in der Berichterstattung zum Ukraine-Krieg und Nahostkonflikt ein Standplatz verweigert worden. Die Kollegen vom ND zeigten sich empört und boten jW an, Zeitungen an ihrem Stand auszulegen. »Dieser wachsende Wunsch linker Gruppen, Polizei und Verfassungsschutz zu spielen, geht gar nicht«, kommentierte ND-Genossenschafter und Autor Raul Zelik auf X

Quelle:


Kurze Geschichte der „Junge Welt“

„Die junge Welt wurde 1947 im antifaschistischen Geist als Wochenzeitung in Berlin gegründet. Seit 1952 Tageszeitung, entwickelte sie sich bis 1989 zur auflagenstärksten der DDR. Kritischer und informativer als andere Medien erreichte die junge Welt eine hohe Popularität. Bereits in dieser Zeit wurde die ursprünglich als Jugendzeitung konzipierte junge Welt („Zentralorgan der FDJ“) in allen Altersgruppen gelesen. Nach der Privatisierung der jungen Welt durch den Verkauf für eine Mark an eine Westberliner Mediengruppe sank die Auflage rasch, auch weil die Zeitung sich nicht ausreichend von anderen unterschied und keinen klaren linken Kurs fuhr. Ein Versuch im Jahre 1994, die Zeitung klar zu profilieren, wurde vorzeitig abgebrochen: Die damaligen Eigentümer stellten die Produktion der Tageszeitung junge Welt Anfang April 1995 ein. Mitarbeiter gründeten daraufhin den Verlag 8. Mai GmbH (und später die Genossenschaft LPG junge Welt eG) und konnten so das weitere Erscheinen der jungen Welt als marxistische Tageszeitung realisieren – bis heute. „

Quelle: https://www.jungewelt.de/ueber_uns/diese_zeitung.php

03.09.2024: Protest-Aktion gegen den Besuch des Kriegsministers Pistorius (SPD) beim Charlottenburger MdB Michael Müller (SPD) – Impressionen

Pistorius verlässt das Büro

Video: Ingo Müller


Inhaltsverzeichnis


Stolpersteine vor dem Gebäude

Fotos: Ingo Müller


Rüdiger Deissler

Protest-Aktion gegen den Besuch des Kriegsministers Pistorius (SPD) beim Charlottenburger MdB Michael Müller (SPD) in dessen Bürgerbüro Bleibtreustrasse 33/Ecke Kurfürstendamm am Dienstag, 3. September von 18.00 Uhr-20.00 Uhr. VVN/VdA hat die Kundgebung angemeldet. Kamera und Bearbeitung: Ingo Müller rec: 03.09.2024

Rüdiger Deissler, Mitglied im.Vorstand der VVN-VdA Berlin e.V. und Bezirksverordneter in Charlottenburg-Wilmersdorf

00:00 Begrüßung durch Rüdiger Deissler
02:08 Rüdiger verliesst ein Text von Lühr Henken, die er am 01.09.2024 beim Antikriegstags gehalten hat.

Offenes Mikrofon

1. Sprecher

Protest-Aktion gegen den Besuch des Kriegsministers Pistorius (SPD) beim Charlottenburger MdB Michael Müller (SPD) in dessen Bürgerbüro Bleibtreustrasse 33/Ecke Kurfürstendamm am Dienstag, 3. September von 18.00 Uhr-20.00 Uhr. VVN/VdA hat die Kundgebung angemeldet. Kamera und Bearbeitung: Ingo Müller rec: 03.09.2024 1. Sprecher

2. Sprecher

Protest-Aktion gegen den Besuch des Kriegsministers Pistorius (SPD) beim Charlottenburger MdB Michael Müller (SPD) in dessen Bürgerbüro Bleibtreustrasse 33/Ecke Kurfürstendamm am Dienstag, 3. September von 18.00 Uhr-20.00 Uhr. VVN/VdA hat die Kundgebung angemeldet. 2. Sprecher Kamera und Bearbeitung: Ingo Müller rec: 03.09.2024

Kleine Fotogalerie