„Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“
Fritz Bauer, hessischer Generalstaatsanwalt, Ankläger im Auschwitz-Prozess
In Zuge der Digitalisierung von Unterlagen, Dokumente, Zeitschriften und Broschüren1 sind wir auf erschreckende Zustände in der jungen Bundesrepublik gestoßen, angefangen eigentlich bereits kurz nach dem Ende der Schreckensherrschaft des dt. Faschismus mit vielen Millionen von Toten, bis in den späten 1970-ziger beim Umgang mit Alt-Nazis.
Wir müssen uns nicht wundern, dass in der heutigen Zeit der Rechtsruck immer stärker wird. Wenn wir heute davon reden, dass wir dem Faschismus keine Tür öffnen wollen und ein Verbot der AfD fordern, kann ich (Anm. der Verfasser) nur sagen, dass dies bereits viel zu spät ist.
Wer sich die Geschichte des Umgangs mit den Nazi-Verbrechern anschaut, wird erkennen, dass in der BRD alles Mögliche getan wurde, um diese zu schonen bzw. wieder in Amt und Würden einzusetzen.
So wurden u. a. Prozesse gegen Verantwortlichen dieses faschistischen Systems verschleppt, nicht weiterverfolgt, nicht durchgeführt oder die Angeklagten konnten während den Verhandlungen nach Hause gehen oder wurde mir sehr geringen Strafen verurteilt.
Dies wurde in vielen Aussagen von Betroffenen, Überlebenden der KZ´s, Gerichtsreportagen, Zeitzeugen und sogenannte Nazi-Jäger mit Dokumenten und Zeugenaussagen belegt.
Anhand von Tonaufzeichnungen, Broschüren, Artikeln aus Zeitschriften (u.a. aus „Der Mahnruf“), Ausschnitten aus Akten (natürlich unter Einhaltung des Datenschutzes) und anderen Materialien ist eine kleine Dokumentation, in Form von einer Aufstellung vorhandenen Dokumente aus dem Archiv, entstanden.
Inhaltsverzeichnis
- Nazi-Jäger
- Broschüren zur Aufdeckung
- weiterführende Artikel/Hinweise/Audio- und Videobeiträge
- Sind wirklich alle Deutsche schuldig?
- 75 Jahre Grundgesetz und 52 Jahre Radikalerlass
Nazi-Jäger
Ein Nazi-Jäger ist eine Person, die Informationen über mutmaßliche ehemalige Nazis oder SS-Mitglieder und Nazi-Kollaborateure, die am Holocaust beteiligt waren, aufspürt und sammelt, typischerweise zur Verwendung vor Gericht wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Fritz Bauer
Einer der aufrichtigsten, seinen Prinzipien treugeblieben, obwohl er ständig mit schiefen Augen von seinen Kollegen angeschaut wurde, arbeitete er in der Höhle des Teufels um der Gerechtigkeitswillen Nazi-Verbrechen und die Täter des Holocaust aufzudecken und vor dem Richter zu bringen. Ich rede hier von den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968)
Sein Verdienst ist es, dass der berüchtigte Adolf Eichmann2 durch die Entführung von Eichmann nach Israel zu seiner gerechten Strafe kam und die Auschwitzprozesse den Lauf nahmen. Dadurch gewann den Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 eine positive Neubewertung.
Fritz Bauer in seinem Amtszimmer im Frankfurter Landgericht, 1965.
© Stefan Moses, München
Beate Klarsfeld
Die berühmteste Ohrfeige in der deutschen Zeitgeschichte
Es ist der 7. November 1968. Eine Frau ohrfeigt in aller Öffentlichkeit den deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und bezeichnet ihn als „Nazi“. Diese Frau ist Beate Klarsfeld und diese Ohrfeige steht für ihr jahrzehntelanges Engagement im Kampf gegen alte und neue Nazis. Zusammen mit ihrem Mann Serge hat sie sich der Jagd nach Kriegsverbrechern verschrieben, die sie über Kontinente hinweg aufspürt. Diese Graphic Novel erzählt nicht nur die Geschichte der Ohrfeige, sondern auch die von Beate und Serge Klarsfeld und ihrer Jagd nach Gerechtigkeit. Sie ist eine mutige Frau, die vor Gefahren für sich selbst nicht zurückschreckte und die unbeirrt ihren Weg fortgesetzt hat. Gegen staatliche und persönliche Widerstände ankämpfend, hat sie nie akzeptiert, dass manche NS-Kriegsverbrecher einfach so davonkommen sollten. Ihr größter Erfolg war der Prozess gegen Klaus Barbie, den „Schlächter von Lyon“.
Fotorechte: VVN-VdA, Archiv
Peter Neuhof
ist ein deutscher Journalist. Als Sohn der kommunistisch-jüdischen Widerstandskämpfer Karl und Gertrud Neuhof war er ab seiner frühen Jugend Betroffener der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Während des Kalten Krieges war er als West-Berliner Korrespondent für den Rundfunk der DDR ein außergewöhnlicher Grenzgänger. Heute ist er einer der letzten Zeitzeugen für den Terror im und den Widerstand gegen das NS-Regime.
Foto: Ingo Müller
Das sind nur drei Zeugen, die sich um Kampf für die Aufdeckung und Bestrafung von Nazi-Verbrechern ihr ganze Kraft eingesetzt haben. Es gibt viele Dokumente darüber, die überall in den Archiven verteilt sind. Meine Arbeit wird es sein, Dokumente aus unserem Archiv aufzuspüren, damit dieses dunkle Kapitel sich nie wiederholt.
„Die Trümmer des Hitler – Krieges sind längst weggeschafft, die
zerstörten Städte wieder aufgebaut. Aber! Der Schutt der
Vergangenheit ist in Köpfen noch immer oder schon wieder
vorhanden. Der Weg von Buchwald ist immer noch nicht zu
Ende. Deshalb: Getreu unserem Schwur: Lasst uns ihn
gemeinsam, solidarisch weitergehen“ 3
Broschüren zur Aufdeckung
- Weltfriedenstag 01.09.2024 – ImpressionenKleine Fotogalerie Redebeiträge (Video) kleine Auswahl Barbara Majd Amin Jochen Gester – IG Metall Barbara über die Auswirkungen der Kriegskosten auf das Sozialwesen Mario Kunze,… Weltfriedenstag 01.09.2024 – Impressionen weiterlesen
- Das ABC des deutschen MilitarismusHier sprechen Tatsachen um die Menschen zum Handeln zu bewegen. Zu diesem Zwecke wurde diese Schrift zusammengestellt, getragen von der Verantwortung gegenüber den Toten des… Das ABC des deutschen Militarismus weiterlesen
- Bonn – Zentrum des Militarismus, der Kriegs- und RassenhetzeDie Verantwortung der Adenauer-Regierung für die nazistisch-antisemitischen Exzesse Broschüre: 1960 Bonn – MilitarismusStandort: GDW-ArchivraumVerfasser: Eine Dokumentation Auszug aus der Dokumentation: Vorbemerkungen: „Die friedliebenden Menschen verurteilen… Bonn – Zentrum des Militarismus, der Kriegs- und Rassenhetze weiterlesen
- Der Fall LischkaDokumentation eines öffentlichen Skandals. “In Köln soll ein Prozeß gegen die Antifaschistin Beate Klarsfeld wegen ” Nötigung, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und wegen Verstoßes gegen das… Der Fall Lischka weiterlesen
- Judenmörder und Kriegsverbrecher am Hebel der Macht in der BundesrepublikStandort: GDW-ArchivraumTitel: Judenmörder und Kriegsverbrecher am Hebel der Macht in der BundesrepublikUntertitel: DokumentationAuftraggeber: Ausschuss für Deutsche Einheit und der Vereinigung Demokratischer Juristen DeutschlandsLaufzeit/Datierung/Jahr: 11.1956 Auszug… Judenmörder und Kriegsverbrecher am Hebel der Macht in der Bundesrepublik weiterlesen
weiterführende Artikel/Hinweise/Audio- und Videobeiträge
- Schaden für das Ansehen unseres Volkes abwenden: Der Gestapo-Mörder Kappler muss an Italien ausgeliefert werden!Aus dem Pressedienst des Präsidium der VVN -Bund der Antifaschisten: Nr. 36/ 1977, vom 22.08.1977 Die VVN – Bund der Antifaschisten erneuern ihre Forderung an die Bundesregierung, dem Ersuchen der italienischen Regierung auf Auslieferung des ehemaligen Gestapo·Chefs von Rom,… Schaden für das Ansehen unseres Volkes abwenden: Der Gestapo-Mörder Kappler muss an Italien ausgeliefert werden! weiterlesen
- Die BRD und die Sühne der Nazi-GewaltverbrechenManuskript von Prof. Dr. Friedrich Karl Kaul mit dem Titel „Die BRD und die Sühne der Nazi-Gewaltverbrechen“ Original: VVN-VdA – Westberlin – Entsch. 4.2.1.1. Die schlechte Qualität bitten wir um Entschuldigung, da das Original unter der Zeit leider stark… Die BRD und die Sühne der Nazi-Gewaltverbrechen weiterlesen
- Begnadigen deutsche KriegsverbrecherAuf dieser Seite werden ausgewählte Dokumente (Gesetzesänderungen, Schriftliche Berichte und Plenarprotokolle) aufgeführt. 31. Januar 1951: Alliierte begnadigen deutsche Kriegsverbrecher „Am Anfang war das Wort, heißt es im Johannes-Evangelium. Am Anfang der Bundesrepublik war die Amnestie, schreibt der Historiker Norbert… Begnadigen deutsche Kriegsverbrecher weiterlesen
- SS-Prozess: Sendungen ab 17.05.1969 „Berliner Welle“Hier veröffentlichen wir das Manuskript, das Peter Neuhof dem Archiv zur Verfügung gestellt hat. Diese Sendung wurde am 17. Mai 1969 in der „Berliner Welle“ unter dem Thema: Aktuelle Politik ausgestrahlt. Das Manuskript habe ich in mehrere Abschnitte getrennt,… SS-Prozess: Sendungen ab 17.05.1969 „Berliner Welle“ weiterlesen
- Peter Neuhofist ein deutscher Journalist. Als Sohn der kommunistisch-jüdischen Widerstandskämpfer Karl und Gertrud Neuhof war er ab seiner frühen Jugend Betroffener der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Während des Kalten Krieges war er als West-Berliner Korrespondent für den Rundfunk der DDR ein außergewöhnlicher Grenzgänger. Heute ist er einer der letzten Zeitzeugen für den Terror im und den Widerstand gegen das NS-Regime.… Peter Neuhof weiterlesen
- „Ich war ein Verfolgter des NS-Regimes“Konrad Adenauers Narrative nach der Niederlage des NS-Regimes Gastautor: Werner Rügemer „Ich war ein Verfolgter des NS-Regimes“ – mit diesem Narrativ trat Konrad Adenauer nach Ende des NS-Regimes in der Öffentlichkeit auf. So erzählt es auch heute die Konrad… „Ich war ein Verfolgter des NS-Regimes“ weiterlesen
- Ein frommer Nazi erhält: 100 000 DMAuf dieser Seite wird aufgezeigt, wie gut es Nazi-Verbrecher in der BRD geht und im Gegenzug dazu müssen deren Opfern für jeden Pfennig, der ihnen zusteht, jahrelang kämpfen müssen. Es werden hier Dokumente aus dem Archiv der VVN-Vda-Westberlin zur… Ein frommer Nazi erhält: 100 000 DM weiterlesen
- Moabit, Saal 700Eine Funkdokumentation von Peter Neuhof und Peter Burau 1969 Kurze Einleitung In dieser Funkdokumentation wird aufgezeigt, wie die Bundesdeutsche Justiz, insbesondere hier die Westberliner es nicht so ernst meinten mit der Verfolgung und Bestrafung von NAZI-Kriegsverbrecher und berichten über… Moabit, Saal 700 weiterlesen
- 1962: Noch immer amtierende 1155 belastete Nazi-JuristenVon diesen 1155 belasteten Justizbeamte amtieren: Quelle: „Der Mahnruf“ 27- Heft Mai 1962, Umschlagseite 2 und 4 (s. u. Hef Das komplette Heft:
- „Die Bundesrepublik ist ein Asylland für Nazi-Mörder“ Das Tribunal – Mord am Bullenhuser DammAus der Dokumentation: „Das Tribunal – Mord am Bullenhuser Damm“ 1986 Persönliches Vorwort vom Verfasser: Wer jetzt keine starke Nerven hat, sollte diesen beiden Teile überspringen: Angefangen hat alles 1944, ein SS-Arzt, Dr. Kurt Heißmeier, brauchte Menschenmaterial für seine… „Die Bundesrepublik ist ein Asylland für Nazi-Mörder“ Das Tribunal – Mord am Bullenhuser Damm weiterlesen
- 03.11.1959 internationale Pressekonferenz – Rede Prof. Dr. Reintanz – 1000 Ministerialjustizbeamte der Nazi-Zeit amtieren in WestdeutschlandRede von Professor Dr. Gerhard Reintanz,Juristische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halleauf der internationalen Pressekonferenz des Ausschusses für Deutsche Einheitam 5, November 1959 in Berlin Auszug aus der Rede von Prof. Dr. Reintanz: „Meine Damen und Herren!Vor nicht ganz zwei Wochen… 03.11.1959 internationale Pressekonferenz – Rede Prof. Dr. Reintanz – 1000 Ministerialjustizbeamte der Nazi-Zeit amtieren in Westdeutschland weiterlesen
Sind wirklich alle Deutsche schuldig?
Die Verfasserin dieser Flugschrift, Frau Irmgard Litten, ist die Mutter von Hans Litten, eines heldenhaften Kämpfers gegen das Naziregime in Deutschland. 1950
Das Original liegt im Archiv der VVN-VdA und kann dort eingesehen werden.
sind-wirklich-alle-Deutgsche-schuldig75 Jahre Grundgesetz und 52 Jahre Radikalerlass
"75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland waren und sind auch 75 Jahre Angriffe auf demokratische Rechte und Freiheiten. Auch der sog. „Radikalenerlass“ von 1972 war eine eklatante Verletzung der im Grundgesetz verankerten Rechte." Quelle:
In diesem Zusammenhang ist ein Referat von Prof. Dr. Fritz Eberhard aus dem Jahre 1976, in den weiterführenden Artikel enthalten. Thema dieses Referat lautet: „Wir brauchen Radikale, die den Übeln des Kapitalismus an die Wurzeln gehen“. Hier geht es um das GG, der Fritz Eberhard mit einer der Väter des GG ist. Doch insbesondere referiert er über den „Erlass zur Beschäftigung von Radikalen im öffentlichen Dienst [Radikalenerlass], 28. Januar 1972″4
In der anschließenden Diskussion sprach eine Diskussionsrednerin und erwähnte: „das Jahr seit Jahren, schon seit Anfang der 50 Jahre aktive und sogar belastete Nazis im öffentlichen Dienst sitzen, die unter Umständen heute sogar noch die Prüfer sind…,5
Hier die vollständige Redebeitrag:
- durch meine ehrenamtl. Mitarbeit im Archiv der VVN-VdA [↩]
- Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges leitete er in Berlin das „Eichmannreferat“. Diese zentrale Dienststelle des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA, mit dem Kürzel IV B 4) organisierte die Verfolgung, Vertreibung und Deportation von Juden und war mitverantwortlich für die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen im weitgehend vom NS-Staat besetzten Europa. Im Mai 1960 wurde er von israelischen Agenten aus Argentinien entführt und nach Israel gebracht, wo ihm ein öffentlicher Prozess gemacht wurde. Er wurde zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1962 durch Hängen hingerichtet. [↩]
- Peter Neuhof: Auszug aus seiner Rede bei einer Soli-Veranstaltung des DGB gegen die Aberkennung des Status der Gemeinnützigkeit des VVN-BdA, https://www.gew-berlin.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=94942&token=80a775c97df030a8399a1d9bd3c3b48cdeb59595&sdownload=&n=Rede-von-Peter-Neuhof.pdf [↩]
- https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0113_ade&object=abstract&st=&l=de [↩]
- Anm. Verfasser: für den Erlass [↩]