Totgeschwiegen – ein Reinickendorfer Museum der anderen Art!

Bericht über den Besuch

Menschen mit psychischen und physischen Einschränkungen wurden und werden immer wieder ausgegrenzt, versteckt. Für Eltern, die ihre Kinder lieben, ist das schon immer eine schwere Belastung.

1880 wurde vor den Toren von Berlin die „Irren- und Idiotenanstalt der Stadt
Berlin zu Dalldorf“
gegründet und weitere rund um Berlin.

Hier sollten psychisch kranke Menschen in einer schönen Umgebung leben können. Ärzte und Betreuer kümmerten sich um sie. Durch landwirtschaftliche Arbeit konnten sie sich zum Teil selbst versorgen. In den 1920er Jahren wurde die Einrichtung in Wittenauer Heilstätten umbenannt.

Bis heute kennt man die Ursachen der geistigen Einschränkungen nicht. Das hielt aber einige Ärzte und Politiker der Nazizeit nicht davon ab, die Kranken als unwerte Menschen zu bezeichnen, die die Volksgesundheit gefährden. Zwangssterilisation wurden rechtmäßig eingeführt. Tausende Kinder und Erwachsene wurden durch Arbeit, Mangelernährung und Versuche ermordet.

Der Ausstellungstitel „totgeschwiegen“ erinnert an die Menschen, an die viele sich nicht erinnern wollen. Auch heute wird der Wert der Menschen von Rassisten an Hand von Verwertbarkeit klassifiziert. Ein Björn Höcke darf sich 2023 im Sommerinterview gegen Inklusion auslassen. „Projekte, die unsere Schüler nicht weiterbringen, die unsere Kinder nicht leistungsfähiger machen und die nicht dazu führen, dass wir aus unseren Kindern und Jugendlichen die Fachkräfte der Zukunft machen“ sollen nach seiner Aussage eingestellt werden.

1957 wurden die Wittenauer Heilstätten umbenannt in Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, heute geführt von Vivantes. Die Probleme von damals existieren noch heute. Geistig eingeschränkten Menschen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen, erfordert für sie einen Schutzraum und Unterstützung und kostet somit Geld. Auf dem Gelände befindet sich hinter einem hohen Zaun das Krankenhaus des Maßregelvollzugs. Hier, in der Forensischen Psychiatrie, sind Menschen untergebracht, die Straftaten begangen haben, für die sie auf Grund ihrer psychischen Erkrankung nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Durch eine Behandlung mit Psychopharmaka sollen sie wieder einen Weg in die „betreute“ Freiheit wiedererlangen. Das ist der Wunsch, die Realität in einer überbelegten Einrichtung sieht anders aus.

Wir, Mitglieder der VVN-VdA und der Linken Reinickendorf hatten am 17. März die Ausstellung besucht.

Eine Führung mit Erläuterungen können wir nur empfehlen

Öffnungszeiten und weitere Informationen hier
https://www.totgeschwiegen.org/ . Ein Führung mit Erläuterungen können wir
nur empfehlen.

Text: Klaus Murawski

Anschließend folgte ein Besuch zu den ehemaligen Friedhof der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, der immer mehr in Vergessenheit geraten wäre, wenn es nicht den „Freundeskreis Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof“ geben würde. Im Januar 2022 konnte der Gedenkort offiziell durch die Anbringung einer Gedenktafel an der restaurierten Friedhofsmauer eingeweiht werden.

Kleine Chronik:

1869 wurde das Gut Dalldorf zur Einrichtung einer „Städtischen Irrenanstalt“ erworben.

1880 wurde die Einrichtung als „Städtische Irrenanstalt Dalldorf“ eröffnet.

1925 eröffnete die Anstalt ihre „Nervenklinik Wiesengrund“ für männliche Patienten. Im gleichen Jahr wurde die „Irren- und Idiotenanstalt“ im Zusammenhang mit den Reformbestrebungen der Weimarer Zeit umbenannt: Die „Irrenanstalt Dalldorf“ wurde zu den „Wittenauer Heilstätten“ und die „Idiotenanstalt“ zur „Erziehungsanstalt der Wittenauer Heilstätten“

Nach 1933 bildete im NS-Gesundheitswesen die „Erb- und Rassenpflege“ einen Schwerpunkt.

1934 wurde dann das „Erbgesundheitsgesetz“ verabschiedet.

1939 erfolgte die Deportation der Kranken in die Tötungsanstalten Obrawalde, Brandenburg, Grafeneck und Hadamar.

1943 November ein Bombenangriff zerstörte teile der Anstalt.

Nach 1945 wirkten die Wittenauer Heilstätten als psychiatrisches Krankenhaus.

1967 die Umbenennung in Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik

1994 wurde am Haupteingang eine Bronzetafel angebracht, zum Gedenken der Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen der Wittenauer Heilstätten

Am 1. Januar 1997 wurde die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik mit dem Humboldt-Krankenhaus zum Krankenhaus Reinickendorf vereinigt

1. Januar 2001 gingen alle landeseigenen Kliniken, außer dem Krankenhaus des Maßregelvollzugs, im Krankenhauskonzern Vivantes auf

von 1880 und 2006 war die KBoN eine psychiatrische Klinik in Berlin.

Seit 2019 ist das Gelände der KBoN eine Erstaufnahme von Asylsuchenden und Auf dem Gelände befindet sich das Krankenhaus des Maßregelvollzugs Berlin.

Kleine Chronik der Ausstellung „Totgeschwiegen“

1988: Eröffnung in der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Obergeschoss des Hauses 4


1989: Umzug ins Landesarchiv Berlin


1991: nach Überarbeitung Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Kirchensaal im Haus 14


1995–1996: Leihgabe an das Museum Guislain im belgischen Gent


bis 2005: gezeigt im Humboldt-Klinikum, Standort Oranienburger Straße, Quergebäude des Hauses 14


Sommer 2005: kurz gezeigt im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge

Januar 2009: nach Neukonzipierung und Umbenennung auf Bitten der Familie Bonhoeffer in „Totgeschwiegen 1933–1945“. Die Geschichte der Wittenauer Heilstätten, seit 1957 Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Humboldt-Klinikum, Standort Oranienburger Straße, Haus 10

März 2013[52] Erweiterung im Rahmen des Berliner Themenjahrs Zerstörte Vielfalt um die Ausstellung Doppelt Stigmatisiert. Schicksale Jüdischer Psychiatriepatienten in Berliner Heil- und Pflegeanstalten unter dem NS-Regime. derselbe Ort

((Quellen:

https://freundeskreis-anstaltsfriedhof.jimdofree.com/der-freundeskreis/

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik

https://www.totgeschwiegen.org/ausstellung.html))

Vortrag zu Tony Breitscheid (1878-1968) am Dienstag, 6. Februar 2024 am Breitscheidplatz

Ich halte nicht oft Vorträge in Kirchengemeinden, aber diesmal finde ich das sehr wichtig.

Pfarrer i.R. Dr. Kurt Anschütz von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche hat mich gebeten, die Einladung auch an „meinen“ Geschichtssalon weiterzugeben. Das tu ich natürlich gerne. Tony Breitscheid war mehr als die Frau von Rudolf Breitscheid, das geht auch aus der Einladung hervor. Ich werde Ihre Arbeit in der Frauenbewegung, ihren antifaschistischen Widerstand, und ihre Verfolgung, die sie beinahe nicht überstanden hat, vorstellen. Ich denke, sie hat uns auch heute Einiges zu sagen. Ich freue mich, wenn sich viele dafür interessieren. Die Einladung hängt an und kann gerne weitergegeben werden. Der Eintritt ist frei.

Es gibt auch Bestrebungen, den Breitscheidplatz in Rudolf-und-Tony-Breitscheidplatz umzubenennen.

Herzliche Grüße Gisela Notz

Wann: 06. Februar 2024

Uhrzeit: 19.00 Uhr

Wo:

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-
Kirchengemeinde
Lietzenburger Straße 39
10789 Berlin

Aufruf von VVN-BdA Mitgliedern zur Kundgebung am 25.11.2023 in Berlin

Am 28. November wird im Bundestag in 2. Lesung der Haushalt für das kommende Jahr beraten. Erstmals soll Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel (nach NATO-Kriterien) erreichen: 85,5 Milliarden Euro Militärausgaben im Jahr 2024 – das sind die größten seit Bestehen der Bundesrepublik.

Was für Panzer und Raketen ausgegeben wird, fehlt im Gesundheitswesen, bei der Bildung und Unterstützung unserer Kinder und dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Je mehr den Herren und Damen des großen Kapitals gegeben wird, desto mehr wird uns genommen. Wir wissen: Das ist der Boden, auf dem der Nazismus gedeiht.

Als Mitglieder der VVN-BdA, der größten und ältesten antifaschistischen Organisation, ist unsere Erinnerung an die Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft gerichtet: “Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel” (Schwur von Buchenwald).

Wir rufen deshalb zur Teilnahme an der Kundgebung am 25. November 2023 in Berlin auf.       

  • Die Bundesregierung muss Initiativen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine unterstützen!
  • Keine Waffenlieferungen!
  • Keine Wirtschaftssanktionen!
  • Kollektive Sicherheit von Lissabon bis Peking statt Aufrüstung und Krieg!

Diesen Aufruf haben initiiert:

Barbara Majd Amin, Mitglied VVN Tempelhof-Schöneberg; Bettina Becker, Mitglied VVN-BdA Friedrichshain-Kreuzberg; Beate Bröckl, VVN-VdA; Uwe Bröckl, Mitglied im Vorstand VVN-VdA e.V. Berlin; Jochen Burghardt, Mitglied im Vorstand der VVN-VdA e.V.; Rüdiger Deißler, Mitglied im Vorstand VVN-VdA e.V. Berlin; Jochen Gester, VVN-BdA  Friedrichshain-Kreuzberg; Victor Grossman, AK Frieden der Berliner VVN-BdA; Benedikt Hopmann, VVN-BdA Friedrichshain-Kreuzberg; Sinje Kätsch, Mitglied VVN-BdA Friedrichshain-Kreuzberg; Gertrud Kindl, Mitglied der VVN Kreisvereinigung Kassel; Christine Kohl, VVN Tempelhof/Schöneberg; Gisela Lingenberg, Mitglied, der VVN-BdA Lichtenberg e.V.; Dr. Charles Melis, AG Antifaschismus VVN-BdA Lichtenberg, Mitglied des AK Frieden der Berliner VVN-BdA Unterstützer von frieden-gewinnen.de; Susanne Misere, VVN-VdA; Peter Bäß, VVN-VdA; Erika Mourgues, VVN-VdA Charlottenburg; Ingo Müller, Mitglied VVN-VdA Reinickendorf: Gisela Notz, Mitglied des VVN-BdA Friedrichshain-Kreuzberg; Andrej Reder, VVN-BdA-Mitglied in Pankow, Mitglied des AK Frieden der Berliner VVN-BdA; Brigitte Renkl, Mitglied im Vorstand der VVN-VdA e.V, Berlin, Mitglied im Bundesausschuss der VVN-BdA; Cornelius Renkl, Mitglied in der VVN-VdA, Neukölln.

Diesen Aufruf unterstützen:

Wolfgang Althen, Vorstandsmitglied VVN-BdA Frankfurt/M.; Christiane Bärenz, VVN-BdA, Berlin – Mitte; Rolf Becker, Mitglied von ver.di und der VVN-BdA Hamburg; Norbert Birkwald, Sprecher der VVN-BdA Frankfurt am Main und Landessprecher der hessischen VVN-BdA; Corinna Blume, Vorstandsmitglied der VVN-BdA KV Karlsruhe; Dr. Andreas Bräutigam, VVN Tempelhof/Schöneberg und Mitglied im Vorstand der Berliner Geschichtswerkstatt e.V.; Hans Brenner (Fürth), Mitglied im Bundesausschuss der VVN-BdA und im Landesvorstand der VVN-BdA, Bayern; Anthony Cipriano, Landesgeschäftsführer der VVN-BdA Baden-Württemberg; Michael Dandl, Landessprecher der VVN-BdA Baden-Württemberg; Dr. Ulrike Faber VVN-VdA Tempelhof-Schöneberg; Elke Faude, Vorstandsmitglied der VVN-BdA KV Karlsruhe; Sven George, Mitglied der VVN-BdA BO Mitte; Silvia Gingold, VVN Kassel; Alfred Hartung, VVN-BdA Wolfsburg; Conni Hechler-Birkwald, Mitglied der VVN-BdA KV Frankfurt am Main; Reiner Hofmann, Mitglied der VVN-BdA Stuttgart; Liane Holl, Vorstandsmitglied der VVN-BdA KV Karlsruhe; Manfred Jansen, Mitglied im Kreisvorstand der VVN-BdA Stuttgart; Jens Kany, Sprecher der VVN-BdA KV Karlsruhe; Gisela Kehrer-Bleicher, Mitglied im Kreisvorstand der VVN-BdA Tübingen, Mitglied im Landesvorstand der VVN-BdA Baden-Württemberg; Inge Ketzer, stellv. Kreisvorsitzende der VVN-BdA Kreisvereinigung Mühlheim an der Ruhr e.V.; Gertrud Kindl, Mitglied der VVN Kreisvereinigung Kassel; Hans-Peter Köhler, Mitglied der VVN Kreisvereinigung Frankfurt am Main; Jean Paul Koepsell Sprecher des KV VVN-BdA Lübeck / Krs.Hzgt. Lauenburg; Peter Köster, Mitgleider der VVN-BdA, ehrenamtlicher Vorsitzender der IG Bauen Agrar Umwelt, Bezirksverband Mühlheim-Essen-Oberhausen; Herrmann Kopp, VVN-BdA Düsseldorf; Peter Krebs, Mitglied im Kreisvorstand der VVN-BdA Tübingen; Dieter Lachenmayer, ehemaliger Landesgeschäftsführer und Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der VVN-BdA Baden-Württemberg; Lothar Letsche, Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes der VVN-BdA Baden-Württemberg; Peter Lind, Mitglied VVN/VdA Schöneberg-Tempelhof; Bernhard Mainz Landeskassierer der VVN-BdA Baden-Württemberg; Bettina Mandellaub, Friedensinitiative Rödelheim/Frankfurt am Main; Karl-Martin Matt (Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der VVN-BdA Baden-Württemberg; Birgit Meier, Landessprecherin VVN.BdA Niedersachen; Klaus Meier, Landesfinanzrat VVN-BdA Nds. und Sprecher der VVN-BdA Kreis Celle; Bernd Meimberg, Sprecher des KV VVN-BdA Lübeck / Krs.Hzgt. Lauenburg; Lore Meimberg, Sprecherin des KV VVN-BdA Lübeck / Krs.Hzgt. Lauenburg; Gerhard Moses Hess, Mitglied VVN-VdA Tempelhof-Schöneberg; Monika Münch-Steinbuch, Mitglied der VVN-BdA; Klaus Oberschewen, Mitglied im Vorstandsrat der VVN-BdA Oberhausen; Christof Ostheimer, VVN-BdA – Mitglied in Neumünster; Michael Petter, Mitglied VVN-BdA Lübeck/Herzogtum Lauenburg; Paul Pockrandt VVN-BdA Braunschweig Mitglied in der Landesschiedskommission; Hans Jürgen Rettig, Vorstandsmitglied der VVN-BdA KV Karlsruhe; Silvia Rölle, Landessprecherin der VVN-BdA Landesvereinigung NRW e.V. und Mitglied des Bundesausschusses, Kreisvorsitzende der VVN-BdA KV Mülheim an der Ruhr e.V.; Harff-Dieter Salm, VVN-BdA Frankfurt/Main; Jürgen Schuh, VVN-BdA Kreissprecher Düsseldorf; Hans-Jörg Schraml, VVN-VdA Neukölln; Hartmut Stinton, Lv VVN/BdA Bremen; Inge Trambowski, VVN-BdA Kreisvorstandsmitglied Düsseldorf; Prof. Dr. Hannes Wandt, Landesdelegierter VVN-BdA Bayern; Elisabeth Wissel, VVN-VdA Tempelhof-Schöneberg; Rainer Witzel, VVN-BdA; Helmut Woda, Vorstandsmitglied der VVN-BdA KV Karlsruhe.

V.i.S.d.P.: RA Benedikt Hopmann, Schönhauser Allee 72a, 10437 Berlin, hopmann@kanzei72a.de

Infoveranstaltung zum Jahrestag der unvollendeten Revolution 1918  | Krieg und Kapital zerstören Leben, Löhne und Klima!

9. November 2023 – 19.00 – 23.00


Themen und Mitwirkende der Infoveranstaltung

Foto: Ingo Müller

(Schauspieler)

Rolf Becker ist bekannt für seine feinfühligen und eindringlichen Interpretationen politischer Ereignisse, Geschichten und Gedichte. Er trat auch auf zahlreichen Veranstaltungen in Berlin auf, so aus Anlass des 100. Jahrestages der Novemberrevolution auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor.


Duygu Kaya war Rider bei dem Lieferdienst Gorillas. Ihr wurde gekündigt, weil sie für pünktliche und vollständige Bezahlung der Löhne mit ihren Kolleginnen und Kollegen streikte. Sie klagte mit zwei Kollegen gegen diese Kündigung. In dem derzeit laufenden Prozess steht das restriktive deutsche Streikrecht auf dem Prüfstand.

Gorillas
Gorillas

Uwe Haseloff
›Politische Streiks vor und während des 1. Weltkriegs‹


Koordination 1918 unvollendet
›100 Jahre Ludendorff-Hitler Putsch‹


Kulturelles Rahmenprogramm:
Theater X | Paul Geigerzähler & Isabel Neuenfeldt (Musik)



Kleine Fotogalerie über TheaterX:


Paul Geigerzähler, während einer Protestveranstaltung „Wombat´s city Hostels, 17.05.2019, Video: Ingo Müller 17.05.2019

Der Flyer zur Veranstaltung:

Presseberichte über uns

17. August 2023 Berliner Woche:

VVN-VdA übernimmt die Verantwortung für das Grab von Werner Seelenbinder

weiterlesen hier:


19.08.2023: Gedenken an den Kommunisten Ernst Thälmann


Beitrag von Uwe Bröckl

Ernst 19.08
Foto: Ingo Müller

Gedenken an den Kommunisten Ernst Thälmann Anlässlich des 79. Jahrestages der Ermordung von Ernst Thälmann durch die Nazis fanden am Sa, 19. August und So, 20. August mehrere Gedenkfeiern statt. So wurde am Samstag vor dem Denkmal im Prenzlauer Berg und am Sonntag am Ort von Thälmanns letzter Rede im brandenburgischen Ziegenhals an den nach elf Jahren Einzelhaft unbeugsamen Kämpfer gegen Faschismus und Krieg erinnert.


Zitat Ernst Thälmann : „ Ich glaube an den Triumph der Wahrheit und dieser Glaube hält mich
aufrecht in den Prüfungen, die ich jetzt zu bestehen habe….So schwer es ist, diese Einsamkeit
und diese Last zu ertragen, ich will und werde tapfer und mutig aushalten, denn ich weiß,
dass unbeugsamer Wille und fester Glaube Berge versetzen.“
Unter den 120 Genoss*innen waren auch viele Mitglieder der VVN-VdA und VVN-BdA. So
waren und sind die Kamerad*innen der VVN über viele Jahre zu erleben an der Seite der
Friedensbewegung, bei Demonstrationen und Sitzblockaden, Auftritte als Zeitzeug*innen an
Schulen, Gedenkveranstaltungen und Veranstaltungen für eine sozialere Gesellschaft, gegen
Ausbeutung und Armut.
Entmilitarisierung, Demokratisierung, Entnazifizierung und Kampf gegen das große Kapital
sind dabei unsere Grundsätze und Leitlinien unseres antifaschistischen Handelns. Zitat aus
dem Schwur von Buchenwald : „ Die Vernichtung des Nazismus mit all seinen Wurzeln ist
unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel
Liebe Genoss*innen, liebe Freund*innen, ja wir leben in turbulenten Zeiten. Lasst uns unsere
Orientierung wiedergewinnen, aus der Verwirrung herauskommen, unsere Positionen klären,
organisierter werden und mit Ernst Thälmanns Optimismus die Welt gerechter und
friedlicher machen
.“


Rede von Heiner Bücker (Transkript)

Ernst 19.08
Foto: Ingo Müller

Die wahren Gründe Russlands für die Intervention in der Ukraine, Heiner Bücker, Coop Anti War Café /
Vor dem Denkmal des von den Nazis im KZ ermordeten Kommunisten Ernst Thälmann.
Bemerkungen zu meinem eigenen Fall im Verfahren wegen Gedenkrede zum Überfall auf die UdSSR.

Hier der Redebeitrag zum Lesen:

Redebeiträge als Video


Die tatsächlichen Gründe für Russlands Intervention in der Ukraine? H. Bücker, Coop Anti War Café, Am Denkmal des von den Nazis im KZ ermordeten Kommunisten Ernst Thälman

Sa 19.8. Ernst Thälmann Denkmal in Berlin – Rede Max Renkl, Freundeskreises „Ernst Thälmann“ e. V.

Fotogalerie:


Werner-Seelenbinder-Ehrung 2023


Ausstellung

von 17.9.2023, 14:00 Uhr

bis 5.10.2023, 18:00 Uhr

im Kiezladen

Sonnenallee 154, 12059 Berlin (Bus M41 Hertzbergplatz)

Ausstellung über den Arbeitersportler, Ringer, Kommunisten und antifaschistischen Widerstandskämpfer Werner Seelenbinder.

Zum Abschluss am 5.10.2023 um 19:30 Uhr gibt es eine Lesung aus der Seelenbinder-Biographie „Der Stärkere“ von Walter Radetz, schon ab 18:00 Uhr gibt es Essen aus der Kiezladen-KüfA-Gruppe gegen Spende.


Filmvorführung

am 15. 10. 2023 um 15:00 Uhr
im Kino Moviemento
Kottbusser Damm 22, 10967 Berlin
(U7/U8 Hermannplatz & U8 Schönleinstraße)


Ehrung

Sonntag, 22. Oktober 2023
Beginn 15.30 Uhr
Werner-Seelenbinder-Sportpark
Oderstraße 182, 12051 Berlin (U- und S-Bahnhof Hermannstraße)


Auf unserer Veranstaltung am Grab von Werner Seelenbinder wollen wir anlässlich seines Todestages des hervorragenden Ringers, antifaschistischen Widerstandskämpfers und Kommunisten gedenken, der vor 79 Jahren von den Faschisten hingerichtet wurde.


11. August 2023: Impressionen über die Gedenkveranstaltung für WOLFGANG SZEPANSKY

18. August 2023

„Es ist über zwanzig Jahre her …einige furchtbare Einzelheiten sind mir klar in Erinnerung, so als wäre alles erst vor kurzem geschehen: Am 16. Oktober 1940 wurde ich als „Schutzhäftling“ in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Die Tür der „grünen Minna“, die den kleinen Trupp Gefangener brachte, wurde aufgerissen, wir wurden hinausgejagt und solange mit Fußtritten und Püffen bedacht, bis wir in Reih und Glied standen. Dann mußten wir auf der Lagerstraße am Tor stehen. Auf dem Balkon des Torgebäudes stand ein MG-Posten. Der Lauf des Gewehres war auf uns gerichtet:
„Schicke euch gleich ’ne Ansichtskarte runter, wenn ihr so dreckig kiekt“, brüllte er uns an.“ Quelle: „Der Mahnruf – 20/1961“ Seite 27

am Stand der VVN-VdA beim Signieren seines Buches auf dem Fest „Künstler für den Frieden“ Okt./1985, Foto: Christine Albert

Foto: Ingo Müller

Auf Initiative von Ralf Derwenskus und Uwe Januszewski trafen sich am Freitag, dem 11. August 2023 Weggefährten, Freunde und Kameraden und Kameradinnen der VVN-VdA und vielen Engagierten an der Gedenktafel in der Methfesselstraße 42, um an Wolfgang Szepansky zu erinnern.

Genau vor 90 Jahren schrieb er 22-jährig an die Mauern der damaligen Schultheiß-Brauerei die Worte „Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rot Front!“

Er wurde gefasst und in das KZ Columbiahaus zum Verhör gebracht. Nach seiner Entlassung floh er ins Asyl nach Holland

Gedenktafel, Foto: Ingo Müller

An der Gedenkveranstaltung nahmen weiterhin die Bezirksverordnete Corinna Volkmann, der Bezirksverordnete Harald Gindra und der Vorsitzende der Bruno und Else-Voigt-Stiftung,
Klaus-Dieter Schulz teil.

Foto: Ingo Müller

Ralf Derwenskus eröffnete die Veranstaltung mit Erinnerungen an Regina Szepansky, Tochter von Gerda und Wolfgang. Sie engagierte sich mit ihren Eltern in der Erinnerungsarbeit und begleitete ihren Vater nach dem Tod von ihrer Mutter 2004 bei vielen Gedenkveranstaltungen. Lange war sie Vorstandsmitglied in der Berliner Geschichtswerkstatt, Mitglied der VVN-BdA und im Verein „Sie waren Nachbarn“ aktiv. Außerdem erinnerte Ralf Derwenskus an Petra Kühne-Sager, Mitinitiatorin der Gedenktafel und langjähriges Vorstandsmitglied des Aktiven Museums.


Foto: Ingo Müller

Trille Schünke, Vorständin der Berliner VVN-BdA, sprach über die Bedeutung von Wolfgang und Gerda Szepanskys Wirken in der VVN-BdA. Mitte der 1970er Jahre gehörte Wolfgang als Vorsitzender der VVN zu denen, die leidenschaftlich für die Öffnung der VVN für jüngere Antifaschist*innen stritten und sie schließlich auch durchsetzten, sodass es sie heute auch noch als älteste antifaschistische Organisation gibt.


Foto: Ingo Müller

Oliver Schworck, Stadtrat in für Jugendhilfe und Gesundheit in Tempelhof-Schöneberg und mitverantwortlich für die Realisierung der Gedenktafel für Wolfgang Szepansky sprach über die Aktion von 1933 und seinen weiteren Leidensweg in der Zeit des Nationalsozialismus.


Foto: Ingo Müller

Uwe Januszewski, enger Weggefährte von Wolfgang und Gerda Szepansky und Mitinitiator der Gedenktafel, las aus Wolfgangs Autobiografie vor und berichtete über seine Aktion von 1933.


Anschließend legten die Teilnehmenden Blumen nieder.

Foto: Ingo Müller

Hier das Video zur Gedenkveranstaltung.

Video: Ingo Müller

Kleine Fotogalerie von Ingo Müller

Foto: Ingo Müller, 11.08.2023

Die Eltern von Hans Coppi, Zentralfriedhof Berlin, Foto: Ingo Müller, 03.10.2023

GEDENKEN AN WOLFGANG SZEPANSKY

1.3.10.
Wolfgang Szepansky

„Es ist über zwanzig Jahre her …einige furchtbare Einzelheiten sind mir klar in Erinnerung, so als wäre alles erst vor kurzem geschehen: Am 16. Oktober 1940 wurde ich als „Schutzhäftling“ in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Die Tür der „grünen Minna“, die den kleinen Trupp Gefangener brachte, wurde aufgerissen, wir wurden hinausgejagt und solange mit Fußtritten und Püffen bedacht, bis wir in Reih und Glied standen. Dann mußten wir auf der Lagerstraße am Tor stehen. Auf dem Balkon des Torgebäudes stand ein MG-Posten. Der Lauf des Gewehres war auf uns gerichtet:
„Schicke euch gleich ’ne Ansichtskarte runter, wenn ihr so dreckig kiekt“, brüllte er uns an.“ Quelle: „Der Mahnruf – 20/1961“ Seite 27

Einladung:

GEDENKEN AN WOLFGANG SZEPANSKY

AM FREITAG, DEM 11. AUGUST 2023, UM 17.00 UHR, wollen wir

AN DER GEDENKTAFEL IN DER METHFESSELSTRAßE 42 / NÄHE ECKE DUDENSTRAßE

an den Mariendorfer Jungkommunisten, Widerstandskämpfer, Zeitzeugen und
Träger des Bundesverdienstkreuzes Wolfgang Szepansky erinnern. Genau
vor 90 Jahren schrieb er 22-jährig an die Mauern der damaligen
Schultheiß-Brauerei die Worte „Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rot
Front!“

Er wurde gefasst und in das KZ Columbiahaus zum Verhör gebracht. Nach
seiner Entlassung floh er ins Asyl nach Holland. Hier wurde er nach dem
Überfall der deutschen Wehrmacht interniert, nach Deutschland verbracht
und in das KZ Sachenhausen gesperrt. Von 1941bis 1943 wurde er wegen
Rassenschade, er lebte in Holland mit einer jüdischen Frau zusammen und
hatte mit ihr einen Sohn, in das Gefängnis Berlin-Tegel verlegt.
Anschließend erfolgte erneut die sog. Schutzhaft im KZ Sachsenhausen.
Die Befreiung 1945 erlebte er während des Todesmarsches nach Nordwesten
bei Schwerin.

Am 18. Juni 1945 organisierte er ein Treffen im Mariendorfer
Eckener-Gymnasium und es entstand der Antifaschistische Jugendausschuss,
der bis zur Bildung des bezirklichen Jugendausschusses bestand. Wolfgang
Szepansky wurde Zeichenlehrer an einer Tempelhofer Schule, bevor er 1951
während des Kalten Krieges als Kommunist mit Berufsverbot in
West-Berlin belegt wurde. Er wurde Kulturclubleiter bei der Deutschen
Reichsbahn. 20 Jahre kämpfte er vor Gericht, bevor ihm die aberkannte
Entschädigung als Verfolgter des Naziregimes wieder zuerkannt wurde.

Wolfgang Szepansky wurde einer der wichtigsten Zeitzeugen. Als Mitglied
der VVN/Bund der Antifaschisten war es ihm wichtig, seine Erfahrungen
weiterzugeben. Er diskutierte mit Schulklassen, begleitete Fahrten in
die Gedenkstätte Sachsenhausen und zu Berliner Gedenkstätten,
unterstützte viele Initiativen und war Mitstreiter bei der Entwicklung
der antifaschistischen Stadtrundfahrten durch Tempelhof, die er bis zu
seinem Tode am 23. August 2008 aktiv begleitete.

Das Gedenken findet auch zusammen mit der VVN/Bund der Antifaschisten,
SPD Tempelhof/Schöneberg, Paper Press und vielen Engagierten statt.

25. Juli 2023: Friedenspolitische Erklärung

Ergebnis der friedenspolitischen Beratung von Mitgliedern der VVN-BdA Berlin

Wir fühlen uns den Grundsätzen verpflichtet, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von denjenigen entwickelt wurden, die während des Faschismus im Widerstand gewesen und verfolgt worden waren: Entmilitarisierung, Demokratisierung, Entnazifizierung und Kampf gegen das große Kapital, das in hohem Maße Krieg und Faschismus mitgetragen hatte. Diese Grundsätze sind für uns bis heute die Leitlinien unseres antifaschistischen Handelns. “Die  Vernichtung des Nazismus mit all seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.”[1]  

Die VVN war in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg immer fester Bestandteil der Friedensbewegung. Sie beteiligte sich an dem Kampf gegen den Atomtod, an dem Kampf gegen die Remilitarisierung, an der Ostermarschbewegung, an dem Kampf gegen die Stationierung der Mittelstreckenraketen und an den Protesten gegen den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien, in dem deutsche Piloten Jugoslawien zum zweiten mal nach den Bombardements im Zweiten Weltkrieg bombardierten.

Antifaschismus und Antimilitarismus sind zwei Seiten einer Medaille.

Daher setzen wir voraus, dass es allen Mitgliedern der VVN-BdA wichtig ist, dass die Kriegshandlungen in der Ukraine sehr bald beendet werden.

Allerdings gibt es in der VVN-BdA, wie in der gesamten Gesellschaft unterschiedliche Auffassungen darum, wie und unter welchen Bedingungen dies zu erreichen ist und mit welchen Konsequenzen. Unterschiedliche Auffassungen haben aber auch viel mit Hintergrundwissen, Blickwinkeln und Erfahrungen zu tun. Für uns als Organisation, die sich aus Mitgliedern  unterschiedlicher weltanschaulicher und politischer Positionen zusammensetzt, ist es umso wichtiger, dass es in unseren Publikationen und Veranstaltungen möglich ist, die unterschiedlichen Positionen solidarisch zu diskutieren.

Nun gibt es Friedensbestrebungen, bei denen Forderungen gestellt werden, die unseren scheinbar sehr ähneln, aber von Gruppen stammen, mit denen Verfolgte des Naziregimes und ihre Nachkommen nicht zusammenarbeiten können. Faschistische Organisationen von 3. Weg bis AfD müssen bekämpft werden. Unsere Aufgabe ist es offenzulegen, wie sie den Friedenswillen vieler Bürger demagogisch missbrauchen.

Wir Aktivisten der VVN-VdA und Berliner VVN-BdA, die an der friedenspolitschen Beratung tielgenommen haben, fordern:

1. Beendigung der Aufrüstung und Militarisierung Deutschlands!  

2. Sofortiger Waffenstillstand in der Ukranie!

3. Beendigung aller Waffenlieferungen an die Ukraine!

4. Beendigung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland!

5. Die Bundesregierung muss Initiativen für Verhandlungen unterstützen!

6. Bündnisfreie Ukraine, Sicherheitsgarantien für die Ukraine und Russland, kollektive Sicherheit für Europa statt NATO! Raus aus der NATO!

Das sind Forderungen, die den Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit, wie sie der Schwur von Buchenwald fordert, voranbringen können.

Was tun?

Wir Aktivisten der VVN-VdA und Berliner VVN-BdA wollen:

– unsere Veranstaltungsreihe “Es geht darum den Frieden zu gewinnen, nicht den Krieg” fortsetzen,

– für unsere Position, wie sie in diesem Beschluss zum Ausdruck kommt, in kleinerem und größeren Kreis werben und

– uns an zentralen Aktionen der Friedensbewegung beteiligen und sie so  stärken.  

Begründung

Beendigung der Aufrüstung und Militarisierung Deutschlands!

Als Bundeskanzler Scholz am 27. Februar 2022 auf einer Sondersitzung des Bundestages einen Sonderfonds für die Bundeswehr im Umfang von 100 Milliarden Euro verkündete, erhoben sich die meisten Abgeordneten emotional bewegt von ihren Sitzen, brachen in Jubel aus und klatschten Beifall, als gälte es, einen großen Sieg zu feiern.

Der 100 Milliarden Sonderfonds ist durch eine Änderung des Grundgesetzes abgesichert, so dass Einschränkungen nur schwer möglich sind, während alle Ausgaben des Bundeshaushalts ohne Weiteres gekürzt werden können. Die Militärausgaben kennen dagegen nur eine Richtung: Nach oben. Das 100 Milliarden Sondervermögen ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines Militärhaushaltes von 2 Prozent des BIP[2]. Zwei Prozent des BIP machen fast 20 Prozent des gesamten Bundeshaushaltes aus, die jährlich in die Rüstung fließen würden. Es sind diese enormen Ausgaben, die  nicht nur den Krieg anheizen, sondern auch zu Kürzungen in Bereichen führen, wo dringend höhere Ausgaben notwendig wären: Im öffentlichen Verkehr, im Gesundheitswesen, in der Bildung, im sozialen Bereich und bei der Sicherung der Reallöhne.

Die Bundesregierung nennt offen das Ziel der die ganze Gesellschaft durchdringenden Militarisierung: Die Festigung Deutschlands nicht nur als wirtschaftliche, sondern auch als militärische Führungsmacht in Europa.

Die Rüstungsindustrie feiert enorme Umsatz- und Gewinnsteigerungen[3]. Wir aber wollen kein Deutschland als militärische Führungsmacht. Wir wollen, dass unsere Steuern nicht für das Töten, sondern für das Leben ausgegeben werden. Die Menschheit kann sich nicht zuletzt angesichts des Klimawandels eine solche Energie- und Ressourcenverschwendung wie die Rüstung nicht mehr leisten.

Beendigung aller Waffenlieferungen an die Ukraine!

Die Waffenlieferungen[4]  sorgen entscheidend dafür, dass dieser Krieg immer mehr eskaliert. Die Friedensbewegung hat immer Waffenexporte bekämpft. Viele haben vergessen, dass sich die Bundesregierung zunächst weigerte, überhaupt irgendwelche Waffen an die Ukraine zu liefern. Dann lieferte sie “leichte” Waffen, verbunden mit dem Versprechen keine “schweren” Waffen zu liefern. Dieses Versprechen war wohlbegründet: Es sollte eine Eskalation vermieden werden. Bundeskanzler Scholz verweigerte die Lieferung von Kampfpanzern im April 2022 mit der Begründung: “Es darf keinen Atomkrieg geben”[5]. Trotzdem wurden Kampfpanzer geliefert[6]. Es sollen sogar Kampfflugzeuge an die Ukraine geliefert werden. Gleichzeitig geht die Ukraine dazu über, den Krieg nach Russland hineinzutragen. Dass genau das nicht geschieht, war aber am Anfang eine Bedingung der Waffenlieferungen.

Keine Waffenlieferung hat die politische Führung der Ukraine bisher zufriedengestellt. Und auch auf deutscher Seite gibt es stets maßgebende Kräfte bei den Grünen, der FDP, der CDU/CSU und auch bei der SPD, die sich in eine Art Kriegstaumel gesteigert haben und ungerührt nach immer mehr Waffen rufen – mit dem Ergebnis, dass Deutschland auf Beschluss einer breiten Mehrheit im Bundestag sehenden Auges eine Eskalation bis hin zu einem Atomkrieg riskiert. Denkt niemand an die Menschen, die schon jetzt mit den von Deutschland gelieferten Waffen getötet werden? Denkt niemand daran, dass die Bevölkerung umso mehr leidet, je länger der Krieg dauert?

Je länger der Krieg dauert, um so höher steigen auch die Profite der Rüstungs- und Stahlindustrie. Wenn die Waffen bis zum Sieg der Ukraine geliefert werden sollen, wer wird damit kämpfen? Wann werden deutsche Soldaten unsere Freiheit in der Ukraine verteidigen ? Schon jetzt ist Deutschland Kriegspartei[7]. Denken die Regierenden nicht daran, dass der Krieg eines Tages noch viel vehementer auf Deutschland, auf uns alle zurückschlagen kann als es schon jetzt geschieht?     

Beendigung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland!

Immer umfassendere Wirtschaftssanktionen werden beschlossen, so schon bald nach Kriegsbeginn der Import-Stopp für Gas und Öl aus Russland. Zu wessen Nutzen, zu wessen Schaden?

Der frühere Bundespräsident Gauck propagierte schon früh diesen Import- Stopp als „ein Mittel, wo wir noch offener unsere Solidarität mit den Opfern der Aggression zeigen können.” Gauck weiter: „Wir können auch mal frieren für die Freiheit. Wir können auch mal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben.” Die Preise und Gewinne steigen, die Reallöhne fallen – nicht für die Freiheit, nicht für die Menschenrechte, sondern für Krieg und Kapital.

Wirtschaftssanktionen sind Wirtschaftskrieg.

Der Import-Stopp führte auch nicht zum Ersatz fossiler durch erneuerbare  Energieträger, sondern nur zum erhöhten Verbrauch noch schädlicherer fossiler Brennstoffe (Braunkohle, Flüssiggas).

Im September 2022 wurden beide North-Stream-Pipelines durch einen Anschlag schwer beschädigt. Von wem, für wen? Schon am 8. Februar 2022 hatte der US-amerikanische Präsident Biden im Beisein vom Bundeskanzler Scholz angekündigt: “Wenn Russland die Ukraine angreift, dann wird es kein North-Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen. … Wir werden das schaffen.”[8]

Die Bundesregierung muss Initiativen für Verhandlungen unterstützen!

Bisher ist keine einzige Friedensinitiative von Seiten der Bundesregierung  ausgegangen.

Die NATO-Partner England und USA haben im letzten Jahr sogar dafür gesorgt, dass Friedenverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine abgebrochen wurden. Friedensinitiativen kommen von China, unterstützt von Brasilien. Auch die  afrikanischen Staaten wurden initiativ. Die NATO schweigt, die USA schweigen. Auch die Bundesrepublik schweigt.   

Die Politik gegen Russland verbinden die USA mit einer immer konfrontativeren Politik gegenüber China, rüsten Taiwan massiv auf und rütteln schon alleine dadurch an der Ein-China Politik, die bisher von fast allen Staaten respektiert und von China als “rote Linie” beschrieben wird. Der Dritte Weltkrieg ist eine reale Gefahr[9].

Die USA benennen den Grund in ihrer Nationalen Sicherheitsstrategie, die sie im letzten Jahr veröffentlichten, ganz offen: Sie sehen ihre Weltmachtstellung vor allem durch China gefährdet. China ist ihr Hauptfeind. Die USA erklären offen, dass sie im nächsten Jahrzehnt die Bedrohung ihrer Weltmachtstellung durch China beenden wollen.

Kollektive Sicherheit statt NATO! Raus aus der NATO!

Die Bundesregierung segelt im Windschatten der NATO und der USA und verfolgt dabei ihre eigenen Großmachtziele.

Deutschlands Politik nach Osten war über Jahrzehnte von imperialistischem Größenwahn getrieben, im Ersten Weltktieg zunächst gegen das zaristische Russland und im Zweiten Weltkrieg gegen die Sowjetunion. Im ‘kalten Krieg’ wurde dieser aggressive Konfrontationskurs von der NATO fortgesetzt – mit der  Bundesrepublik an vorderster Front.

Doch es gab auch eine andere Tradition, die Tradition der Politik der europäischen Zusammenarbeit und Entspannung, wie sie schon 1922 im Vertrag von Rapallo  und 50 Jahre später mit den Ostverträgen unter Bundeskanzler Willy Brandt entwickelt und dann auch von den nachfolgenden CDU-geführten Regierungen zumindest soweit fortgesetzt wurde, dass zum Beispiel über Jahrzehnte Erdgas-Lieferungen aus Russland sichergestellt waren. Doch diese Politik war nie  im Interesse der USA und wurde daher von den USA systematisch untergraben.

Die Politik der USA war darauf gerichtet, den Aufbau einer europäischen Friedensordnung unter Einschluss Russlands zu verhindern.

Die NATO löste sich nach dem Zerfall des Warschauer Pakts nicht auf. Es wurde kein gesamteuropäisches Sicherheitssystem unter Einschluss von Russland und den anderen ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten aufgebaut, im Gegenteil: Die NATO wurde – trotz gegenteiliger Versprechen –  nach Osten Richtung Russland erweitert. Dabei kommt der militärischen Anbindung der Ukraine an die NATO und ihre wirtschaftliche Einbindung in die EU eine Schlüsselrolle zu. Nur die Intervention Deutschlands und Frankreichs verhinderte 2008 eine Aufnahme der Ukraine in dieNATO. Noch am 14. Juni 2021 beschloss der Nordatlantik-Rat in Brüssel: „Wir bekräftigen unseren auf dem Gipfeltreffen 2008 in Bukarest gefassten Beschluss, dass die Ukraine ein Mitglied des Bündnisses wird.“

Zahlreiche Stimmen warnten, dass dieser permanente Konfrontationskurs unweigerlich auf einen Krieg hinauslaufen werde. Doch alle Mahnungen wurden in den Wind geschlagen.

Die NATO hätte den Vertrag unterschreiben sollen, den Russland im Dezember 2021 angeboten hatte. Die vorgeschlagenen Forderungen nach einer neutralen Ukraine und einem Rückzug von militärischen Kräften und Waffen hätten den Frieden sicherer gemacht.

Wer jede Zusammenarbeit mit Russland aufkündigt, weil es das Völkerrecht gebrochen hat, muss auch die Zusammenarbeit mit den USA beenden, die das seit Jahrzehnten in zahllosen Fällen tun. Stattdessen entschloss sich die Bundesregierung, Feuer mit Benzin zu löschen.

Die USA sind das einzige Land, das jemals Atomwaffen eingesetzt, die nukleare Rüstung am meisten vorangetrieben und schon im Jahr 2002 den ABM-Vertrag zur Begrenzung von Raktenabwehrsystemen und im Jahr 2019 den  INF-Vertrag[10] über die Vernichtung atomaren Kurz – und Mittelstreckenrakten aufgekündigt haben. “Die gesamten atomaren US-Rüstungspläne lassen wenig andere Schlüsse zu, als dass die USA tatsächlich eine nukleare Erstschlagfähigkeit anstreben …”.[11]  

Die NATO ist ein aggressives Militärbündnis, über das die USA als Führungsmacht dieses Bündnisses ihre Vorherrschaft in Westeuropa sichern und soweit wie möglich nach Ost ausdehnen wollen. Ihre „Politik der offenen Tür“ öffnete die Tore für den Krieg. Und das Schlachtfeld heißt nicht USA, sondern Europa.

Durch den “Kampf gegen den Terror” unter der Losung „Verteidigung unserer Freiheit und unserer Demokratie“ starben mehr als eine Millionen Menschen[12]  – und Länder wie der Irak, Libyen und Afghanistan versanken im Chaos. Nun wird „unsere Freiheit“ in der Ukraine verteidigt. Eine solche Denkweise führt direkt in den Abgrund. Wer so redet, wird sich irgendwann die Frage stellen, warum Deutschland nicht auch Soldaten gen Osten schickt. Dieser Amoklauf muss gestoppt werden. Mit jeder Waffenlieferung werden mehr Menschen getötet, sinkt die Schwelle zu einem Dritten Weltkrieg.

Zusammenarbeit statt Konfrontation – das war eine über Jahrzehnte gewachsene politische Überzeugung mit breiter gesellschaftlicher Unterstützung. Doch was gestern alternativlos war, soll heute nur noch naiv sein. Aber es war nicht ein Zuviel an Kooperation mit Russland, das in diesen Krieg geführt hat, sondern ein eklatanter Mangel an gleichberechtigter Zusammenarbeit aller europäischer Staaten in West und Ost.

Wir müssen raus aus dieser militärischen Eskalationslogik. Raus aus der NATO! Kollektive Sicherheit statt NATO![13]

Was können wir tun?

Es ist  Aufgabe der Friedensbewegung, sich der beschriebenen bedrohlichen Entwicklung entgegenzustellen, dafür alle Kräfte zu sammeln und von der Bundesregierung eine Politik der Verhandlungen, der Zusammenarbeit und der Friedenssicherung zu verlangen.

Die VVN muss diese Aufgaben als ihre eigenen Aufgaben begreifen und sich so als Teil der Friedensbewegung verstehen.

Die VVN hat zu wenig dafür getan, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Wer sich weigert, am Ostermarsch teilzunehmen, nimmt die Gefahr eines noch viel größeren Krieges als der, der jetzt schon in der Ukraine tobt, nicht ernst und treibt diejenigen, die gegen diesen Krieg sind, in die Arme der AfD. Mit der Losung “Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!” hat das nichts mehr zu tun.

Ist die VVN antimilitaristisch? Ja, das ist sie, die VVN ist gegen die Militarisierung der Gesellschaft und gegen das hundert Milliarden Sondervermögen für die Aufrüstung. Dann muss sie auch gegen Waffenlieferungen an die Ukraine sein.

Wir sollten uns nicht entzweien lassen – auch wir müssen immer im Gespräch bleiben, um unseren eigenen Konsens zu prüfen!

Um das friedenspolitische Hintergrundwissen zu stärken, haben Aktivisten der  VVN-VdA und der Berliner VVN-BdA eine Reihe von Veranstaltungen gegen den Krieg in der Ukraine initiiert und unterstützt. Wir tun das zusammen mit der Berliner FRIKO, der Initiative „1918unvollendet“, der AG Frieden der GEW Berlin, dem Bündnis gegen Rechts Spandau. In der VVN-VdA nehmen alle Bezirke teil, soweit sie aktiv sind: Tempelhof/Schöneberg, Neukölln, Spandau, Reinickendorf und Charlottenburg. Auch der Arbeitskreis Frieden der Berliner  VVN-BdA und die AG Antifaschismus Lichtenberg gehören zu diesem Bündnis.  

Eine Veranstaltung im Januar mit dem ehemaligen stellvertretenden Generalsekretär der UNO, Michael von der Schulenburg, stand unter dem Motto: “Es geht darum den Frieden zu gewinnen, nicht den Krieg”. Aus dem  Titel dieser Veranstaltung leitet sich auch der Name unseres Bündnisses “frieden-gewinnen” her. 

Eine Veranstaltung mit dem Schauspieler Rolf Becker “Blockade Leningrads von 1941 bis 1944“ zeigte die ungeheuren Verbrechen der deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion. Alleine das müsste jeden dazu bewegen, zu sagen: “Aus diesem Krieg halten wir uns raus.”

Auf der dritten  Veranstaltung referierte Jürgen Wagner (IMI[14]) über Aufrüstung
und Militarisierung (https://www.youtube.com/watch?v=4_0kujHP4ys).

Die vierte Veranstaltung mit griechischen Kolleginnen und Kollegen stand unter dem Motto “Raus aus der NATO – NATO raus”.

Die fünfte Veranstaltung mit Werner Rügemer beschäftigte sich mit der Frage “Ukraine – welchen Staat unterstützt Deutschland eigentlich?”

Diese Veranstaltungsreihe “Es geht darum den Frieden zu gewinnen, nicht den Krieg!” wollen wir fortsetzen.

Zudem wollen wir für unsere Position, wie sie in dem vorliegenden Beschluss  zum Ausdruck kommt, in kleinerem und größeren Kreis werben.

Und schließlich wollen wir uns an zentralen Aktionen der Friedensbewegung, auch an denen der FRIKO, beteiligen und so die Friedensbewegung stärken. 

Beschlossen am 25. Juli 2023 mit 21 Ja-Stimmen gegen 2 Nein-Stimmen. 23 VVN-BdA – Mitglieder waren anwesend, ein Nichtmitglied hat nicht mit abgestimmt.


Zur Broschüre:

[1] Schwur von Buchenwald.

[2] BIP,  das ist der Wert aller Produkte und Dienstleistungen, die in Deutschland in einem Jahr hergestellt bzw. geleistet werden,  abzüglich der Vorleistungen.

[3] siehe Wirtschaftswoche vom 16.03.2023, https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/ruestungsindustrie-ruestungskonzern-rheinmetall-macht-2022-rekordgewinn-und-rechnet-mit-weiterem-wachstum/29041060.html  

[4] Aktueller Stand der Waffenlieferungen der Bundesrepublik Deutschland an die Ukraine: https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/krieg-in-der-ukraine/lieferungen-ukraine-2054514   

[5] Im Interview mit dem SPIEGEL 22.04.2022, 16:59 Uhr, https://www.spiegel.de/politik/olaf-scholz-und-der-ukraine-krieg-interview-es-darf-keinen-atomkrieg-geben-a-ae2acfbf-8125-4bf5-a273-fbcd0bd8791c      

[6]  Siehe auch Beschluss des BT v. 28.02.2022, BT-Ds. 20/1550 https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw17-de-selbstverteidigung-ukraine-891272; siehe auch DIE ZEIT v. 27.04.2022, 17:43 Uhr: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-04/waffenlieferung-ukraine-koalition-union-gepard     

[7] https://www.sevimdagdelen.de/deutschland-ist-faktisch-kriegspartei/     

[8] “Auf Rückfragen in der anschließenden Pressekonferenz zur umstrittenen deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 sagte US-Präsident Joe Biden, dass ein russischer Einmarsch in die Ukraine das Aus für die Pipeline bedeuten würde. Im Fall einer russischen Invasion der Ukraine »wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.« Auf die Frage, wie er das bei einem Projekt unter deutscher Kontrolle bewerkstelligen wolle, sagte Biden: »Ich verspreche Ihnen, dass wir es schaffen werden.« (SPIEGEL 07.02.2022, 22:23 Uhr; ein Ausschnitt der Stellungnahme Bidens auch auf Youtube zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=JOE0SX1Y1ps   

[9] Siehe Klaus von Dohnany am 22. Mai 2023 unter https://vvn-vda.de/25-juli-2023-friedenspolitische-erklaerung/

[10] Vertrag über die Vernichtung von boden – und landgestützten atomaren Kurz – und Mittelstreckenrakten – Reichweite zwischen 500 und 1.500 km; zur Aufkündigung siehe Jürgen Wagner, IMI-Analyse 2019/25  

[11] siehe Jürgen Wagner, IMI-Analyse 2019/25: https://www.imi-online.de/2019/08/05/inf-vertrag/   

[12] https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Body_Count_first_international_edition_2015_final.pdf  

[13] „Verteidigungsbündnisse wie die NATO und “Systeme kollektiver Sicherheit” wie die UNO oder OSZE  reflektieren zwei entgegengesetzte Konzeptionen von Sicherheitsspolitik:

(1) Das Grundkonzept von Verteidigungsbündnissen basiert auf Sicherheit durch eigene Stärke und die Stärke der eigenen Verbündeten. Es verankert die eigene Sicherheit nicht zugleich in der Sicherheit des potentiellen Gegners, also gerade nicht in der gemeinsamen Sicherheit, sondern im Gegenteil in der relativen Schwäche und Unterlegenheit des potentiellen Gegners. Die Grundkonzeption kollektiver Sicherheit basiert dagegen auf der Sicherheit aller potenziellen Gegner durch Reziprozität und Gegenseitigkeit innerhalb einer internationalen Rechtsordnung. Er gründet auf dem Konzept der gemeinsamen Sicherheit.

(2) Die NATO steht – anders als das System kollektiver Sicherheit der UNO oder der europäischen OSZE – nicht jedem Beitrittswilligen offen, der die im NATO-Vertrag vernankerten Ziele anerkennt. Dementsprechend haben die NATO und ihre Mitgliederstaaten sowohl in den Jahren 1954/55 als auch im Zusammenhang mit den NATO-Osterweiterungen der letzten Jahre Begehren der früheren Sowjetunion und Russlands auf Einbeziehung in das NATO-Bündnis ausdrücklich ausgeschlossen.

(3) Der NATO-Vertrag enthält für den Fall eines von einem eigenen Mitgliedstaat begangenen Aggressionsaktes keine verbindlichen internen Konfliktregelungsmechanismen. Eine NATO-interne Verpflichtung der übrigen NATO-Partner, dem einen Aggesssionsakt begehenden NATO-Verbündeten mit kollektiven Zwangsmaßnahmen entgegenzutreten, sieht der NATO-Vertrag gerade nicht vor.

(4) Die NATO etabliert keine den Mitgliedstaaten übergeordnete Macht nach dem Modell der Vereinten Nationen.”

(D. Deiseroth “Das Friedensangebot des Grundgesetzes und der UN-Charta – … und die Bundeswehr?” Sonderdruck der IALANA)

[14] Informationsstelle Militarisierung, Tübingen