9. November 2024 in Reinickendorf

Gestartet hatte zumindest für mich der Tag mit dem Putzen von Stolpersteinen, in meiner Umgebung und vor dem Rathaus Reinickendorf. Um 11:00 Uhr begann vor ca. 80 Teilnehmer*innen die Gedenkveranstaltung des Bezirksamtes Reinickendorfs.

Begrüßt wurden von der Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner die Vertreter*innen der Parteien der BVV, Botschaftsvertretung aus Tschechien, der Arbeitskreis politischer Bildung, Vergangenheit – Zukunft e.V. der die Reisen der Schüler*innen vom Europäischen Gymnasium Bertha von Suttner nach Lidice betreut und für das Abgeordnetenhaus von Berlin Rolf Wiedenhaupt AFD! „Was die AFD vertritt die AFD von Berlin“ hatte ich mir gedacht.

Nach der Ansprache von der Bezirksbürgermeisterin hatte die Schülerin Neva Friesch Bertha von Suttner Gymnasium mit folgenden Worten in ihrer Rede die Situation gerettet: „Diese dunkle Zeit liegt nicht einmal 100 Jahre zurück. Umso erschreckender ist es zu sehen, dass die Anzahl antisemitischer Übergriffe jährlich zunimmt und 2023 ein neues Hoch erreichte. Nichtsdestotrotz hat ein wachsender Anteil der deutschen Bevölkerung kein Problem, eine in großen Teilen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei zu wählen. Eine Partei, deren Mitglieder das dritte Reich als einen „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ und das Holocaust Denkmal in Berlin als ein „Denkmal der Schande“ bezeichnen und nicht davor zurückschrecken in öffentlichen Reden von SA-Parolen Gebrauch zu machen. Zum großen Entsetzen der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wird dieses Verhalten von den Wähler*innen nicht geächtet, sondern unterstützt.“

Wir, als VVN-VdA Mitglieder hatten uns anschließend mit Ruth Orland an den Tafeln zu den Gedenkorten Wittenauer Heilanstalt und Anstaltsfriedhof getroffen.  

Abschließend waren wir noch um 13:00 Uhr in der Heinsestraße am Max-Beckmann-Platz (nördlicher S-Bahneingang) zum Gedenken an den Mauerfall und zu einem Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.

Mit einem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten wir uns. Es wurden noch einige Stolpersteine geputzt um damit die Vergangenheit wach zu halten, denn wach müssen wir bleiben, gegen Hass und Rasissmus!

Klaus Murawski

Hier der Redebeitrag von Neva F.:

„Sehr geehrte Anwesende,
Als ich letztes Jahr das erste Mal in meinen Geschichts-LK kam, hat mein
Lehrer gesagt: „Geschichtswissen ist wie ein Rückspiegel beim Autofahren. Will man sicher
fahren, sollte man dann und wann einen Blick zurückwerfen.“


Wir haben uns heute hier versammelt, um gemeinsam einen Blick zurückzuwerfen. Der neunte November ist wohl einer der symbolträchtigsten Tage in der deutschen Geschichte. Er steht für die Geburt einer Republik, den Zusammenbruch
eines Regimes und aber auch für ein Verbrechen, das vor allem an Millionen von europäischen Juden begangen wurde.


Heute vor 101 Jahren versuchte Adolf Hitler in München, gewaltsam die Weimarer Republik zu stürzen. Auch wenn dieser Putschversuch scheiterte, gelang es ihm, sich als Held zu inszenieren, welcher für das „Vaterland“ sogar ins Gefängnis gehen würde. Viele Menschen der damaligen Bevölkerung unterstützten Hitler. Sie unterstützen ihn darin, die erste deutsche Demokratie zu stürzen. Sie unterstützen ihn darin, das Deutsche Reich nach Osten hin zu erweitern und Millionen von Polen, Slawen und anderen Menschen auf brutale Weise zu verdrängen. Und sie unterstützten ihn auch darin, mindestens 6 Millionen Juden und Jüdinnen und andere aus ideologischen Gründen verfolgte Menschen zu ermorden.

Die Reichspogromnacht, die sich in der Nacht vom neunten auf den zehnten November 1938 zutrug, markiert den
Übergang von Diskriminierung zur brutalen Verfolgung von Juden. Die Pogromnacht, von den Nazis und auch heute noch von einigen als Kristallnacht verharmlost, bedeutete den Tod von mindestens 1.300 Menschen, die Verhaftung von mehr als 30.000 Jüdinnen und die Zerstörung tausender Gotteshäuser. Ziel dieses Anschlags war es nicht nur, Jüdinnen und Juden öffentlich zu schänden und ihnen jegliche Existenzgrundlage zu nehmen, um sie aus dem deutschen Wirtschaftsleben auszuschalten, sondern sich gezielt Hass in der Gesellschaft zu schüren. Die von den Nationalsozialisten organisierte und gelenkte Terrornacht gilt als entscheidender Schritt in der Entwicklung zum Holocaust. Ausgeführt wurde dieser nicht nur von SS-, SA- und NSDAP Mitgliedern, sondern auch von zahlreichen deutschen Zivilisten. Viele der verhafteten Jüdinnen und Juden wurden anschließend in Konzentrationslager verschleppt.

Nach der Reichspogromnacht verstärkte das NS-Regime seine Vorbereitungen für die systematische Internierung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und anderer Minderheiten. Ein Konzentrationslager, das in diesem Zuge entstand, war das Frauenlager Ravensbrück bei Berlin, das wir mit der AG Gedenken bereits mehrmals besucht haben. Heute ist von den Lagerstrukturen nicht mehr viel vorhanden, allerdings kann man sich immer noch gut vorstellen, unter welchen
unmenschlichen Bedingungen die Insassinnen in diesem Lager leben mussten.


Einige der inhaftierten Frauen stammten aus Tschechien, genauer gesagt aus dem Dorf Lidice, unweit von Prag. Nachdem Reinhard Heydrich 1942 ermordet wurde, taten die Nationalsozialisten alles dafür, seinen Tod zu rächen und die Bevölkerung einzuschüchtern, um sie von weiteren Attentaten abzuhalten. Die Bewohner des Dorfes Lidice fielen dieser willkürlichen Rache auf Grund von angeblichen Beweisen zum Opfer. Bevor die Nationalsozialisten ihren grausamen
Racheakt begingen, lebten etwa 500 bis 600 Menschen in dem tschechischen Dorf, nur circa 160 von ihnen
überlebten. Ziel des NS-Regimes war es, das Dorf buchstäblich auszulöschen. Alle Männer, die älter als 15 Jahre waren, wurden vor Ort erschossen, die Frauen wurden in das KZ Ravensbrück deportiert und die meisten Kinder in Transportern vergast. Nur einige wurden zur sogenannten „Umerziehung“ deutschen Familien gegeben.


Nach dem Krieg wurde das Dorf symbolisch wieder aufgebaut, jedoch nicht an originaler Stelle. Dort, wo sich einst Lidice befand, ist heute nichts weiter als eine Wiese, ein Fluss und ein kleiner See übrig. Ab und zu lassen sich noch Gebäudemauern erkennen, die wie ein Mahnmal an das schreckliche Verbrechen der Nationalsozialisten und den
willkürlichen Hass dieser erinnern. Die heute so friedlich daliegende Landschaft bildet einen erschütternden Kontrast zu den Verbrechen, die dort begangen wurden.

Der Arbeitskreis Politische Bildung ermöglicht es der AG Gedenken jedes Jahr, die Gedenkstätte zu besuchen. Ich selbst habe sie bereits zweimal besuchen dürfen. Jedes Mal aufs Neue ist es äußerst schwierig zu verstehen, wie Menschen in der Lage sind, anderen Menschen so hasserfüllt zu begegnen, dass sie nicht vor den schlimmsten Gewaltverbrechen zurückschrecken. Bei unseren Besuchen hatten wir auch die Möglichkeit, mit einem der Überlebenden des Massakers zu sprechen. Doch nicht nur Jiří Pítin teilte seine Geschichte mit uns, sondern
wir hatten dieses Jahr auch die Ehre, mit den Holocaustüberlebenden Margot Friedländer und Albrecht Weinberg zu sprechen.


Margot Friedländer wurde im Juni 1944 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert, nachdem sie 15 Monate im Untergrund gelebt hatte. Ihre Mutter und ihren Bruder sah sie nach deren Deportation im Jahr 1943 nie wieder. Nachdem Theresienstadt 1945 befreit wurde, wanderte Margot Friedländer in die USA aus, wo sie bis 2010 lebte. Im hohen Alter kehrte sie jedoch nach Berlin zurück, um, wie sie selbst sagt, für all die Unsichtbaren sprechen zu können, die ermordet wurden.


Auch Albrecht Weinberg kehrte erst im hohen Alter aus den USA wieder nach Deutschland zurück, um junge Menschen über die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären und einem in Vergessenheit geratenen dieses Kapitels
entgegenzuwirken. Albrecht Weinberg selbst erlebte die Anfänge der Ausgrenzung der Juden in den 30er Jahren und wurde später nach Auschwitz und Bergen-Belsen verschleppt.


Diese dunkle Zeit liegt nicht einmal 100 Jahre zurück. Umso erschreckender ist es zu sehen, dass die Anzahl antisemitischer Übergriffe jährlich zunimmt und 2023 ein neues Hoch erreichte. Nichtsdestotrotz hat ein wachsender Anteil der deutschen Bevölkerung kein Problem, eine in großen Teilen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei zu wählen. Eine Partei, deren Mitglieder das dritte Reich als einen „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ und das Holocaust Denkmal in Berlin als ein „Denkmal der Schande“ bezeichnen und
nicht davor zurückschrecken in öffentlichen Reden von SA-Parolen Gebrauch zu machen. Zum großen Entsetzen der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wird dieses Verhalten von den Wähler*innen nicht geächtet, sondern unterstützt.


Und genau deshalb müssen wir ganz klar zum Ausdruck bringen, dass wir die Zeit des Dritten Reiches nicht vergessen und dass diese hasserfüllte Zeit des NS-Regimes unter keinen Umständen in Vergessenheit geraten darf.


Margot Friedländer hat uns um eins gebeten, eine simple Sache:

Mensch zu sein. Menschen, die andere Menschen akzeptieren, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft. Wir müssen dafür kämpfen, dass die Zeit des Dritten
Reichs niemals in Vergessenheit gerät. Wir werden zeigen, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben

Totgeschwiegen – ein Reinickendorfer Museum der anderen Art!

Bericht über den Besuch

Menschen mit psychischen und physischen Einschränkungen wurden und werden immer wieder ausgegrenzt, versteckt. Für Eltern, die ihre Kinder lieben, ist das schon immer eine schwere Belastung.

1880 wurde vor den Toren von Berlin die „Irren- und Idiotenanstalt der Stadt
Berlin zu Dalldorf“
gegründet und weitere rund um Berlin.

Hier sollten psychisch kranke Menschen in einer schönen Umgebung leben können. Ärzte und Betreuer kümmerten sich um sie. Durch landwirtschaftliche Arbeit konnten sie sich zum Teil selbst versorgen. In den 1920er Jahren wurde die Einrichtung in Wittenauer Heilstätten umbenannt.

Bis heute kennt man die Ursachen der geistigen Einschränkungen nicht. Das hielt aber einige Ärzte und Politiker der Nazizeit nicht davon ab, die Kranken als unwerte Menschen zu bezeichnen, die die Volksgesundheit gefährden. Zwangssterilisation wurden rechtmäßig eingeführt. Tausende Kinder und Erwachsene wurden durch Arbeit, Mangelernährung und Versuche ermordet.

Der Ausstellungstitel „totgeschwiegen“ erinnert an die Menschen, an die viele sich nicht erinnern wollen. Auch heute wird der Wert der Menschen von Rassisten an Hand von Verwertbarkeit klassifiziert. Ein Björn Höcke darf sich 2023 im Sommerinterview gegen Inklusion auslassen. „Projekte, die unsere Schüler nicht weiterbringen, die unsere Kinder nicht leistungsfähiger machen und die nicht dazu führen, dass wir aus unseren Kindern und Jugendlichen die Fachkräfte der Zukunft machen“ sollen nach seiner Aussage eingestellt werden.

1957 wurden die Wittenauer Heilstätten umbenannt in Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, heute geführt von Vivantes. Die Probleme von damals existieren noch heute. Geistig eingeschränkten Menschen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen, erfordert für sie einen Schutzraum und Unterstützung und kostet somit Geld. Auf dem Gelände befindet sich hinter einem hohen Zaun das Krankenhaus des Maßregelvollzugs. Hier, in der Forensischen Psychiatrie, sind Menschen untergebracht, die Straftaten begangen haben, für die sie auf Grund ihrer psychischen Erkrankung nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Durch eine Behandlung mit Psychopharmaka sollen sie wieder einen Weg in die „betreute“ Freiheit wiedererlangen. Das ist der Wunsch, die Realität in einer überbelegten Einrichtung sieht anders aus.

Wir, Mitglieder der VVN-VdA und der Linken Reinickendorf hatten am 17. März die Ausstellung besucht.

Eine Führung mit Erläuterungen können wir nur empfehlen

Öffnungszeiten und weitere Informationen hier
https://www.totgeschwiegen.org/ . Ein Führung mit Erläuterungen können wir
nur empfehlen.

Text: Klaus Murawski

Anschließend folgte ein Besuch zu den ehemaligen Friedhof der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, der immer mehr in Vergessenheit geraten wäre, wenn es nicht den „Freundeskreis Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof“ geben würde. Im Januar 2022 konnte der Gedenkort offiziell durch die Anbringung einer Gedenktafel an der restaurierten Friedhofsmauer eingeweiht werden.

Kleine Chronik:

1869 wurde das Gut Dalldorf zur Einrichtung einer „Städtischen Irrenanstalt“ erworben.

1880 wurde die Einrichtung als „Städtische Irrenanstalt Dalldorf“ eröffnet.

1925 eröffnete die Anstalt ihre „Nervenklinik Wiesengrund“ für männliche Patienten. Im gleichen Jahr wurde die „Irren- und Idiotenanstalt“ im Zusammenhang mit den Reformbestrebungen der Weimarer Zeit umbenannt: Die „Irrenanstalt Dalldorf“ wurde zu den „Wittenauer Heilstätten“ und die „Idiotenanstalt“ zur „Erziehungsanstalt der Wittenauer Heilstätten“

Nach 1933 bildete im NS-Gesundheitswesen die „Erb- und Rassenpflege“ einen Schwerpunkt.

1934 wurde dann das „Erbgesundheitsgesetz“ verabschiedet.

1939 erfolgte die Deportation der Kranken in die Tötungsanstalten Obrawalde, Brandenburg, Grafeneck und Hadamar.

1943 November ein Bombenangriff zerstörte teile der Anstalt.

Nach 1945 wirkten die Wittenauer Heilstätten als psychiatrisches Krankenhaus.

1967 die Umbenennung in Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik

1994 wurde am Haupteingang eine Bronzetafel angebracht, zum Gedenken der Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen der Wittenauer Heilstätten

Am 1. Januar 1997 wurde die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik mit dem Humboldt-Krankenhaus zum Krankenhaus Reinickendorf vereinigt

1. Januar 2001 gingen alle landeseigenen Kliniken, außer dem Krankenhaus des Maßregelvollzugs, im Krankenhauskonzern Vivantes auf

von 1880 und 2006 war die KBoN eine psychiatrische Klinik in Berlin.

Seit 2019 ist das Gelände der KBoN eine Erstaufnahme von Asylsuchenden und Auf dem Gelände befindet sich das Krankenhaus des Maßregelvollzugs Berlin.

Kleine Chronik der Ausstellung „Totgeschwiegen“

1988: Eröffnung in der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Obergeschoss des Hauses 4


1989: Umzug ins Landesarchiv Berlin


1991: nach Überarbeitung Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Kirchensaal im Haus 14


1995–1996: Leihgabe an das Museum Guislain im belgischen Gent


bis 2005: gezeigt im Humboldt-Klinikum, Standort Oranienburger Straße, Quergebäude des Hauses 14


Sommer 2005: kurz gezeigt im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge

Januar 2009: nach Neukonzipierung und Umbenennung auf Bitten der Familie Bonhoeffer in „Totgeschwiegen 1933–1945“. Die Geschichte der Wittenauer Heilstätten, seit 1957 Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Humboldt-Klinikum, Standort Oranienburger Straße, Haus 10

März 2013[52] Erweiterung im Rahmen des Berliner Themenjahrs Zerstörte Vielfalt um die Ausstellung Doppelt Stigmatisiert. Schicksale Jüdischer Psychiatriepatienten in Berliner Heil- und Pflegeanstalten unter dem NS-Regime. derselbe Ort

((Quellen:

https://freundeskreis-anstaltsfriedhof.jimdofree.com/der-freundeskreis/

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik

https://www.totgeschwiegen.org/ausstellung.html))

12.10.2023: Lesung aus dem Gefängnis-Tagebuch von Karl Neuhof

„mit seinem Sohn Peter Neuhof

Karl Neuhof, 1891 als Kind jüdischer Eltern geboren, im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet mit dem „Eisernen Kreuz“, wird in der Weimarer Zeit zum überzeugten Kommunisten. Bis 1933 ist er als Händler an der Berliner Getreidebörse erfolgreich. Unter dem NS-Regime muss er Zwangsarbeit leisten. Eine sogenannte privilegierte Mischehe schützt ihn zunächst vor der Deportation. Sein Jugendfreund Wilhelm Beuttel, der als Instrukteur der KPD illegal lebt, wird von der Familie Neuhof aufgenommen. Die Gestapo erfährt davon und inhaftiert Karl Neuhof. Im Zellengefängnis Lehrter Straße und in der Untersuchungshaftanstalt Moabit gelingt es Karl Neuhof, Tagebuch zu schreiben. Schließlich übergibt ihn die Justiz an die Gestapo, die ihn Mitte November 1943 im KZ Sachsenhausen ermorden lässt.

Wie durch ein Wunder blieb das Gefängnis-Tagebuch erhalten und gelangte in den Besitz seines Sohnes Peter Neuhof. 2022 erschien das Tagebuch von Peter mit herausgegeben als Buch.

Bei der gemeinsamen Veranstaltung der VVN-VdA Reinickendorf und der LINKEN Reinickendorf (Peter ist Mitglied in beiden) hat Peter an diesem Abend aus dem Buch vorgelesen. Der 98-Jährige Journalist las einige Stellen aus dem Buch vor, vor allem aber schilderte er seine Erinnerungen an diese schlimme Zeit. Es gab aus dem Publikum viele Fragen, die Peter ausführlich beantwortete.“ Quelle:

Kamera: Robert Irmscher Bearbeitung: Ingo Müller im Auftrag des OV Nord der Linken Reinickendorf und VVN-VdA Reinicken

Weiterführende Beiträge:

Als die Braunen kamen. Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand

17.08.2021: Als die Braunen weg waren

17.08.2021: Als die Braunen weg waren

– ein Abend mit Peter Neuhof –

Eine Abendveranstaltung der LINKEN Reinickendorf mit Peter Neuhof (96) fand am 16.08.2021im Restaurant HOF-CAFÉ in Berlin-Wittenau statt. Etwa 30 wissbegierige Gäste füllen den Raum und hörten mit Spannung seine beeindruckenden Worten über die letzten Tage der Nazibarbarei sowie den schwierigen Neubeginn in Reinickendorf und Berlin ab 1945 zu.

Peter Neuhof, führte in einer ‚Erzähl-Lesung‘ zurück in die schreckliche Zeit des deutschen Faschismus zwischen 1933 und 1945.

„Als die Braunen kamen – Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand“ hat er sein 2006 autobiografisches Buch überschrieben, indem Peter Neuhof aus eigenen Erleben beschreibt, wie er als Heranwachsender den wachsenden Terror der Nazis erlebte und gestützt auf seine Tagebuchaufzeichnungen und die seines Vaters, aus Briefen seiner Eltern und Dokumente der Gestapo und Gerichtsakten die Zeit von 1930 bis 1945 die Geschichte seiner Familie rekonstruiert. 

Das Buch erschien in der Reihe Bibliothek des Widerstandes im Pahl-Rugenstein-Verlag. Die Reinickendorfer Allgemeine Zeitung (13. Juli 2017) urteilte: „In seiner Geschichte verdichtet sich der Nazi-Terror gegen die jüdische Bevölkerung wie in einem Brennglas.“

Seine Eltern waren beide Mitglieder der KPD. Nach der Machtübergabe an Hitler setzte auch der Verfolgungsdruck gegen seine Familie ein, dem sein Vater und seine Mutter zum Opfer fielen.

Seine Mutter wurde 1944 in das KZ Ravensbrück eingeliefert und in  April 1945 wurde sie zum Todesmarsch in Richtung Schwerin gezwungen. Nachdem die Wachmannschaft geflohen war, wurde sie am 1. oder 2.Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Erst während des Prozesses von Gertud Neuhof im Januar 1944 hatten sie und Peter Neuhof zufällig erfahren, dass Karl Neuhof bereits zwei Monate zuvor im KZ Sachsenhausen erschossen worden war.

Nach den Ausführungen von Peter Neuhof entwickelt sich ein spannendes Gespräch mit Zuhörer:innen. Beiträge über Zukunftsängste verblassen angesichts optimistischer Bemerkungen einer älteren Genossin über viele engagierte Jugendliche.

Dank Ingo Müller ist dieser Abend als Video-Dokumentation nacherlebbar.

DIE LINKE Reinickendorf präsentierte eine Veranstaltung der AG ü60 und des Politfrühstücks des OV Nord „Als die Braunen weg waren – Erinnerungen von Peter Neuhof Drei Generationen im Gespräch“ Moderation: Kai Bartosch, Co-Bezirksvorsitzende und Verantw. für Öffentlichkeitsarbeit Drei Generationsgespräch: Peter Neuhof, Marla Bartosch, Lutz Dühr Besonderen Dank an das Team von: RESTAURANT HOF-CAFÉ für die Unterstützung zum Gelingen unserer Veranstaltung. https://www.restauranthof-cafe.de/ Kamera, Ton und Bearbeitung: Ingo Müller Aufnahmeort: RESTAURANT HOF-CAFE‘, Oranienburger Str. 203, 13437 Berlin-Wittenau, Titelmusik: Ingo Müller Aufnahmedatum: 16.08.2021 https://www.die-linke-reinickendorf.de DIE LINKE OV Reinickendorf Nord – YouTube https://www.restauranthof-cafe.de/ rec.: 16.08.2021

30.01.2020: Als die Braunen kamen. Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand

Peter Neuhof während der Lesung, 30.01.2020. Video s. u.

Am geschichtlich bedeutsamen 30. Januar erinnerte der OV Nord der LINKEN Reinickendorf an die dunkelste Epoche Deutschlands im 20. Jahrhundert. Peter Neuhof führte uns in einer ‚Erzähl-Lesung‘ zurück in die schreckliche Zeit. „Als die Braunen kamen. Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand“ hat er sein autobiografisches Buch überschrieben.

Peter Neuhof, Jahrgang 1925, ist heute ein gefragter Zeitzeuge; denn unablässig mahnt der ehemalige Widerstandskämpfer und überzeugte Sozialist eindringlich, die Schandtaten der Nazibarbarei nie zu vergessen sowie für Demokratie und Humanität zu kämpfen. Peter Neuhof ist Mitglied unserer Partei. Sein eindrucksvolles Werk dokumentiert die tragische Geschichte der Familie Neuhof. Der Vater wird 1943 von den Nazis im KZ Sachsenhausen ermordet. Seine Mutter überlebt nur knapp den Todesmarsch aus dem KZ Ravensbrück. Der überzeugte Kommunist Peter wächst in Frohnau auf „…und arbeitet nach dem Kriege als Rundfunkkorrespondent der DDR in Westberlin …“ (Wikepedia). Er lebt bis heute in Frohnau.

Peter Neuhof enthüllt mit seinen Worten in beängstigender Klarheit eine für Nachgeborene kaum (besser: nicht) zu verstehende Wirklichkeit, wobei er nur mitunter lesend aus seinem Werk vorträgt.

(Text: Die Linke-Reinickendorf)