Frauen im Widerstand gegen den Faschismus.

Kleiner Vortrag von Michael Rohr für die VVN Reinickendorf am 11.03.2025,

Anlässlich des internationalen Frauentags, stelle ich heute 3 Frauen im
Widerstand gegen den Faschismus vor,

Inhaltsverzeichnis

Sr. Maria Restituta Kafka SFCC

Sr. Maria Restituta Kafka SFCC (* 1. Mai 1894 in Hussowitz bei Brünn,
Österreich-Ungarn als Helene Kafka; † 30. März 1943 in Wien) war eine
österreichische Ordens- und Krankenschwester und Märtyrerin, die sich während
der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich den Machthabern widersetzte.
Papst Johannes Paul II. sprach sie 1998 selig.

Helene Kafka wurde als viertes von sieben Kindern des Schuhmachers Anton
Kafka und der Maria Stehlík geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zog die Familie
nach Wien-Brigittenau. Dort besuchte sie die Volksschule, die dreijährige
Bürgerschule und später die einjährige Haushaltungsschule in Wien-Innere
Stadt. Nach einigen Jahren als Hausmädchen wurde sie 1914 Hilfspflegerin im
Krankenhaus Lainz. Mit 19 Jahren trat sie der Ordensgemeinschaft der
Franziskanerinnen von der christlichen Liebe (auch bekannt als
„Hartmannschwestern“) bei und nahm den Ordensnamen Maria Restituta an.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie 1919 als Operationsschwester ins
Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur Oberschwester der chirurgischen Abteilung,

Auch das Krankenhaus Mödling blieb nach dem Anschluss Österreichs im März
1938 nicht verschont. Schwester Restituta weigerte sich, Kruzifixe aus den
Krankenzimmern zu entfernen. Sie lehnte es zudem ab, „arische“ Patienten
gegenüber „fremdrassigen“ zu bevorzugen. Diese Haltungen und zwei von ihr
diktierte regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Der Chirurg Lambert
Stumfohl, Mitglied der SS, denunzierte sie.

Am 18. Februar 1942 (Aschermittwoch) wurde sie im Operationssaal von der Gestapo verhaftet.

Am Oktober 1942 verurteilte eine Kammer des Kammergerichts sie wegen
„Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode.

Am 30. März 1943 wurde Maria Restituta Kafka im Wiener Landesgericht durch
Enthauptung hingerichtet. Wie bei den anderen Opfern des Nationalsozialismus,
die aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihres Glaubens oder aus politischen
Gründen durch den nationalsozialistischen Staat zu Tode gebracht wurden, wird
ihre Hinrichtung heute als Ermordung betrachtet.


Trotz kirchlichen Wunsches wurde der Leichnam nicht der Ordensgemeinschaft
übergeben, sondern anonym in der sogenannten 40er-Gruppe des Wiener
Zentralfriedhofs verscharrt (Reihe 30, Grabnummer 158). Dort liegen etwa 2700
Tote.

Am 21. Juni 1998 wurde Sr. Restituta während des Papstbesuchs in Wien durch
Johannes Paul II. auf dem Heldenplatz seliggesprochen. Ihr liturgischer
Gedenktag ist der 29. Oktober, der Tag des Todesurteils 1942.
Es sind einige Plätze, Straßen und Einrichtungen nach ihr benannt.


Änne Meier

Änne Meier (* 3. Januar 1896 in Baltersweiler; † 20. Juli 1989 ebenda) war eine
deutsche katholische Volksschullehrerin, Fürsorgerin und ein KZ-Häftling.

Änne Meier wurde als fünftes von sieben Kindern geboren. Ihr Vater, Johann
Meier, war Ackerer und Bäcker, ihre Mutter, Katharina geb. Klein, stammte
ebenfalls aus einem landwirtschaftlichen Betrieb. Ihre sittlich-moralische Prägung
erfuhren die Familienmitglieder durch den katholischen Glauben, dem auch Änne
Meier sehr nahestand. Familientradition war ein ausgeprägtes Engagement im
kommunalpolitischen Bereich.
Änne Meier durchlief als Mädchen eine für die damalige Zeit sehr gute
schulische Ausbildung. Sie dürfte wohl die Erste im Dorf gewesen sein, die die
höhere Mädchenschule in St. Wendel erfolgreich durchlief. Danach besuchte sie
während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1917 das Staatliche
Lehrerinnenseminar in Saarburg.

Von 1917 bis 1919 erhielt Änne Meier ihre erste Anstellung als Aushilfslehrerin in
Brücken (bei Birkenfeld). Nach Kriegsende kamen etliche Lehrer aus dem Feld
zurück und beanspruchten ihre ursprünglichen Positionen an ihren Schulen.
Dadurch wurde die Zahl der Lehrer zu groß, und Änne Meier musste als Junglehrerin aus dem Schuldienst ausscheiden.

Die staatliche Sorge für das Heer der aus dem Krieg heimkehrenden
Verwundeten und Hilfebedürftigen führte zu einer Neuinstallation von staatlichen
Fürsorgeämtern in den größeren Kommunen und Kreisen. Änne Meier fand
Interesse an der Sozialen Hilfe und begann 1919 ein Studium der
Sozialpädagogik, -wirtschaft und -hygiene an der Katholischen Sozialen
Frauenschule in Heidelberg. Nach erfolgreichem Studium arbeitete sie ab 1921
im Kreiswohlfahrtsamt Homburg und ab 1925 beim St. Ingberter Amt.
In ihrer Heidelberger Zeit kam Änne Meier mit katholischen Jugendverbänden in
Berührung. Zugang zur Katholischen Soziallehre erhielt sie durch engeren
Kontakt mit dem katholischen Priester Romano Guardini, dem Journalisten
Walter Dirks und weiteren Mitgliedern der katholischen liturgischen
Erneuerungsbewegung (Zeit des Nationalsozialismus).n der Zeit der
aufkommenden nationalsozialistischen Denkschemata engagierte sich Änne
Meier im Bund katholischer Pfadfinder und führte dort die Gruppen in den
„Gauen“ Pfalz, Saarpfalz und Republik Baden. Weiterhin vervielfältigte sie
Hirtenbriefe und Predigten des Münster’schen Bischofs und NS-Gegners
Clemens August Kardinal Graf von Galen („Galenbriefe“), was in Zeiten der NSDiktatur mit erheblichem persönlichem Risiko verbunden war.
Etwa um 1930 widmete sich Änne Meier dem Krankheitskomplex der
Tuberkulose, einer seinerzeit unheilbaren Krankheit, deren epidemisch
wirkendes Potenzial medizinisch noch nicht beherrschbar war. Sie legte
erbbiologische Stammbäume an, die möglicherweise Erbkrankheiten hätten
nachweisen können. Entsprechend der NS-Ideologie, die körperlich und geistig
geschädigte Menschen als „unwertes Leben“ brandmarkten und auslöschen
wollten, war das Material Änne Meiers für die NS-Eugeniker interessant. Trotz
erheblicher Restriktionen durch ihre Vorgesetzten weigerte sie sich, ihr Material
herauszugeben.

Die Gestapo nahm Änne Meier am 21. Januar 1942 fest; sie erhielt in der
Strafanstalt Lerchesflur (Saarbrücken) zehn Wochen Einzelhaft, die von der
Gestapo als „Schutzhaft“ deklariert worden war. In deren Begründung hieß es:
„… wegen fanatischen Einsatzes für die katholische Aktion, dadurch dass sie
Hetzbriefe vervielfältigte und weiterverbreitete und so den Zusammenhalt
zwischen Front und Heimat zu untergraben unternimmt.“ Am 11. April 1942
wurde Änne Meier als politischer Häftling in das Frauenkonzentrationslager
Ravensbrück verlegt und erhielt die Häftlingsnummer 10 397. Nach der
Befreiung des Konzentrationslagers am 28. April 1945 schlug sich Änne Meier bis Mitte Juli 1945 in ihren Heimatort Baltersweiler durch.

Ab Oktober 1945 arbeitete Meier wieder in ihrem ursprünglichen Beruf als
„Fürsorgerin“ (heute Sozialarbeiterin) im Landratsamt des Kreises St. Wendel.
So gründete sie gemeinsam mit ehemaligen Mithäftlingen die
„Lagergemeinschaft Ravensbrück“, die versuchte, die Geschehnisse zu
verarbeiten und sich gegenseitig Unterstützung zu gewähren. Weiterhin
engagierte sie sich im saarländischen Landesverband der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes (VVN) . Auch im christlich-katholischen Bereich
wirkte sie als Mitbegründerin der Pax-Christi-Bewegung des Bistums Trier. 1988
wurde ihr von Bundespräsident Richard von Weizsäcker das
Bundesverdienstkreuz 1, Klasse verliehen.
1989 starb Änne Meier im Alter von 93 Jahren. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf
dem Friedhof in Baltersweiler.
In ihrem Heimatort Baltersweiler wurde eine Schule nach ihr benannt, die „ÄnneMeier-Schule für Geistig Behinderte Kinder und Jugendliche“.
Das Adolf-Bender-Zentrum hat Änne Meier eine eigene Wanderausstellung
gewidmet, die bei dem Zentrum buchbar ist.
Im Mai 2014 wurde ein Platz in der Ortsmitte ihres Heimatdorfs Baltersweiler
nach Änne Meier benannt. Der Platz gehört zu der Reihe „Orte gegen das
Vergessen“; die Orte sollen an die Geschichte jüdischer Bürger im St. Wendeler
Land erinnern.


Maria Karolina Elisabeth Grollmuß

Maria Karolina Elisabeth Grollmuß (sorbisch Marja Grólmusec) (* 24. April 1896
in Leipzig; † 6. August 1944 in Ravensbrück) war eine deutsche katholische
sorbische Publizistin und sozialistische Widerstandskämpferin gegen das NSRegime.

Maria Grollmuß wurde am 24. April 1896 als Tochter des promovierten
Philologen und Schuldirektors Johannes Grollmuß (sorbisch Jan Grólmus) in
Leipzig geboren. Im Dezember 1917 beendete sie ihre Ausbildung am
Gaudigschen Lehrerinnenseminar in Leipzig. Ihre kurze Laufbahn als
Volksschullehrerin an der Bürgerschule Leipzig-Reudnitz beendete sie mit der
Ablegung der Wahlfähigkeitsprüfung. Anschließend absolvierte Maria Grollmuß
ein philologisches und historisches Universitätsstudium in Berlin und Leipzig.
Während der Zeit ihres Studiums gehörte sie zunächst dem Windthorstbund an,
danach dem Sozialistischen Studentenbund.

Das besondere Interesse von Maria Grollmuß galt dem politischen Journalismus,
und sie verfasste Beiträge für die dem linken Flügel der Zentrumspartei
nahestehende Rhein-Mainische Volkszeitung. Die berufliche Existenz von Maria
Grollmuß ist von raschem Szenenwechsel und dem Mangel an Vertiefungsmöglichkeiten bestimmt. Maria Grollmuß zeigte sich in ihrem vor allem sozial bestimmten politischen Engagement zwar gleich bleibend, in ihrer
politischen Zuwendung jedoch schwankend. Nach einem parteipolitischen Start
1927 in der SPD schloss sie sich 1929 der KPD an, aus der sie im selben Jahr
wieder ausgeschlossen wurde, weil sie die Bildung einer separaten
kommunistischen Gewerkschaft ablehnte. Sie trat zur Kommunistischen ParteiOpposition über, mit deren Minderheitsflügel um Paul Frölich und Jacob Walcher sie sich 1932 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) anschloss.
Hier gehörte sie zu den Unterstützern von Parteichef Max Seydewitz und optierte
1933 wie dieser nach dem von der Parteimehrheit abgelehnten Auflösungsbeschluss zu Gunsten der SPD.

Nach der NS-Machtübernahme 1933 leistete sie in enger Zusammenarbeit mit
Seydewitz im Arbeitskreis Revolutionärer Sozialisten illegale politische Arbeit
unter anderem als Unterstützerin politischer Gefangener, Transporteurin illegaler
Literatur und als Fluchthelferin gefährdeter Genossen in die Tschechoslowakei.
Hierbei wählte sie das in der Oberlausitz gelegene Dorf Radibor, die Heimat des
Vaters, zum Ausgangspunkt ihrer Aktionen. Dabei unterhielt sie Kontakte mit
Widerstandsgruppen aus SPD, KPD und SAPD und zu dem österreichischen
Sozialisten Otto Bauer.
Bald kam es zur Denunziation. Maria Grollmuß wurde am 7. November 1934
verhaftet. Sie wurde zunächst in Dresden inhaftiert, vor dem Volksgerichtshof
angeklagt, am 23. November 1935 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt und in
Waldheim eingekerkert. In der Zeit ihrer Inhaftierung wandte sich Maria Grollmuß
intensiv der katholischen Spiritualität mit ihrer besonderen Marienmystik zut. Das
NS-Regime hatte ihr – für die Zeit nach Verbüßung der Haft in Waldheim –
Freiheit und Therapiemöglichkeiten ihrer schon bekannten Krebserkrankung
angeboten, wenn sie einer Spitzeltätigkeit in der sorbischen
Widerstandsbewegung nachgehen würde. Maria Grollmuß lehnte ab und wurde
im Dezember 1940 ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg
an der Havel überstellt. Hier konnte sie auf Grund ihrer Sprachkenntnisse vor
allem gefangene Frauen aus Polen und der Tschechoslowakischen Republik
unterstützen. Eine viel zu spät und unter unzumutbaren Bedingungen
durchgeführte Tumoroperation führte am 6. August 1944 zum Tod. Ihre Urne
wurde auf dem Radiborer Friedhof bestattet.

In der DDR wurde Maria Grollmuß als sorbische Antifaschistin und
Widerstandskämpferin geehrt. Straßennamen in Bautzen, Hoyerswerda, Leipzig
und mehreren Lausitzer Gemeinden, darunter Radibor, erinnern an Grollmuß. In
Schleife und Radibor sind Grund- und Oberschule nach ihr benannt. Vor der Schule befindet sich zudem ein Grollmuß-Denkmal, das seit April 2021 zu den
Frauenorten in Sachsen gehört.


Quelle: Wikipedia