13.09.2020: Rede von Detlef Fendt

zum Tag der Erinnerung und Mahnung
75 Jahre Tag der Opfer des Faschismus.
13. September 2020
Fest und Kundgebung am Rosa-Luxemburg-Platz


Detlef Fendt,
Mitglied der IG Metall, früher IGMetall-Vertrauenskörperleiter
bei Daimler Benz, Stadtteikaktivist, aktiv bei der Neuköllner Initiative „Hufeisern gegen Rechts“, mehrere Brandanschläge,vermutlich von Neonazis,
wurden in den letzten Jahren auf Autos von ihm verübt.

Würden sich Gewerkschaften nur für Lohngerechtigkeit,
Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, oder Mutterschutz einsetzen,
stünde ich nicht hier.

Zu den Verhältnissen in unser Gesellschaft gehört der Interessengegensatz von Lohnarbeit und Kapital, rassistische Ausgrenzung, die Spaltung der Gesellschaft in Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und
Antisemitismus !

Das ist die ideologische Basis für
Identitäre,
Reichsbürgern
Verschwörungstheoretiker und
Nazis mit Ihrem offenen Terror,
Dagegen kämpfen wir Gewerkschafter an!

In der IG Metall, sind 2,2 Millionen Kollegen organisiert, davon haben hunderttausende Menschen Migrationshintergrund.
Das ist doch ein deutliches Zeichen dass wir eine große politische Organisationfür alle sind, die ihre politischen Interessen einbringen
Wir gestalten miteinander, unabhängig von Herkunft, Muttersprache oder
Staatsangehörigkeit.

Aus dieser Überzeugung ist die IG Metall eine wichtige ANTIFA in diesem Land.Wir haben uns mit unserer Satzung dazu verpflichtet, die
demokratischen Grundrechte zu wahren und zu verteidigen, für sie zu streiten und zu strei-ken.

Vor 100 Jahren haben wir unser Ziel temporär erreicht, als wir den Spuk des Kapp-Putsches durch Generalstreik hinwegfegten. Wären wir heute wieder weitsichtig genug, stark genug, solidarisch genug?

Als Ziel formulieren wir: Demokratisierung der Wirtschaft unter Fernhaltung von neofa-schistischen militaristischen und reaktionären Elementen.

Die Sache betrifft uns, denn unser gewerkschaftliches Selbstverständnis geht weit über die betriebspolitische Ebene hinaus.
Rechte und Konservativen Kräfte, gerade die AfD, sägen in gewisser Weise an unserem ge-werkschaftlichen Selbstverständnis, denn die AfD
verknüpfen Sozialpolitik ganz klar mit Zuwanderung – und damit liefert sie eine Basis für ei-ne sozialpolitische Ideologie der Entsolidarisierung und der Aufspaltung der Gesellschaft in Schützenswerte und Unerwünschte.
Ich bin immer wieder erstaunt, dass sie versuchen ,sich als Anwalt und Stimme der arbei-tenden Menschen darzustellen.

Sehen wir genau hin!
Wie sieht die AfD-Politik tatsächlich aus?“?

Die Leistungen der sozialen Sicherungssystheme sollen zukünftig nur innerhalb einer klar definierten, begrenzten Gemeinschaft erbracht werden.
Höcke will höhere Altersrenten dadurch finanzieren, das Nichtdeutsche keine gesetzliche Rente mehr beziehen dürfen.
Wir erinnern uns:Kindergeld gab es im 3. Reich auch nur für arische Eltern.
Ganz schnell lässt sich also in einem der gewerkschaftlichen Kernthemen, der Wirtschaftspolitik, aufzeigen, wo z.B. die fundamentalen Gegenerschaft zwischen der AfD und uns liegen.

Die AfD will in guter wirtschaftsliberaler Tradition einen ungebremsten, deregulierten Markt. Gleichzeitig wollen sie Rechte der Interessenvertretung einschränken und organisie-ren Spalterbewegungen in den Betrieben unter Beteiligung bekannter Nazis.

Darüber hinaus versuchen Sie die Belegschaften und Gewerkschaftliche Interessenvertretun-gen durch eigene rechte Listen bei BR-Wahlen zu spalten.

Blau ist das neue Rot der Arbeinehmer – Ist Ihr Spaltermotto.

In der IG Metall, sind 500.000 Menschen mit Migrationshintergrund
organisiert.

Damit sind wir eine sehr wichtigen großen politische Organisation, in die Menschen mit Migrationshintergrund ihre politischen Interessen einbringen können und leben.

Wir gestalten miteinander,
unabhängig von Geburtsland,
Muttersprache oder
Staatsangehörigkeit.

Wir haben vor einigen Jahren die Initiative Respekt gestartet, mit der wir uns ganz klar ge-gen Rassismus und Ausgrenzung positionieren.

In den Betrieben diskutieren Kolleginnen und Kollegen unter dem Motto „Unsere Alternative heißt Respekt und Solidarität“.
Solidarität nicht unter und mit den ethnischen Deutschen, sondern mit allen, die in den Be-trieben arbeiten und in den Geschäftsstellen organisiert sind.

Wir grenzen nicht aus!
wir binden ein !
Wir sind offen für alle!

Einschränkung: Offen für alle, die demokratisch sind und für Menschenrechte eintreten.

Das ist der Unterschied zwischen einer völkischen Politik und der AfD und uns, den Gewerk-schaften.

Wir unterscheiden nicht zwischen Deutschen und Nichtdeutschen, sondern zwischen Demo-kratinnen und Nicht-Demokratinnen.

Wir verteidigen leidenschaftlich das Grundgesetz, in dem es in Artikel 1 heißt; „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Und zwar die Würde jedes Menschen und nicht nur die der Deutschen.
Wir haben uns in unserer Satzung dazu verpflichtet,
die Freiheitlich Demokratische Grundordnung zu wahren und gegebenenfalls zu verteidigen.

Das steht da nicht nur „einfach so“ drin, sondern ist der bitteren historischen Erfahrung ge-schuldet, dass Gewerkschaften die Demokratie wie die Luft zum Leben brauchen, sonst kön-nen sie, wie 1933 geschehen,
verboten werden.
Mit allen bekannten Konsequenzen.

In diesem Zusammenhang ist es unerträglich zu sehen und zu dulden wenn Coronademonst-ranten den Reichstag stürmen.
Und persönlich möchte mich bei den Angehörigen der Roten Armee für den im Mai 1945 legitimen und heldenhaften Sturm auf den Reichstag bedanken

und daran erinnern das die Antihitler-Koalition Millionen von Menschenleben geopfert hat für die Befreiung vom Faschismus.

Nur alleine über 26Millionen Opfer zahlten die Völker der Sowjetunion..
Nie wieder Faschismus
Nie wieder Krieg

Diese Erfahrungen sind uns eingebrannt, und deshalb stehen wir heute Seite an Seite mit vie-len unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Organisationen für unseren Zusammenhalt in einer demokratischen Gesellschaft.

Wir demonstrieren nicht auf Coronademonstrationen. Nicht mit Menschen die nicht sehen was unübersehbar neben Ihnen und um sie herum aufmarschiert.
Reichsflaggen,
Reichskriegsflaggen.
verbotene faschistische Symbole,
die Grenzen von 37
und zum Sturm auf den Reichstag aufrufen.
In dieser Mogelpackung gibt es kein allgemeines Wahlrecht,
kein Frauen Wahlrecht ,keinen 8Stundentag-
dafür aber Sozialistengesetze,
Krieg, Kampf gegen die Weimarer Republik

Faschismus und wieder
Krieg und damit
Massenvernichtung.
eingepackt als Nachdenken
inhaltlich aber doch Braune Scheiße.

Wir Metaller wissen, dass wir perspektivisch nur dann erfolgreich sind und eine Zukunft haben,

als Organisation und als Teil einer demokratischen Gesellschaft, wenn wir solidarisch sind und nicht nationalistisch, wenn wir in der Tradition der Arbeiterbewegung international den-ken und handeln.

Wir dürfen uns nicht spalten lassen, sondern müssen als Demokratinnen und Demokraten unteilbar der Gefahr von rechts begegnen. Auch in den Betrie-ben und Verwaltungen ,
Allen unseren Kollegen das Rüstzeug zu geben sich dieser Gesinnung entgegen zu stellen Demokratie und Solidarität zu leben.
Unerklärlich ist dann allerdings für mich,
gerade als Betroffener rechter Gewalt,
wenn die Organe, die diese Gesellschaft und Staat schützen sollen,
die Ermittlungen nicht im Sinne des Schutzes vor die Demokratie
zerstörenden Kräften und der Opfer betreiben.

Stellt sich damit nicht
Polizei
Bundeswehr und
Justiz
als Komplizen von
Rassisten
Reichsbürgern
Nazis und deren Sympathisanten dar.

Das ist der Nährboden in dem Rassismus ungehindert wächst.
Und Rassismus führt, man muss es noch einmal deutlich machen, zu Spaltung, und Spaltung bedeutet Ohnmacht.

Entscheidend in der gesellschaftlichen Analyse ist das, was man den
Interessengegensatz nennt, der Unterschied zwischen oben und unten, zwischen denen, die ihre Arbeitskraft einbringen, und denen, die sie
kaufen. Da gibt es keinen nationalen oder ethnischen Unterschied.

Was würdet ihr von einer Gewerkschaft halten die sich nur kritisch mit ausländischen Inves-toren auseinander setzt und zum Handeln der inländischen Investoren schweigt, weil es sich bei diesen ja um die sogenannten „eigenen Leute“ handelt?
Sie wäre zurecht bescheuert.

Denn das Problem ist die Ausbeutung, nicht die Nationalität des Ausbeutenden.

Gewerkschaften war von Beginn an bewusst, dass sie immer dann erfolgreich waren, wenn ihr Handeln auch international, grenzüberschreitend, inklusiv – kurz: solidarisch war.

Zu unseren Mitgliedern gehören Christen, Atheisten, Muslime, Agnostiker, Juden und Men-schen anderer Glaubensrichtungen – Werte wie Gleichheit und Freiheit bedeuten uns mehr als Religionen, Nationen und Hautfarben.

Deshalb engagieren sich Gewerkschaften seit Jahrzehnten gegen Ausgrenzung, arbeiten in den Betrieben Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in den unterschiedlichen Gremien Hand in Hand, erleben einander als Gleiche unter Gleichen.

30.01.2020: Als die Braunen kamen. Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand

Peter Neuhof während der Lesung, 30.01.2020. Video s. u.

Am geschichtlich bedeutsamen 30. Januar erinnerte der OV Nord der LINKEN Reinickendorf an die dunkelste Epoche Deutschlands im 20. Jahrhundert. Peter Neuhof führte uns in einer ‚Erzähl-Lesung‘ zurück in die schreckliche Zeit. „Als die Braunen kamen. Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand“ hat er sein autobiografisches Buch überschrieben.

Peter Neuhof, Jahrgang 1925, ist heute ein gefragter Zeitzeuge; denn unablässig mahnt der ehemalige Widerstandskämpfer und überzeugte Sozialist eindringlich, die Schandtaten der Nazibarbarei nie zu vergessen sowie für Demokratie und Humanität zu kämpfen. Peter Neuhof ist Mitglied unserer Partei. Sein eindrucksvolles Werk dokumentiert die tragische Geschichte der Familie Neuhof. Der Vater wird 1943 von den Nazis im KZ Sachsenhausen ermordet. Seine Mutter überlebt nur knapp den Todesmarsch aus dem KZ Ravensbrück. Der überzeugte Kommunist Peter wächst in Frohnau auf „…und arbeitet nach dem Kriege als Rundfunkkorrespondent der DDR in Westberlin …“ (Wikepedia). Er lebt bis heute in Frohnau.

Peter Neuhof enthüllt mit seinen Worten in beängstigender Klarheit eine für Nachgeborene kaum (besser: nicht) zu verstehende Wirklichkeit, wobei er nur mitunter lesend aus seinem Werk vorträgt.

(Text: Die Linke-Reinickendorf)

01.09.2020: Einweihung eines Denkmals für die polnischen Befreierinnen und Befreier am 1. September 2020, den Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen

Im Jahre 2012 und 2015 kehrten ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer der 1.Polnischen Armee, die vor allem an den Kämpfen in den Stadtbezirken Charlottenburg und Tiergarten teilgenommen hatten, bei denen 3 000 Soldaten ihr Leben verloren hatten, auf Einladung der Berliner VVN-BdA an die Schauplätze der „Schlacht um Berlin“ zurück.

Bei dem Besuch 2015 wurden die polnischen Veteraninnen und Veteranen im Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf und im Berliner Abgeordnetenhaus empfangen. Die BVVCharlottenburg-Wilmersdorf beschloss auf Antrag der SPD-Fraktion eine Form des Gedenkens zu finden, die der Erinnerung an die Befreiung Charlottenburgs und Wilmersdorfs vom Nationalsozialismus gerecht wird und den besonderen Anteil der Frauen und Männer in den polnischen Verbänden bei den Straßenkämpfen in diesem Bezirk hervorhebt.

Am 1.September wurde in der Straße des 17. Juni (besserer Name wäre „Straße der Befreiung), Nähe Ernst-Reuter Platz, das neue Denkmal an der Fassade der Technischen Universität unter Teilnahme des Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, den polnischen Botschafter, Angehörigen der 1. Polnischen Armee, Vertretern der Berliner VVN-BdA und zahlreicher verschiedener demokratischen und antifaschistischer Organisationen mit Bürgern des Bezirkes die Gedenktafel eingeweiht.

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05.09.2020: Hans Mahle

( * 22. September 1911 in Hamburg; † 18. Mai 1999 in Berlin)

links Emil Ackermann, neben ihn Hans Mahle

Hans Mahle

war ein deutscher kommunistischer Politiker in der KPD, später SED, SEW und PDS. Nach der „Machtergreifung“ durch Hitler ging er in die Illegalität um illegal für den Kommunistischen Jugendverband, den er seit 1926 angehörte, erst im Deutschland, dann auch im Ausland als Kurier zu arbeiten. In Amsterdam wurde er wegen seiner Tätigkeit als Auslandskurier festgenommen und vorübergehend verhaftet. 1936 konnte er  über die Tschechoslowkei in die Sowjetunion emigrieren.

Hans Mahle wurde 1937 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und später für seine antifaschistische Tätigkeit vom Reichskriegsgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Im Juni 1943 nahm Hans Mahle an der Gründungskonferenz des Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) teil und wurde Vorsitzender der Jugendkommission des NKFD. 

Ab August desselben Jahres betraute man ihn mit neuen Aufgaben. Hans Mahle wurde technischer Leiter des Senders „Freies Deutschland“ und . im Rahmen seiner Tätigkeit kam er dabei im November 1943 an der Front bei Kiew zum Einsatz.

Am 30. April gehörte Hans Mahle der Gruppe Ulbricht an, die am 30. April mit den Flugzeug von Moskau aus nach Berlin startete. Auf Ulbrichts Anweisung nahm er Kontakt zu Ferdinand Sauerbruch auf, der nach einigen Diskussionen als erster Gesundheitsdezernent des Berliner Magistrats gewonnen werden konnte.

Während seiner Erkundungen in Berlin stieß Mahle in der Charlottenburger Masurenallee auf die Gebäude des Berliner Rundfunks. Als Rundfunkredakteur war für ihn die Wiederherstellung eines funktionierenden Rundfunks von großem Interesse. So verließ er schon am 11. Mai die Gruppe Ulbricht, um im Auftrag von General Bersarin, der dazu am 10. Mai 1945 einen Befehl erlassen hatte, Rundfunksendungen zu organisieren.

Gruppe Ulbricht

Die Gruppe Ulbricht war eine Gruppe deutscher Emigranten, Angehörige der KPD, und ehemaliger deutscher Kriegsgefangener aus den Antifaschulen für deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, die am 30. April1945 aus der Sowjetunion nach Deutschland zurückkehrten. Sie sollten die Neuorganisation des öffentlichen Lebens und der Verwaltung Berlins unterstützen. Die Gruppe wurde nach ihrem Leiter Walter Ulbricht benannt.

Emil Ackermann (1902 – 1997) und Wolfgang Szepansky (1910 – 2008)

Emil Ackermann und Wolfgang Szepansky waren Häftlinge im Konzentrationslager  Sachsenhausen.

links Emil Ackermann, neben ihn Hans Mahle.

1979/1980 konzipierten Emil Ackermann und Wolfgang Szepansky gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Jugendclub Bungalow am Mariendorfer Damm eine „Antifaschistische Stadtrundfahrt“ zu Stätten des Naziterrors und Widerstandes in Tempelhof. In Kleinarbeit wurden rund 40 Stationen, die irgendeine Bedeutung zwischen 1933 und 1945 hatten, erarbeitet. Die Spurensuche war äußerst aufwendig. Sie wird seit seit 1980 in unregellmäßigen Abständen vom Verein für gemeinnützige Pressearbeit in Berlin e.V., Paper Press veranstaltet.

Das Zustandekommen der Fahrt war begleitet von Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt Tempelhof und dessen damaligen Stadtrat Udo Keil (CDU). Das Projekt der Bungalow-Jugendlichen wurde von der Bezirks-CDU madig gemacht, weil Ackermann und Szepansky dem kommunistischen Widerstand angehörten. Das Jugendamt setzte dagegen und beauftragte ihren Sachbearbeiter für politische Bildung eine „eigene“ Fahrt zu konzipieren. Diese wurde dann begleitet von „anständigen“ Widerstandskämpfern, die sich zum Teil während der Nazidiktatur gar nicht in Deutschland aufgehalten hatten und im Gegensatz zu Ackermann und Szepansky nicht im Bezirk lebten. Natürlich waren die meisten Stationen der beiden Rundfahrten identisch, denn Geschichte ist nun mal schwer teilbar. Während die Fahrten des Jugendamtes nur wenige Male stattfanden und bald selbst Geschichte waren, wird das Original des freien Trägers bis heute in Tempelhof angeboten.

Emil Ackermann hat rund die Hälfte der Fahrten begleitet. Als er am 11. Oktober 1997 starb, war er schon viele Jahre sehr krank und konnte nicht mehr dabei sein.

Wolfgang Szepansky, geboren am 9. Oktober 1910, hatte bis zu seinem Tode am 23. August 2008 65 der 67 Fahrten begleitet. Die vorletzte Fahrt am 31. März 2007 und die letzte am 27. Oktober 2007 mit ihm fanden unter Polizeischutz statt. Neonazis versuchten, die Fahrten zu stören und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzuschüchtern, was die Polizei erfolgreich verhinderte. Wolfgang Szepansky konnte es einfach nicht fassen, dass die braune Brut wieder aktiv geworden war.

1.3.10.
Wolfgang Szepansky

Emil Ackermann und Wolfgang Szepansky werden alle Beteiligten immer in guter Erinnerung behalten als aufrechte, freiheitsliebende, charakterstarke Persönlichkeiten und als Vorbilder, wie man sie heute nur noch selten findet.

05.09.2020: Wolfgang Szepansky

 (* 9. Oktober 1910 in Berlin-Wedding; † 23. August 2008 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Antifaschist, kommunistischer Widerstandskämpfer, Autor und Maler)

Wolfgang Szepansky, ein Überlebender des KZ Sachsenhausen beim Besuch der Ausstellung: „1933 – Wege zur Diktatur – Staatliche Kunsthalle, Westberlin 1983

Nach einer Mal-Aktion “Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rot Front!“ – wurde er am 11. 08. 1933 verhaftet. Nach seiner Entlassung setzte er seine politische Arbeit fort. Nach einer erneuten Vorladung entschied er sich, am Anfang Januar 1934 in die Emigration nach Holland zu gehen. Nach der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 geriet Wolfgang wieder in die Fänge der Gestapo. Über ein holländisches Internierungslager kam er im Oktober 1940 über die Steinwache Dortmund anschließend in das Konzentrationslager Sachsenhausen.

Nach seiner Befreiung engagierte er sich im Antifaschistische Jugendausschuss von Tempelhof. Der gelernte Maler arbeitete zunächst als Zeichenlehrer, bis er als Mitglied der SED 1951 Berufsverbot erhielt. Nach langer Arbeitslosigkeit fand er eine Anstellung als Klubhausleiter bei der Deutschen Reichsbahn.

Jahrzehnte war er als Zeitzeuge aktiv. Ob in Berliner Schulen, an Universitäten oder an Volkshochschulen. Diese Arbeit betrachtete er stets als seine persönliche Pflicht – auch in Erinnerung an seine im Lager und auf dem Todesmarsch verstorbenen Kameraden.

Wolfgang war Vorsitzender des Westberliner Sachsenhausenkomitees. 

Für seine Lebensleistung wurde Wolfgang gemeinsam mit seiner Frau Gerda im Jahr 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Archiv und historische Dokumente

Fast entsorgte Materialien teilweise nutzbar gemacht

Vorstellung des Archivs der VVN-VdA Westberlin


Vorweg sei erklärt: Das Archiv der VVN-VdA Westberlin ist kein Archiv.
Es handelt sich um Materialien der Organisation aus den Jahren 1953 bis 1990. Wie diese Sammlung zustande kam und wie mit ihr in den letzten Jahren gearbeitet wurde, soll im Folgenden erklärt werden. (…)
Zum besseren Verständnis zunächst einige Angaben zur Geschichte der (West-)Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Die Informationen sind im Wesentlichen der Seite „Unsere Geschichte“ des Internetauftritts der Berliner VVN-BdA entnommen.
(https://berlin.vvn-bda.de/unsere-geschichte/)
Die VVN war 1948 zunächst als Gesamtberliner und überparteiliche Organisation entstanden. Doch die Konflikte des Kalten Krieges, die besonders in Berlin zutage traten, machten auch vor der VVN nicht halt. Anfang 1953 wurde auf Weisung des SED-Politbüros die Tätigkeit der VVN in der DDR und damit in Ostberlin eingestellt. Es folgte die Bildung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der DDR.
Die weiterhin bestehende VVN Westberlin sah sich dem zunehmenden Antikommunismus ausgesetzt. Berufsverbote und die Aberkennung von Entschädigungen für die Zeit der Nazi-Verfolgung häuften sich. Selbst zu Wohnungsräumungen durch die Polizei kam es. Auch wenn die VVN Westberlin zu keinem Zeitpunkt verboten war, leistete sie ihre Arbeit lange faktisch unter den Bedingungen der Illegalität.
Mit der 68er Bewegung wuchs das Interesse junger Menschen an der Nazi-Vergangenheit. 1976 öffnete sich deshalb die VVN, die bis dahin ein Zusammenschluss von ehemaligen Widerstandskämpfern, Verfolgten des Naziregimes und deren Hinterbliebenen war, jungen Antifaschistinnen und Antifaschisten und wurde zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Westberlin – Verband der Antifaschisten (VVN-VdA).
Die folgenden Jahre waren durch ein Aufleben der antifaschistischen Erinnerungsarbeit geprägt. So berichteten VVN-Mitglieder in Schulen – gegen den Widerstand der damaligen Westberliner Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien – von ihren Erlebnissen unter dem Faschismus. Zentrale Orte des Terrors, wie das Gestapo-Gelände in Berlin-Kreuzberg, wurden unter Mitwirkung der VVN-VdA wiederentdeckt. Heute befindet sich dort das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“.
Der Zusammenbruch der DDR 1989 hatte auch für die VVN-VdA gravierende Folgen. So waren von dort erhebliche finanzielle Zuwendungen an die Organisation gegangen, die sich damit auch in eine politische Abhängigkeit begeben hatte. Als 1990 ein neuer und frei von Einflussnahmen gewählter Vorstand die Leitung übernahm, sah er sich vor einem finanziellen und organisatorischen Desaster. Aktive Mitglieder sorgten im Ehrenamt für das Weiterbestehen.
2002 verständigten sich die VVN-VdA Westberlin und der 1990 entstandene Bund der Antifaschisten (BdA) aus dem Ostteil Berlins nach Jahren der Kooperation auf einen gemeinsamen Landesverband. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 21. Februar 2003: Genau 50 Jahre nach der durch die SED angewiesenen Selbstauflösung.
Soweit zu der Geschichte der Organisation.
Bereits vorher rückte das, was heute umgangssprachlich Archiv genannt wird, in den Blick: Als Ende der 90er Jahre die VVN-VdA ihr Büro aufgeben musste, fanden sich in einem fensterlosen Raum umfangreiche Materialien – teils in Aktenordnern und Mappen, teils in unterschiedlichen Kisten abgelegt. Dass diese Sammlung existierte, ist vor allem (dem inzwischen leider verstorbenen) Werner Gutsche zu danken. Als historisch interessierter Mensch hatte er über Jahre Dokumente über die Tätigkeit der VVN-VdA Westberlin gesammelt – weniger, um ein klassisches Archiv anzulegen, sondern vielmehr, um die Unterlagen für Ausstellungen und Vorträge zu nutzen. Bei der Räumung des Büros blieb keine Zeit zur Durchsicht. Deshalb wurde alles in Umzugskisten verstaut. Diese konnten zum Glück bei einem befreundeten Verein untergebracht werden. Als 2004 diese Räume nicht mehr zur Verfügung standen, konnte die VVN-VdA eine Vereinbarung mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (GDW) abschließen. Der seitdem dort lagernde Bestand umfasst etwa 30 bis 35 lfd. Meter. Es handelt sich dabei um Schriftverkehr, Publikationen, Nachlässe und Zeitungsausschnitte, aber auch um Tondokumente, Fotos, Videokassetten und Filme.
Durch die mehrfachen Umlagerungen war kaum noch ein Ordnungsprinzip auszumachen. Hinzu kam, dass viele ältere Dokumente vom Zerfall bedroht waren.
Im August 2005 begannen drei Interessierte (keiner davon ein Archivar) einmal in der Woche, die Materialien zu sichten. Es galt, eine auch für Außenstehende nachvollziehbare Archivsystematik zu erstellen und es ging simpel um die Entfernung von Büromaterialien, die aus konservatorischer Sicht problematisch sind (zum Beispiel Heftklammern, Büroklammern, Kunststoff). Anschließend wurden die Materialien fachgerecht in speziellen Archivkartons und Mappen – Fotos in Pergaminhüllen – gelagert.
Die durchgesehene Sammlung umfasst unvollständige Materialien zu den Aktivitäten der VVN-VdA Westberlin von 1953 bis 1990. Darunter befinden sich teils umfangreiche Zusammenstellungen aus bezirklichen Gliederungen, die schon für Publikationen über den antifaschistischen Widerstandskampf in den jeweiligen Bezirken genutzt wurden.
Weiterhin sind zahlreiche Schriftwechsel der VVN sowie der Rechtsanwälte Kaul, Piskorz und anderer zu Anerkennungs- und Entschädigungsverfahren vorhanden. Diese Unterlagen enthalten teilweise sehr interessante und bewegende Lebensläufe. Das gilt auch für die leider nur bruchstückhaft vorhandenen Aufnahmebögen aus verschiedenen Mitgliederverzeichnissen. Zudem gibt es eine fast vollständige Sammlung vom „Mahnruf“, dem Mitteilungsblatt der VVN, von der Nr. 1 aus dem Jahre 1957 bis zur Nr. 217 aus dem Jahr 1990.
Aus Zeitzeugeninterviews und verschiedenen Berichten, Lebensläufen, Erinnerungen einzelner Menschen könnten zu bestimmten Aspekten (Widerstand in Bezirken, Leben während des Faschismus, Zeit des Aufbruchs nach 1945) Dokumentationen von Zeitzeugen zusammengestellt werden.
Anfang 2009 konnte die Software FAUST Entry Archiv angeschafft werden. Über die Erfassung der Dokumente in der FAUST Datenbank ist es möglich, zu bestimmten Aspekten Hinweise aus den unterschiedlichen Sammlungen zusammenzuführen.
Die Erfassung zu einzelnen Personen ist so gut wie abgeschlossen. Gegenwärtig wird viel Mühe darauf verwandt, die zahlreichen Fotos zu erfassen und zu sichern. Nicht alle Aufnahmen sind hinreichend beschriftet. Da ist es oft schwer oder sogar unmöglich, die abgebildeten Personen zu identifizieren. Gerade mit Fotos konnten wir Interessierten schon hilfreich sein. So konnte Gerd Kühling vom Aktiven Museum Berlin im Mitgliederrundbrief 74 vom Januar 2016 „ Frühes Gedenken am ehemaligen Deportationsbahnhof Berlin-Grunewald“ mit zahlreichen Bildern aus unserem Archiv nachweisen. (https://www.aktives-museum.de/fileadmin/user_upload/Extern/Dokumente/rundbrief_74.pdf).
Die Fotos belegen, dass die Westberliner Polizei die Einweihung einer Gedenktafel der VVN für die Opfer des Faschismus am ehemaligen Deportationsbahnhof Grunewald im November 1953 verhindern wollte. Doch zahlreiche jüdische und andere Bürger aus beiden Teilen der Stadt erzwangen schließlich mit ihrem Protest die Gedenkfeier.
Derselbe Autor konnte bereits 2014 mit unseren Fotos einen Beitrag für das Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung „Medaon“, Ausgabe 8 (2014), 15 gestalten. (https://www.medaon.de/de/artikel/ein-vergessener-streiter-der-fruehen-holocaust-erinnerung-adolf-burg-und-der-ehemalige-deportationsbahnhof-berlin-grunewald/).
Damit weitere interessante Funde möglich werden, bleibt noch reichlich zu tun. Bisher haben wir uns vor allem auf Papier und Fotos konzentriert. Die Erfassung und vor allem Auswertung von Ton- und Filmdokumenten steht noch aus.
Die Arbeitsgruppe trifft sich regelmäßig wöchentlich, von Ausnahmen abgesehen, in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und steht für Auskünfte und Besuche nach Absprache gern zur Verfügung.
Weitere Bestände zur Westberliner VVN-VdA sind im Landesarchiv Berlin
(C Rep. 906-02) vorhanden.


Hans Holm und Peter Wegner für die Archivgruppe
Berlin, August 2020


Kontaktdaten:

Webseite: https://vvn-vda-westberlinerarchiv.de/

E-Mail: info (at) vvn-vda-westberlinerarchiv.de

oder über

Berliner VVN-BdA e.V.

Archivgruppe der VVN-VdA (ehemals Westberlin)

Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin

Telefon: 030/29 78 43 78

Antifaschistische Persönlichkeiten

Wolfgang Szepansky

 (* 9. Oktober 1910 in Berlin-Wedding; † 23. August 2008 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Antifaschist, kommunistischer Widerstandskämpfer, Autor und Maler.


Emil Ackermann (1902 – 1997) und Wolfgang Szepansky (1910 – 2008)

Emil Ackermann und Wolfgang Szepansky waren Häftlinge im Konzentrationslager  Sachsenhausen.


Hans Mahle 

( * 22. September 1911 in Hamburg; † 18. Mai 1999 in Berlin)


Rede von Heinz Galinski am 18. Januar 1948


Rede von Heinz Galinski auf der ersten öffentlichen Kundgebung nach der Gründung der Berliner VVN am 18. Januar 1948 im Berliner Admiralspalast, dem damaligen Haus der Staatsoper

„Ich begrüße Sie anläßlich der 1. Kundgebung der Berliner VVN. Ich begrüße die Vertreter der Besatzungsmächte, Frau Stadtrat Ehlert als Vertreterin des Berliner Magistrats. Frau Stadtrat Ehlert hat immer für die Verfolgten des Naziregimes das größte Verständnis gehabt. Ich betone ausdrücklich: Wir wollen keine Gegensätzlichkeit zu den kommunalen Ausschüssen der Berliner Betreuungsstellen. Ich begrüße besonders herzlich unseren Kameraden Probst Grüber als Vertreter der VVN in der Sowjetischen Besatzungszone., als Vertreter der westlichen Zonen der VVN die Kameraden Lore Wolf, Kameraden Kein und den Kameraden Lorcher, ferner die Vertreter der Kulturorganisationen und der politischen und gesellschaftlichen Organisationen Berlins. Im Gegensatz zu den 4 Zonen, in denen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes schon seit geraumer Zeit ihre Tätigkeit ausüben konnte, war sie in Berlin bisher noch nicht bestätigt. Die Zulassung ist nunmehr durch einen Beschluß der alliierten Kommandantur erfolgt. Die am 16. und 17. Januar 1948 durchgeführte Generalversammlung findet heute ihren festlichen Ausklang in der 1. öffentlichen Kundgebung des Berliner Vorstandes der VVN.

Angesichts der reaktionären Entwicklung in Deutschland bedarf es heute keines Wortes mehr zur Begrüßung einer solchen Organisation. Sie ist eine Notwendigkeit im Abwehrkampf gegen Nazismus und Antisemitismus: Die Berliner VVN wird so lange unsere vollste Unterstützung finden, als sie auf dem ihr vorgeschriebenen Weg mit aller Entschiedenheit weitergeht und strengste Neutralität in allen politischen und religiösen Fragen wahrt. Gerade wir haben aufgrund unseres Kampfes und unserer Leiden in den Hitlerjahren nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, in der 1. Reihe für die Demokratisierung Deutschlands zu kämpfen. Das Vertrauen, das uns die 4 Besatzungsmächte durch die Genehmigung der VVN bekundet haben, ist ein Auftrag für uns und zugleich eine Anerkennung, der wir uns in jeder Weise würdig zu erweisen haben. Die Demokratisierung Deutschlands ist eine Schicksalsfrage. Niemand, der in unseren Reihen kämpft, hat ein anderes Ziel vor Augen, als die Demokratisierung Deutschlands mit allen Mitteln zu fördern. Nur müssen wir uns über den Weg klar sein, den wir zu beschreiten haben. Die Erfahrungen der Vergangenheit warnen. Die demokratische Verfassung der Weimarer Republik hat ihren Feinden das Sprungbrett hingelegt. Nicht noch einmal darf es sich wiederholen, daß die Freiheiten der Demokratie in dieser unerhörten Weise mißbraucht werden, um Krieg nach außen und Mord nach innen zu propagieren. Das 1. Gebot dieser Stunde lautet: Schützt das Land. Nur wenn wir der Staatsgewalt einmal sicher sein werden, können wir im Geiste der Demokratie großzügig sein.

Wir haben uns wiederholt gegen offene und versteckte Angriffe in der deutschen Presse zur Wehr setzen müssen. Gerade diese mangelnde Bereitschaft, den gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu führen, ist für uns erst recht ein Anlaß, in der VVN alles nur erdenkliche zu tun. Diese Vereinigung wird alles andere sein als ein Veteranenverein alter Kämpfer. Den Opfern und ihren Hinterbliebenen sind es die Überlebenden schuldig, wachsam zu sein und, wenn es nötig ist, einzugreifen. Deshalb wird die Stimme der VVN von jetzt ab deutlich von jedem zu hören zu sein.“


 Heinz Galinski,  (1912 – 1992) beteiligte sich an den OdF-Ausschüssen und war nach der  Gründung der Berliner VVN im Januar 1948 deren Zweiter Vorsitzender für einige Monate bis zu seinem Rücktritt im November des selben Jahres.

Galinski war ein Opfer des Faschismus, ab 1940 musste er Zwangsarbeit leisten. Im Februar 1943 wurde er, ein Jahr nach der Wannseekonferenz, mit seiner Frau und seiner Mutter deportiert und nach leidvollen Jahren in Auschwitz, Dora-Mittelbau und zuletzt Bergen-Belsen 1945 dort von britischen Truppen befreit. Seine Ehefrau und seine Mutter wurden in Auschwitz ermordet.

Von 1949 bis 1992 war er Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und zudem von 1954 bis 1963 war er der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Im Sommer des Jahres 1975 blieb er unverletzt bei einem von unbekannten Tätern verübten Paketbombenanschlag auf ihn. Im September und im Dezember 1998 wurden auf das Grab Galinskis auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Westend zwei Sprengstoffanschläge verübt, dabei wurde der Grabstein fast vollständig zerstört.


Galinskis Wohnsitz in Berlin bis zu seiner 
Deportation 1943. Foto: Ingo Müller, 23.01.2024
Gedenktafel für 
Heinz Galinski an der Schönhauser Allee in Berlin. 
Von dort wurde er 1943 in das 
Konzentrationslager Auschwitz deportiert . Foto: Ingo Müller, 23.01.2024
Galinskis Wohnsitz in Berlin bis zu seiner 
Deportation 1943, Foto: Ingo Müller, 23.01.2024


28.06.2016
Heinz Galinski und seine Erwartungen an die Gegenwart und Zukunft der jüdischen Bevölkerung in Deutschland.
Ein Ausschnitt.
Regie: Manfred Seckinger
gm-tv Berlin

Leider nur ein kurzer Ausschnitt.

Geschichte VVN in Westberlin

Die VVN in Westberlin

Mühsamer Anfang

Die Auflösung der VVN in der DDR und im Osten Berlins Mitte Februar 1953 stellte die VVN im Westen Berlins durch den Wegfall der Berliner Leitungs- und Arbeitsstrukturen vor erhebliche Probleme. Zunächst führten die Westberliner Bezirksverbände ihre Tätigkeit weiter, dann übernahm bis zur Delegiertenkonferenz am 31. Mai 1953 eine provisorische Leitung die Arbeit.

Politische Ausgrenzung

Im Klima des Kalten Krieges, insbesondere unter dem Charakter der „Frontstadt“ Berlin, wurde VVN-Mitgliedern mit der Behauptung, „Anhänger eines totalitären Systems“ zu sein, vom Senat die Anerkennung als Opfer des Faschismus und Entschädigungszahlungen als Verfolgte abgesprochen. Diese Verfolgung und Ausgrenzung konnte um so leichter gelingen, da die Ost-West-Konfrontation,  keine Zwischentöne mehr zuließ, sondern nur noch ein „Entweder-Oder“.

War die Mitgliederzahl der VVN in Westberlin schon im Rahmen der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen der vorangegangenen Jahre stark zurückgegangen, so machte diese “Stockschläge-auf-den-Magen“– Politik, wie sie der damalige Innensenator Lipschitz (SPD) nannte, vielen Mitgliedern Angst, dass sie allein wegen ihrer Organisierung in der VVN ihren Arbeitsplatz oder die Rentenzahlung verlieren könnten, und sie führte zu großer Verunsicherung und Existenzangst. Vielen Mitgliedern wurde die Lebensgrundlage im Westteil entzogen, und bei vielen sank der Mut, sich öffentlich zur VVN zu bekennen, was zu Austritten und einer empfindlichen Schwächung der Organisation führte und eine Verengung des politischen Spektrums bedeutete. Tatsächlich war damit eine kommunistische Dominanz in der VVN eingetreten, die erst nach der Öffnung der VVN 1977 zum „Verband der Antifaschisten“ allmählich zurückging.

Gedenken und Erinnern

Die von der VVN durchgeführten Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Faschismus am zweiten Sonntag im September wurden in den fünfziger und sechziger Jahren wiederholt behindert. Im September 1963 zwangen Polizisten die Teilnehmer, schon am Eingang zur Gedenkstätte Plötzensee die Schleifen von den Kränzen zu entfernen. Später hefteten die Teilnehmer diese Schleifen wieder an die Kränze, worauf die Polizei sie herunterriss.

In den siebziger und achtziger Jahren wurden die Gedenkveranstaltungen der VVN in Plötzensee von einem breiten Bündnis getragen.

Der Berliner Verfolgtenverband begrüßte den Aufbau von Mahn- und Gedenkstätten auf dem Gelände ehemaliger Konzentrationslager des Nazi-Regimes. Zahlreiche VVN-Mitglieder nahmen an den Eröffnungsfeiern in der Gedenkstätten Buchenwald (1958), Ravenbrück (1959) und Sachsenhausen (1961) teil. Es waren bewegende Augenblicke, als sich nach Jahren Überlebende des Konzentrationslagers Ravensbrück wiedersahen und sich in die Arme schlossen. VVN-Mitglieder, Überlebende aus den Konzentrationslagern, die das Lagerleben und den Terror der SS mit grausamen Schikanen in Sachsenhausen erlebt hatten, berichteten in zahlreichen Begegnungen jungen Menschen über ihre Erlebnisse und auch über die Solidarität der Häftlinge. Der Kampf um die Wiedergutmachung an den Opfern des Siemens-Zwangsarbeitslagers im KZ Ravensbrück wurde 1997 von jungen Antifaschistinnen und Antifaschisten im “Aktionsbündnis 150 Jahre Siemens – Entschädigung jetzt“, in dem auch die VVN-VdA aktiv vertreten war, aufgegriffen.

Öffnung

Ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte der VVN war 1977 die Öffnung der Vereinigung zum “Verband der Antifaschisten“. Westberliner, die weder Nazi-Verfolgte, Hinterbliebene oder Widerstandskämpfer waren, insbesondere jüngere Antifaschistinnen und Antifaschisten schlossen sich nun der VVN an. Die historische Erfahrung der Zeitzeugen verband sich mit der politischen Motivation und Überzeugung neuer Mitglieder, antifaschistische Arbeit zu leisten, und brachte einen neuen Aufschwung in die Organisation.

Doch die Integration der neuen Mitglieder in die politische Arbeit war ein schwieriger und mühsamer Prozess. Widerstände und Misstrauen gegen die “Neuen“ galt es bei so manchem älteren Kameraden oder Kameradin zu überwinden, und nur in einem gemeinsamen Lernprozess war es möglich, die Vorbehalte aufzubrechen.

Zunächst kam man wöchentlich zur “Jugendgruppe“ zusammen. Viele Ideen für politische Aktivitäten wurden entwickelt und in die Tat umgesetzt, wie Veranstaltungen zum “Widerstand im Arbeitersport“ oder zum Majdanek- und Lischka-Prozess, Flugblattaktionen, Mahnwachen in Erinnerung an Hiroshima am 6. August an der Gedächtniskirche, Fahrten nach Sachsenhausen oder Bildungsabende zu Themen wie: “Faschismus und bürgerliche Gesellschaft“.

Gemeinsam mit älteren Kameradinnen und Kameraden traten die neuen Mitstreiter bei Veranstaltungen anderer Organisationen auf, stellten Info- und Büchertische auf, standen Verfolgte des Naziregimes und die Jungen gegen Nazitreffen, gegen ausländerfeindliche und rassistische Übergriffe zusammen. Schon bald übernahmen die jüngeren Mitglieder Funktionen und Verantwortlichkeiten innerhalb der VVN-VdA. Auch die Galerie Olga Benario ist ein Kind dieser Öffnung.

Gegen das Vergessen

Die Arbeit in den Bezirken galt der Betreuung der Mitglieder und dem Kampf um ihre Wiederanerkennung als Opfer des Faschismus. Hinzu kam die Pflege der Gräber und Gedenktafeln, die oft mehrfach entfernt und beschmiert wurden. Immer wieder wandte sich die VVN gegen das politische und historische „Vergessen“ und bemühte sich, die Geschichte des antifaschistischen Widerstandes in seiner ganzen politischen Breite zu vermitteln und über faschistische Verbrechen und die Täter aufzuklären.

In einem sich verändernden gesellschaftlichen Klima gelang es der VVN, eine wichtige Stimme des Antifaschismus in außerparlamentarischen Bewegungen zu werden. Frauen und Männer aus dem Widerstand nahmen nunmehr über Ausstellungen, Dokumentationen, Publikationen, vor allem aber als Zeitzeugen Einfluss auf das Geschichtsbild eines Teils der jüngeren Generation. Auch der von der Schulsenatorin Laurin (CDU) initiierte Senatsbeschluss, im Jahre 1982 in Schulen und Jugendgruppen keine VVN-Zeitzeugen mehr auftreten zu lassen, konnte dies nicht verhindern.

In der Jugend wuchs das Bedürfnis, mehr über die jüngste Geschichte zu erfahren. Die Gedenk- und Besichtigungsfahrten des Landesjugendringes mit VVN-Zeitzeugen durchbrachen die politische Ausgrenzung gegen die VVN-VdA und trugen dazu bei, dass nach einem von der Alternativen Liste eingebrachten Beschluss im Abgeordnetenhaus vom 27. Juni 1985 VVN-Zeitzeugen wieder von Schulklassen und Jugendgruppen eingeladen werden konnten. Nicht zuletzt war auch ein Ergebnis dieses zähen Ringens, dass ein Entschädigungsfonds für Naziverfolgte, denen in den 50er Jahren wegen ihrer VVN- oder SED-Zugehörigkeit die Entschädigung entzogen worden war, geschaffen wurde.

Die Aufarbeitung der bezirklichen Geschichte von Verfolgung und Widerstand während der Nazidiktatur war in den achtziger Jahren wesentlicher Bestandteil antifaschistischer Arbeit der VVN-VdA. Sie fand viel Zuspruch. In einigen Bezirken wurden Ausstellungen und Broschüren unter Einbeziehung von Mitgliedern der VVN erarbeitet. Im Herbst 1981 veröffentlichte ein Autorenkollektiv unter Leitung der Widerstandskämpfer Emil Ackermann und Wolfgang Szepansky die mit jungen Antifaschisten erarbeitete Broschüre „Erlebte Geschichte – Arbeiterbewegung und antifaschistischer Widerstand in Tempelhof“. Dieser ersten Bezirksbroschüre folgten weitere: 1983 in Reinickendorf und Wilmersdorf, 1984 Tempelhof, dann Kreuzberg, Steglitz und 1987 in Neukölln und eigene Ausstellungen zum Widerstandskampf.

Für das im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins im Jahre 1987 ausgeschriebene „Berliner Gedenktafelprogramm“ zur Ehrung namhafter Bürger und Bürgerinnen in den Bezirken brachte die VVN zahlreiche Vorschläge zur Ehrung hingerichteter Widerstandskämpferinnen und –kämpfer ein.

International

Unsere Organisation war Mitglied der Internationalen Förderation der Widerstandskämpfer (FIR), und der langjährige Vorsitzende der VVN-VdA, Heinz Schröder, war Mitglied des Büros der FIR. Als 1983 die Auseinandersetzungen um die Gestaltung des Geländes des ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais, der berüchtigten Gestapo-Zentrale, begannen, erfuhr die VVN-VdA als Mitglied des “Aktiven Museums“ die praktische Unterstützung der FIR. Sie unterstützte in Briefen an den Regierenden Bürgermeister Westberlins und an den Bezirksbürgermeister von Kreuzberg die Forderung nach der Errichtung einer ständigen Ausstellung auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände.

Krise – Umbruch – Aufbruch

Die “Wende“ brachte einschneidende Veränderungen für die VVN-VdA, nachdem die finanzielle Unterstützung, die der Verband aus der DDR erhalten hatte, entfiel. Ein kollektiv arbeitender Vorstand übernahm die Geschäfte. Die Organisation musste angesichts fehlender Zuschüsse, zurückgehender Mitgliederzahlen und politischer Resignation finanziell und politisch auf eine neue Basis gestellt werden.

Lebhafte Kontakte entstanden zu den im Jahre 1990 in Ostberlin entstandenen Basisgruppen des Bundes der Antifaschisten (BdA). Es war zugleich ein mühsamer Prozess der Annäherung, der zahlreiche Diskussionen zu auseinandergehenden Einschätzungen und Positionen einschloss, entstanden aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen. Jedoch fanden wir zusammen. Die VVN-VdA gehört als Kreisorganisation der Berliner VVN-BdA an, die wiederum ein Landesverband der bundesweit organisierten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten ist.

Autor: Peter Wegner