29.12.2022: Bärbel Schindler-Saefkow

Antifaschismus in der DDR, was bleibt E.Tischer und T. Schünke sprechen mit Bärbel Schindler-Saefkow

Gespräch: Elke Tischer und Trille Schünke sprechen mit Bärbel Schindler-Saefkow über “Antifaschismus in der DDR – was bleibt?”
Cafe Sibylle 29. Dezember 2022, 18:30 Uhr Träger der Veranstaltung war die Basisorganisation Friedrichshain-Kreuzberg der VVN-BdA Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Roger von Heeremann.

00:00:00 Trille Schünke stellt Bärbel Schindler-Saefkow vor
00:01:20 “Das Allgemeingültige über den Faschismus suchen – Bärbel regt eine große Diskussion über den Faschismus an 00:02:44 1932: Antifaschistische Aktion
00:05:41 Antifaschismus war eine internationale Losung. Wir haben in Deutschland eine besondere Verantwortung
00:08:37 Antifaschismus in der DDR – anders als in der BRD: Was war besonders in der DDR?
00:09:42 Gegen das schuldige Großkapital, gegen die Kriegsgewinnler!
00:11:08 Faschismus als großes System faschistischer Organisationen, faschistischen Eigentums, faschistischer KZ’s. Die Träger der Ideologie in den Universitäten und Bibliotheken. Überall hat es Auseinandersetzungen gegeben, im Betrieb, in den Familien. Es war ein Kampf um die Köpfe.
00:15:50 Antifaschismus war das Credo, mit dem die Regierung der DDR ins Leben gerufen wurde und das in der Welt bekundet hat. Andere Völker glaubten das nicht. Sich zu bekennen, dass man nichts mit dem faschistischen deutschen Staat zu tun haben will, ist bis heute wichtig
00:19:31 Tag der Erinnerung und Mahnung – eine wunderbare Tradition. Ab 1947 wurden auch Erinnerungstafeln angebracht.
00:23:23 Ab 1957/58 Namensträgerbewegung: Nach Anton Saefkow wurden 10 Schulen benannt. Schulen haben um den Namen gekämpft. Diejenigen, die das ernst genommen haben, in denen lebt das bis heute. Es kam auf die Lehrer und Lehrerinnen an. Bärbel veröffentlicht mit Ilse Jakob in jedem Jahr am 18. September eine Anzeige, in der sie diejenigen grüßen, die an ihre Namensgeber erinnern.
00:26:29 Die Schwester von Bärbel wurde Neulehrerin, die Mutter Bürgermeisterin.
00:28:24 Eines der großen Mittel, antifaschistische Ideen, Gedanken, Geschichte und Schicksale bekannt zu machen, war die Kunst
00:29:35 Das kurze Leben der VVN in der DDR
00:33:58 Der antifaschistische Schutzwall
00:36:23 “verordneter Antifaschismus”
00:38:14 Antifaschismus neu beleben
00:39:30 Auch der Kampf gegen den Faschismus mit der Waffe in der Hand muss anerkannt werden
00:41:01 Autonome Antifa
00:43:09 Antifaschismus ist ein teures Gut: Er ist eine starke Waffe im Kampf um gesellschaftlichen Fortschritt und wir solllten ihn nicht aus der Hand geben.
00:43:34 Bärbel antwortet auf die Frage nach ihren Erfahrungen, in den Schulen zu sprechen – als 17 Jährige und nach der Wende
00:53:58 Trille Schünke fragt nach dem besonderen Zusammenhalt, den Bärbel in ihrer Rede zur Eröffnung der Gedenkstätte Ravensbrück hält
01:04:19 Bärbel erzählt, wie sie vor mehreren Jahrzehnten gefragt wurde: “Was soll man Frauen im Jahr 2000 über Ravensbrück und die Ravensbrückerinnen erzählen?” Diese Frage beschäftigt Bärbel bis heute.
01:09:05 Frage aus dem Publikum, welche Erfahrungen Antifaschisten und Antifaschistinnen an den ANC weiter gegeben haben
01:11:39 Bärbel hebt die große Bedeutung des Themas “Internationalismus und Antifaschismus” hervor
01:14:17 Elke Tischer fasst den Abend zusammen und weist auf weitere geplante Veranstaltungen der Arbeitsgruppe “Antifa in der DDR” hin
01:15:22 Frage nach dem veränderten Gedenken in der DDR nach der Wende
01:16:45 Bärbel zur “Geschichte von unten” in der DDR
01:17:23 Wie wurde in der DDR mit den verfolgten Jüdinnen und Juden und den verfolgten Sinti und Roma umgegangen? 01:18:13 Bärbel antwortet auf diese Frage
01:26:12 Schlusswort von Elke Tischer Gespräch: Elke Tischer und Trille Schünke sprechen mit Bärbel Schindler-Saefkow über “Antifaschismus in der DDR – was bleibt?” Cafe Sibylle 29. Dezember 2022,
18:30 Uhr Träger der Veranstaltung war die Basisorganisation Friedrichshain-Kreuzberg der VVN-BdA Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Roger von Heeremann

Das Archiv der VVN-VdA Westberlin, das sich in der GEDENKSTÄTTE DEUTSCHER WIDERSTAND befindet, hat ein umfangreiches Arsenal von Dokumenten, Fotos und Ausgaben der Zeitschrift “Der Mahnruf”  1. In Mahnruf 30-1962 wurde ein Artikel über Anton Saefkow veröffentlicht. Hier zum Artikel:

  1. Mitteilungsblatt für die Mitglieder der VVN-Westberlin von der Nr. 1 aus dem Jahre 1957 bis zur Nr. 217 aus dem Jahr 1990,das gerade digitalisiert wird []

Günter Triebe

Mitglied des Ortsvorstands IG Metall Berlin, erzählt über seine vielfältige und bewegte Arbeit in der Gewerkschaft IG Metall und als langjähriges Mitglied des Betriebsrats Otis. Günter Triebe, Mitglied der VVN-VdA, vermittelt nicht nur ein anschauliches Bild über die Berliner Geschichte der letzten 50 Jahre aus der Perspektive eines kämpferischen Gewerkschafters, sondern diese vier Interviews geben auch reichlich Anregungen, wie Kolleginnen und Kollegen im Betrieb konsequent ihre Interessen wahrnehmen können. Sie sind also vor allem auch für junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sehr lehrreich“.

Teil 1: Ausbildung bei Siemens 1966 und der Arbeit bei Otis bis 1990

Im 1. Teil erzählt Günter Triebe :

wie er seine Ausbildung bei Siemens begann,

wie zwei Jahre später der amerikanische Präsident Nixon das Siemens Dynamowerk besuchte,

über das Handeln gegen Rechts der Schülermitverantwortung (SMV) in der Berufsschule,

über seinen Eintritt in die IG Metall – mit Hindernissen,

wie er aktiv in der Jugend der IG Metall war,

über Auseinandersetzungen mit der Ortsverwaltung der IG Metall Berlin,

über sein Bemühen um konsequente gewerkschaftliche Arbeit im Betrieb.


Teil 2: von Vertrauensmann – Verlagerung und Rationalisierungen

Im 2. Teil erzählt Günter Triebe:

von seiner Arbeit als Vertrauensmann ,

vom Kampf um die 35-Stunden-Woche,

über Tarifverhandlungen und kalte Aussperrung,

vom politischen Demonstrationsstreik,

von der Beschwerde beim Betriebsrat,

über Verlagerungen und Rationalisierungen.


Teil 3: von Otis kauft BAF bis Europäischer Betriebsrat

im 3. Teil erzählt Günter Triebe über folgende Themen:

Otis kauft BAF,

Otis droht mit Verlagerung,

Arbeit im Europäischen Betriebsrat.


Teil 4: Gewerkschaft und Politik

Im 4. Teil, Günter Triebe erzählt über folgende Themen:

Kampf um Rückkehr der Gewerkschaften am 1. Mai auf die Straße,

Demonstrationen gegen den Krieg der USA gegen Vietnam,

Protest gegen Besuche des amerikanischen Präsidenten in Berlin ,

Protest gegen den Irak-Krieg,

Protest gegen den Jugoslawien-Krieg,

Arbeit im IG Metall – Arbeitskreis der Senioren,

Besuch des KZ Mauthausen mit der IG Metall Jugend.

Es geht darum, den Frieden zu gewinnen – nicht den Krieg!

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Verband der Antifaschisten (VVN-VdA) lädt ein zur Veranstaltung mit Michael von der Schulenburg, UN-Diplomat und ehemaliger stellvertretender UNO-Generalsekretär und es geht um die Frage:

„Es gibt keine Initiative der deutschen Bundesregierung, die sich dafür einsetzt, den Krieg und das Morden in der Ukraine zu beenden. Warum eigentlich nicht?“


Tag:

Freitag, 6. Januar 2023 Uhrzeit: 18:00 Uhr

Ort:

KIEZRAUM auf dem Dragonerareal, Mehringdamm 10963 Berlin (Einmündung nahe der Obentrautstraße, hinter dem Parkplatz an der Rückseite Finanzamt)

Beschreibung zum Ort: https://kiezraum.net/karte/

ÖPNV:

U1, U6, U7 (Mehringdamm, Hallesches Tor)

Bus 140, 248, N1, N6, N7, N42, M19, M29, M41

Die Veranstaltung wird live übertragen unter: https://www.youtube.com/@vvn-vda

23.10.2022: WERNER SEELENBINDER – Ehrung

Sonntag, 23. Oktober 2022, 15.30 Uhr – 16.30 Uhr,

Werner-Seelenbinder Sportpark
Oderstraße 182, 12051 Berlin (U- und S-Bahnhof Hermannstraße)

WERNER SEELENBINDER

(2. August 1904 – 24. Oktober 1944)

Im Deutschland der Weimarer Republik gab es bis zur Machtübertragung an die Nazis neben den bürgerlichen, oft national- konservativen Sportverbänden eine starke Arbeitersportbewegung, die eine eigene, zumeist mehr auf Breitensport gerichtete und vor allen Dingen politische Kultur pflegte.

Werner Seelenbinder war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Arbeitersportler. 1904 in Stettin geboren und in Berlin-Friedrichshain aufgewachsen, musste er schon früh im Gemüsegeschäft seiner Eltern mithelfen. Er trat in den Sportverein Berolina 03 Neukölln ein, dem er bis zu dessen Verbot durch die Nazis 1933 angehörte. 1928 fuhr er zur Spartakiade nach Moskau und gewann als einziger deutscher Arbeitersportler den Wettbewerb. Nach seiner Rückkehr wurde er aktives KPD-Mitglied. Als 1933 die Arbeitersportvereine verboten wurden, sahen sich viele Sportler gezwungen in einen der bürgerlichen Vereine einzutreten. Werner Seelenbinder war aus Überzeugung Arbeitersportler. Er mochte den bürgerlichen Sportbetrieb nicht und trat nur widerwillig und auf Zuraten seiner Genossen der Sportvereinigung Ost bei, mit dem Vorsatz, Spitzensport und Widerstand zu verbinden. Schon 1933 verweigerte er bei der Siegerehrung den Hitlergruß. Eine Woche später wurde er dafür verhaftet und eine Zeit lang im Columbiahaus eingesperrt. Anschließend bekam er ein Jahr Wettbewerbssperre. Sportlicher Höhepunkt sollte die Olympiade 1936 werden, bei der er zu den Favoriten zählte. Er wurde „nur“ Vierter. Dies durchkreuzte sein Vorhaben, bei der Siegerehrung die Nazis vor den Augen der Welt zu blamieren und den Hitlergruß zu verweigern. 1936 bekam er Kontakt zu dem gerade aus dem Zuchthaus entlassenen Robert Uhrig und damit zur Berliner Untergrundleitung der KPD. Werner Seelenbinder stand unter ständiger Beobachtung durch die Gestapo. Doch das hinderte ihn nicht daran, seine Reisen zu Wettkämpfen, insbesondere ins Ausland, für Kurierdienste und zur Informationsübermittlung zu nutzen. 1942 gelang es der Gestapo die Gruppe Uhrig zu zerschlagen. Robert Uhrig und über 200 Freunde und Genossen wurden verhaftet, unter ihnen am 4. Februar 1942 auch Werner Seelenbinder. Nach einer zweijährigen Odyssee durch mehrere Konzentrationslager und Zuchthäuser wird er am 5.9.1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 24. Oktober 1944 wurde Werner Seelenbinder im Zuchthaus Brandenburg unter dem Fallbeil ermordet.

Alljährlich im Oktober rufen die „Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN/BdA), und andere Organisationen an seinem Todestag zu einer Gedenkkundgebung auf. Das Gedenken an Werner Seelenbinder hat eine lange und wechselhafte Tradition. Sie begann mit der Beisetzung der Urne auf einer Kundgebung mit hunderttausend Teilnehmern im September 1945 und der Umbenennung des Sportpark Neukölln in Werner Seelenbinder Kampfbahn. 1950 wurde der Name wieder getilgt, weil Seelenbinder Kommunist war. In den sechziger Jahren war es zweimal im Jahr erlaubt, zum Geburtstag und Todestag unter Polizeiaufsicht an seinem Grab Blumen niederzulegen. Seit 2004 trägt der Sportpark Neukölln wieder den Namen Werner Seelenbinders.

KUNDGEBUNG: WERNER SEELENBINDER – ERINNERUNG AN DEN ANTIFASCHISTISCHEN SPORTLER

VOR 78 JAHREN IM ZUCHTHAUS BRANDENBURG ERMORDET

Programmablauf:
– Kurze Erinnerung an das Leben und Wirken Werner Seelenbinder
– Ferat Kocak, Betroffener der Neuköllner Anschlagserie, zur aktuellen Aufarbeitung der Anschläge und der Verbindung Werner Seelenbinders zum antifaschistischen Kampf;
– Grußwort Sascha Förster (Präsident Berliner Ringerverband;
– Schauringen von Jugendlichen des SV Preussen Berlin e.V., Abteilung Ringen/Stützpunkt Hohenschönhausen;
– Musikalische Umrahmung durch Repfolk (Linker Rap) und den Arbeiter- und Veteranenchor Neukölln

Programmablauf Ende: Im Anschluss Blumenniederlegung am Grab.


Sonntag, 23. Oktober 2022; 15.30 Uhr – 16.30 Uhr
Werner-Seelenbinder Sportpark
Oderstraße 182, 12051 Berlin (U- und S-Bahnhof Hermannstraße)

Tagesgedenkstättenfahrt nach Wolfenbüttel

Die Kreisvereinigung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA) hat gemeinsam mit der Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh in Buchholz/ Nordheide eine „Tagesgedenkstättenfahrt nach Wolfenbüttel“ am Sonntag, dem 19. Juni 2022 durchgeführt.

Hierzu schrieb Frieder Böhne folgenden Text:

Unsere Gedenkstättenfahrt zur JVA Wolfenbüttel am 19. Juni 2022

Eigentlich hatten wir diese Fahrt schon für 2020 geplant. Doch wegen der Corona-Pandemie konnten wir in den letzten beiden Jahren keine Gedenkstättenfahrt organisieren. Wolfenbüttel, 13km südlich von Braunschweig gelegen, ist durch seine Altstadt und als Lessing-Stadt bekannt. Dass sich hier auch ein Zuchthaus und in der Zeit des Faschismus eine Hinrichtungsstätte befand, erfuhr eine breitere Öffentlichkeit erst in den letzten zwanzig Jahren.

Über 500 Todesurteile wurden hier vollstreckt, davon fast die Hälfte an sogenannten Nacht- und Nebelgefangenen und Zwangsarbeitern aus den von den Faschisten eroberten Gebieten. Daneben saßen hier weitere tausende Opfer der Nazijustiz ihre Haftstrafen ab, darunter viele politische Häftlinge, Kommunisten, Sozialdemokraten, aber auch sogenannte Wehrkraftzersetzer, Feindbegünstiger, Arbeitsscheue und Schwule.

Bea Trampenau, Geschäftsführerin der antifaschistischen Begegnungsstätte Heideruh, mit der wir gemeinsam diese Fahrt durchführte, stellte in einem sehr persönlichen Vortrag das Leben ihres Vaters Richard Trampenau vor, der von 1933 bis 1945 in verschiedenen Zuchthäusern gefangen war und zuletzt in Wolfenbüttel Schrecken und Grausamkeit eines in aussichtsloser Lage befindlichen Mordsystems erleiden musste. Es waren 7 Tage, die die 12 Jahre Einzelhaft in Harburg, Hannover und Celle davor in den Schatten stellten.

Anschließend führte uns die Leiterin der Gedenkstätte durch die neu konzipierte und 2019 eröffnete Ausstellung. Eine Besonderheit dieser Ausstellung ist, dass hier nicht nur die Verbrechen der Faschisten, sondern auch die Kontinuitäten in der Nachkriegszeit thematisiert werden. Über 100 Kommunisten waren hier in den 50ger und 60ger Jahren wegen illegaler Betätigung nach dem KPD-Verbot inhaftiert, oftmals verurteilt von denen. die auch schon vor 1945 tätig.“

Weitere Informationen zur Gedenkstätte und Zuchthaus

https://wolfenbuettel.stiftung-ng.de/de/

Hier nun eine kleine Fotogalerie von Ingo Müller, 19.06.2022