23.10.2022: WERNER SEELENBINDER – Ehrung

Sonntag, 23. Oktober 2022, 15.30 Uhr – 16.30 Uhr,

Werner-Seelenbinder Sportpark
Oderstraße 182, 12051 Berlin (U- und S-Bahnhof Hermannstraße)

WERNER SEELENBINDER

(2. August 1904 – 24. Oktober 1944)

Im Deutschland der Weimarer Republik gab es bis zur Machtübertragung an die Nazis neben den bürgerlichen, oft national- konservativen Sportverbänden eine starke Arbeitersportbewegung, die eine eigene, zumeist mehr auf Breitensport gerichtete und vor allen Dingen politische Kultur pflegte.

Werner Seelenbinder war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Arbeitersportler. 1904 in Stettin geboren und in Berlin-Friedrichshain aufgewachsen, musste er schon früh im Gemüsegeschäft seiner Eltern mithelfen. Er trat in den Sportverein Berolina 03 Neukölln ein, dem er bis zu dessen Verbot durch die Nazis 1933 angehörte. 1928 fuhr er zur Spartakiade nach Moskau und gewann als einziger deutscher Arbeitersportler den Wettbewerb. Nach seiner Rückkehr wurde er aktives KPD-Mitglied. Als 1933 die Arbeitersportvereine verboten wurden, sahen sich viele Sportler gezwungen in einen der bürgerlichen Vereine einzutreten. Werner Seelenbinder war aus Überzeugung Arbeitersportler. Er mochte den bürgerlichen Sportbetrieb nicht und trat nur widerwillig und auf Zuraten seiner Genossen der Sportvereinigung Ost bei, mit dem Vorsatz, Spitzensport und Widerstand zu verbinden. Schon 1933 verweigerte er bei der Siegerehrung den Hitlergruß. Eine Woche später wurde er dafür verhaftet und eine Zeit lang im Columbiahaus eingesperrt. Anschließend bekam er ein Jahr Wettbewerbssperre. Sportlicher Höhepunkt sollte die Olympiade 1936 werden, bei der er zu den Favoriten zählte. Er wurde „nur“ Vierter. Dies durchkreuzte sein Vorhaben, bei der Siegerehrung die Nazis vor den Augen der Welt zu blamieren und den Hitlergruß zu verweigern. 1936 bekam er Kontakt zu dem gerade aus dem Zuchthaus entlassenen Robert Uhrig und damit zur Berliner Untergrundleitung der KPD. Werner Seelenbinder stand unter ständiger Beobachtung durch die Gestapo. Doch das hinderte ihn nicht daran, seine Reisen zu Wettkämpfen, insbesondere ins Ausland, für Kurierdienste und zur Informationsübermittlung zu nutzen. 1942 gelang es der Gestapo die Gruppe Uhrig zu zerschlagen. Robert Uhrig und über 200 Freunde und Genossen wurden verhaftet, unter ihnen am 4. Februar 1942 auch Werner Seelenbinder. Nach einer zweijährigen Odyssee durch mehrere Konzentrationslager und Zuchthäuser wird er am 5.9.1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 24. Oktober 1944 wurde Werner Seelenbinder im Zuchthaus Brandenburg unter dem Fallbeil ermordet.

Alljährlich im Oktober rufen die „Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN/BdA), und andere Organisationen an seinem Todestag zu einer Gedenkkundgebung auf. Das Gedenken an Werner Seelenbinder hat eine lange und wechselhafte Tradition. Sie begann mit der Beisetzung der Urne auf einer Kundgebung mit hunderttausend Teilnehmern im September 1945 und der Umbenennung des Sportpark Neukölln in Werner Seelenbinder Kampfbahn. 1950 wurde der Name wieder getilgt, weil Seelenbinder Kommunist war. In den sechziger Jahren war es zweimal im Jahr erlaubt, zum Geburtstag und Todestag unter Polizeiaufsicht an seinem Grab Blumen niederzulegen. Seit 2004 trägt der Sportpark Neukölln wieder den Namen Werner Seelenbinders.

KUNDGEBUNG: WERNER SEELENBINDER – ERINNERUNG AN DEN ANTIFASCHISTISCHEN SPORTLER

VOR 78 JAHREN IM ZUCHTHAUS BRANDENBURG ERMORDET

Programmablauf:
– Kurze Erinnerung an das Leben und Wirken Werner Seelenbinder
– Ferat Kocak, Betroffener der Neuköllner Anschlagserie, zur aktuellen Aufarbeitung der Anschläge und der Verbindung Werner Seelenbinders zum antifaschistischen Kampf;
– Grußwort Sascha Förster (Präsident Berliner Ringerverband;
– Schauringen von Jugendlichen des SV Preussen Berlin e.V., Abteilung Ringen/Stützpunkt Hohenschönhausen;
– Musikalische Umrahmung durch Repfolk (Linker Rap) und den Arbeiter- und Veteranenchor Neukölln

Programmablauf Ende: Im Anschluss Blumenniederlegung am Grab.


Sonntag, 23. Oktober 2022; 15.30 Uhr – 16.30 Uhr
Werner-Seelenbinder Sportpark
Oderstraße 182, 12051 Berlin (U- und S-Bahnhof Hermannstraße)

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