03.06.2023: Mitglieder der „Anti-Nato-Aktion“ aus Athen berichten

Vorbemerkung: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Es geht darum, den Frieden zu gewinnen, nicht den Krieg!“ informierten uns eine Vertreterin und ein Vertreter der „Anti-Nato-Aktion“ aus Athen über ihre Einschätzungen, Ziele und die Situation in Griechenland. Wir hatten beide im Herbst letzten Jahres kennengelernt anlässlich der ersten öffentlichen Vorstellung ihres Bündnisses. Unser Besuch in Athen fand statt in Zusammenhang mit der 2012 gegründeten gewerkschaftlichen Solidaritätsgruppe „Gegen Spardiktate und Nationalismus“.

Im Folgenden geben wir die Übersetzung ihres Vortrages vom 3. Juni 2023 wieder:

Was wir sind und wie wir den Krieg einschätzen

Die Anti-NATO-Aktionsgruppe wurde nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine von Menschen gegründet, die aus verschiedenen politischen Zusammenhängen der Linken und des anarchistisch-autonomen Spektrums stammen oder diesen angehören und sich von dem vorherrschenden Narrativ über den Krieg in der Ukraine erdrückt fühlten. Wir untersuchten die Ereignisse und versuchten, Informationen aus vom Westen nicht kontrollierten Quellen zu erhalten. Wir sind der Meinung, dass für die auf dem Territorium der Ukraine unvermindert weiterbestehende Tragödie, für den Tod von Hunderttausenden von Ukrainern, Russen und Russinnen, für die Flüchtlinge, für die Zerstörung der sozialen Infrastruktur, für die enorme Umweltzerstörung, für das Risiko eines dritten Weltkriegs und eines nuklearen Holocausts – die Verantwortung bei der NATO liegt. Die USA können nicht tolerieren, dass ihnen nicht die ganze Welt gehört. Welchen Existenzgrund hat heutzutage die NATO, wenn der Vorwand, die Existenz des Warschauer Paktes, schon vor vielen Jahrzehnten entfallen ist? Wie würden sich die USA verhalten, wenn Russland Raketen in Mexiko aufstellen würde?

Die Tragödie in der Ukraine begann nicht mit der speziellen Militäroperation Russlands im vorigen Jahr. Sie begann mit dem von den USA und der EU initiierten Putsch auf dem Maidan im Jahr 2014. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wurde von den US-Diensten ausgenutzt, um die rechtmäßige Regierung zu stürzen, weil letzte es wagte, die räuberischen Vereinbarungen mit der EU in Frage zu stellen. Es folgte ein blutiger Bürgerkrieg, in dem rechtsextreme/neonazistische Gruppen organisiert und bewaffnet wurden und nicht nur mörderische paramilitärische Aktivitäten entwickelten, sondern auch Posten im Staatsapparat und in der Armee besetzten. Das Massaker am 2. Mai 2014 im Gewerkschaftshaus in Odessa war der Höhepunkt der Gewalt. Entführungen, Morde, Bombenanschläge, das Eindringen der Panzer des Kiewer Regimes in die Städte des Donbass und rassistische Angriffe auf russischsprachige Menschen (abwertend „moskal“ genannt) waren in der Ukraine Realität. Aber die Verbreitung dieser Tatsachen scheiterte am „eisernen Vorhang“ von Desinformationen, Halbwahrheiten und Lügen, der von den westlichen Medien errichtet wurde. Die Minsker Vereinbarungen von 2015 wurden nicht eingehalten. Frau Merkel erklärte sogar unverblümt, dass dies nur ein Trick war, um Zeit zu gewinnen, damit die Kriegsmaschinerie der Ukraine gegen Russland ausgebaut werden kann.

Seitdem führen die Menschen im Donbass mit der industriellen Arbeiterklasse im Zentrum des Widerstands und durch selbstorganisierte Milizen, einen harten Kampf um ihr Leben, ihre Würde und ihre Freiheit. Im Jahr 2017 wurden im Donbass 40 Verstaatlichungen/Sozialisierungen angekündigt. Es ist nachvollziehbar, was dies in einem Europa bedeutet, in dem die herrschenden Kräfte den Neoliberalismus und die Privatisierung als Religion betrachten. Wir verstehen, warum der Westen diese Alternative um jeden Preis vernichten will.

Unserer Ansicht nach ist der Krieg in der Ukraine kein Krieg zwischen Russland und der Ukraine, sondern ein Krieg, den die NATO auf dem Territorium der Ukraine bis zum letzten Ukrainer führt, um ihre Hegemonie in der Region aufrechtzuerhalten, um das unkontrollierbare Russland mit NATO-Truppen einzukesseln. Und um in einem zweiten Schritt den großen wirtschaftlichen Rivalen der USA, um China zu unterwerfen.

Die aktuelle Situation in Griechenland

Die griechische Regierungdes MinisterpräsidentenMitsotakis, dessen Partei, die Nea Demokria (ND), gestärkt aus den Wahlen vom 21. Mai hervorging und voraussichtlich die Wahlen am 25. Juni gewinnen wird, ist eine der untertänigsten Regierungen in der EU und in der NATO. Sie ist führend bei der Lieferung von militärischer Ausrüstung an die Ukraine. Das Territorium Griechenlands ist mit US-Stützpunkten gegen Russland gespickt. „Wir befinden uns im Krieg mit Russland“, sagen Vertreter der Regierungspartei und setze n unser Land als der Gefahr aus, zum Kriegsziel zu werden.

Im Hafen von Alexandroupolis werden Schiffe mit Kriegsmaterial entladen und von dort aus an die Front gebracht. Militärische Ausrüstung wird aus den Lagern des Landes entfernt und in die Ukraine geschickt, wie z. B. gepanzerte BMP1-Fahrzeuge, und jetzt ist die Rede davon, S-300-Raketen und sogar Leopard-Panzer zu schicken. Die militärische Infrastruktur der USA wird in Souda auf Kreta, in Thessalien, in Andravida usw. ausgebaut und verstärkt. Abgesehen von dem, was an die Öffentlichkeit gelangt, wissen wir nicht genau, was Griechenland in die Ukraine schickt, da dies Gegenstand von Geheimgesprächen zwischen beispielsweise Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsident Mitsotakis ist, und die Antwort auf Fragen der Opposition lautete bisher, dass dies aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ nicht bekannt gegeben werden darf. Wir wissen jedoch, dass unser Land ungeheure Summen für militärische Ausrüstung im Dienste der NATO ausgibt, während gleichzeitig Krankenhäuser und Schulen geschlossen werden.

Die griechische Regierung ist auch Vorreiterin bei der Verhängung von Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Sie hat die historischen Kooperationsbeziehungen, die wir mit Russland hatten, abgebrochen, mit erheblichen Folgen zum Beispiel für die Agrarwirtschaft und den Tourismus. Gleichzeitig wird in den Mainstream-Medien eine antirussische Welle im McCarthy Stil losgetreten. Jeder, der es wagt, eine andere Meinung zu äußern, wird als Putin-freundlich abgestempelt. Gegen die Gesetzgebung verstoßend hat die Regierung willkürlich die Webseiten von RT geschlossen und den Zugang zu unkontrollierten Quellen gesperrt. Ein Konzert des Friedens und der Solidarität mit dem ukrainischen Volk wurde von den Medien als „pro-Putin“ verunglimpft, weil es nicht von antirussischen Slogans begleitet wurde. Sogar eine Aufführung des Balletts Schwanensee wurde abgesagt!

Wie steht das griechische Volk zu all dem. Die Ergebnisse einer Umfrage sind interessant: Eine Mehrheit von zwei Dritteln ist der Meinung, dass die Lieferung von Kriegsmaterial an die Ukraine Griechenland gefährde. Konkret antworten 63 % mit „ja“ und „wahrscheinlich ja“ auf die Frage, ob „die Entscheidung, Kriegsmaterial in die Ukraine zu schicken, eine Gefahr für Griechenland darstellen könnte”. Gleichzeitig sind jedoch 32 % der Meinung, dass sowohl humanitäre Hilfe als auch Kriegsmaterial geschickt werden sollte, während nur 1 % sagt, dass „nur Kriegsmaterial“ geschickt werden sollte. Die Mehrheit der Befragten, nämlich 61 %, spricht sich dafür aus, nur humanitäre Hilfe für die Ukraine zu leisten. Interessant sind die Antworten auf die Frage: „Wer ist für die derzeitige Situation in der Ukraine verantwortlich“. Fast jeder Zweite, nämlich 47 %, ist der Meinung, dass alle gemeinsam verantwortlich sind, d.h. Russland, die Ukraine, die EU und die USA, während 29 % der Meinung sind, dass die Verantwortung hauptsächlich bei Russland liegt und 17 %, dass sie hauptsächlich bei den USA liegt.

Bei der Stellung zum Krieg in der Ukraine in linken und anarchistisch-autonomen Zusammenhängen sowie in Strukturen der Bewegungen ist die pro-NATO-Haltung marginal und die Haltung der „gleichen Abstände“ (gegenüber der NATO und zu Russland) die vorherrschende Strömung.Als Ergebnis der Diskussionen kleinerer Kollektive (zu denen unsere Gruppe gehört), die vertreten, dass die NATO besiegt werden muss, entstand die „Antiimperialistische Koordinierung für die Niederlage der NATO“.

Was sind unsere Ziele als Anti-NATO-Aktion?

1. Über die Tatsachen in der Ukraine und die Haltung anderen Teilen der Welt zu informieren
2. Die Teilnahme an Aktionen, die das Anti-NATO- und antiimperialistische Bewusstsein im griechischen Volk stärken
3. Die Beteiligung an einer breiten Front für den Frieden mit dem Hauptziel, die Beteiligung Griechenlands an der Lieferung von Kriegsmaterial und die Verhängung von Sanktionen zu beenden.

Als Anti-NATO-Aktion setzen wir uns dafür ein, dass die NATO den Krieg nicht gewinnt, denn deren Niederlage ist ein Gewinn für den Frieden und die gesamte Menschheit (für alle Völker). Der NATO sollte nicht gelingen das durchzusetzen, was sie im Irak, in Libyen und in Jugoslawien erreicht hat, die Zerschlagung von Ländern, die sich den Befehlen des Westens widersetzen. Wenn sie in der Ukraine erfolgreich ist und Russland unterwerfen kann, werden der Iran, Kuba, Venezuela und Nordkorea folgen. Dagegen wird die Niederlage der NATO den Weg für eine multipolare, vielgestaltige Welt ebnen. Der Westen, in dem 25% der Weltbevölkerung leben, könnte nicht mehr dem Rest der Menschheit seinen Willen aufzwingen. Die Völker werden in der Lage sein, selbst zu entscheiden.

Kurzer Rückblich auf unsere historischen Erfahrungen

Griechenland ist ein Land, das stark vom westlichen Imperialismus, den USA und der NATO abhängig ist. Unser Volk hat für diese Beziehung mit Blut bezahlt. Nach dem Sieg über den Faschismus im Zweiten Weltkrieg richtete Großbritannien seine Waffen gegen die griechischen WiderstandskämpferInnenund trieb das Land in den Bürgerkrieg. Im Jahr 1947 übergab Großbritannien den blutigen Staffelstab an die Vereinigten Staaten, die seither ein wichtiger Faktor in der politischen Entwicklung des Landes sind. Im Jahr 1952 trat Griechenland der NATO bei. Die USA förderten und unterstütztem von 1967 bis 1974 die Diktatur der Obristen.

Im Aufstand am Polytechnikum in At hen hat 1973 hat ein Panzer die Stützen des Haupttores der Universität eingerissen, um den Aufstand blutig niederzuschlagen. Das Tor war mit den Worten „Raus mit den USA“, „Raus mit der NATO“ beschrieben worden. Seither begehen wir jährlich den Jahrestag des Aufstandes am Polytechnikum mit einem Marsch zur amerikanischen Botschaft. 1974 sah sich sogar der rechtsgerichtete Ministerpräsident Karamanlis gezwungen, den militärischen Teil der NATO unter dem Eindruck der Ereignisse auf Zypern zu verlassen. Damals organisierte die griechische Junta einen Putsch, um Griechenland mit Zypern zu vereinen. Die Türkei reagierte darauf mit der Invasion und Besetzung Nordzyperns. Im Jahr 1980 kehrte das Land in den militärischen Teil der NATO zurück.

Nach dem Sturz der Junta und über zwei Jahrzehnte lang hatten Antiamerikanismus und Antiimperialismus in breiten Schichten des griechischen Volkes Wurzeln geschlagen. Die Parolen „Raus mit den Militärbasen des Todes“, „Mörder der Völker Amerikaner“ (Anm. der Übersetzerin: Mit „Amerikaner“ ist die Politik der USA gemeint.) waren Losungen auf riesigen Demonstrationen. Doch allmählich wurde dieses Bewusstsein schwächer. Die antiamerikanischen und antiimperialistischen Töne wurde von der PASOK (der griechischen Sozialdemokratie, die jahrzehntelang regierte) schnell aufgegeben. Das Argument, das die Regierungen anführten, um das Land in dem blutigen Bündnis zu halten, war, dass wir bei einem Austritt niemanden hätten, der uns im Falle eines Angriffs der Türkei beschützen könnte. Der Rückgang der Anti-NATO-Aktionen des Volkes ließ allen bisherigen Regierungen reichlich Spielraum, sich tief in das NATO-Abenteuer zu verstricken. In vielen Teilen des Landes wurden NATO-Militärstützpunkte errichtet, die die Völker bedrohen, die sich der amerikanischen Hegemonie widersetzen. Zudem machen sie sowohl unser Land als auch unser Volk zu einem Kriegsziel. Leider hat sich auch die Regierung unter Premierminister Tsipras (2015–2019), der mit linken Parolen antrat, den Forderungen der NATO gebeugt und die Stützpunkte erweitert und verstärkt.“

Nach dem Vortrag und anschließender Diskussion kamen wir überein, die politischen Kontakte aufrecht zu erhalten und uns über den aktuellen Stand der Antikriegsbewegung in unseren Ländern zu informieren. Sollte sich der Anlass oder die Möglichkeit einer koordinierten Aktion in Athen, Berlin und anderen Städten ergeben, wollen wir dies gemeinsam in Angriff nehmen.

„Keine Bomber über unseren Köpfen“ – Protestkundgebung in Brandenburg am 17. Juni 2023

Foto: Ingo Müller, 17.06.2023

Etwa 500 Menschen hatten sich am Samstag, den 17. Juni 2023, in der Stadt Brandenburg versammelt. Sie protestierten gegen die bisher größte Luftwaffenübung in der Geschichte der NATO. Die militärische Leitung von „Airdefender“ (Luftverteidigung) übernahm die Bundeswehr; in Deutschland befand sich das logistische und militärische Zentrum der Übung. Die Übertragung der Führung dieser NATO-Kriegsübung an die BRD ist ohne die Zustimmung durch die US-Regierung nicht denkbar. Damit wurde zugleich auch der militärische Führungsanspruch Deutschlands in Europa unterstrichen.

Dass es hier nicht um Verteidigung ging, was die Militärs durch den Namen der Übung suggerieren wollten, wurde durch die Ziele als auch die Reichweite der Übung deutlich. Geübt werden sollte die Abwehr des Angriffs militärischer Verbände aus dem Osten auf NATO-Territorium. Wer damit gemeint ist und abgeschreckt werden soll, ist eindeutig. Der Einsatz führte die Luftwaffe bis an die russische Grenze der baltischen Staaten und an die Grenzen Rumäniens und Bulgariens zu ihren östlichen Nachbarn. Auf den aggressiven Charakter der NATO-Übung verwiesen zahlreiche Redner:Innen in ihren Beiträgen während der Kundgebung. Sie prangerten an, wie durch solche Kriegsübungen die internationalen Spannungen weiter angeheizt werden und die Gefahr eines Atomkrieges näher rückt. „Noch nie sei diese Gefahr so groß gewesen, wie heute“, lautete die Warnung in zahlreichen Reden.

Organisiert hatte die Kundgebung die Friedenskoordination (Friko) Brandenburg. Aufgerufen hatten aus Berlin die Initiative „Rheinmetall entwaffen“, die Friko, einige Stadtteilorganisationen der Linkspartei und der VVN-BdA, sowie die „Künstler:Innen für Frieden und die DKP. Auch in mehreren Städten Ostdeutschlands hatten die Bezirksorganisationen (BO) der Partei DIE LINKE sowie die „Liebknechtarbeitskreise“ in der Partei mobilisiert. Zusammengefasst: Das Spektrum der Teilnehmenden umfasste, neben anderen linken Organisationen, die Opposition innerhalb der Linkspartei, die sich der Vorstandslinie nicht unterordnen wollen. Ein Redner, Gotthard Krupp, sprach dies auch direkt an. Er wertete die Aufforderung des Parteivorstandes an Sarah Wagenknecht, die Partei zu verlassen und ihr Abgeordnetenmandat niederzulegen, als Unterordnung unter die Regierungspolitik und schickte deshalb solidarische Grüße an sie in das Saarland.

Die Stadt Brandenburg als Kundgebungsort war gewählt worden, weil es hier einen offenen Tag der Bundeswehr gab. Nur 300 Meter entfernt präsentierte sie sich dem Publikum. Familien mit ihren Kindern durften die militärischen Mordwerkzeuge besichtigen, auf ihnen spielen und wurden zu Probe- und Geländefahrten mitgenommen. Zugleich machte die Bundeswehr Reklame als Arbeitgeber und Ausbilder, um ihre klammen Reihen zu füllen und die Jugendlichen für den Beruf des Soldaten zu begeistern. Wie zur theatralischen Untermalung donnerte das riesige, dort stationierte Militärtransportflugzeug zweimal in nur hundert bis zweihundert Meter über die Köpfe der Kundgebungsteilnehmer hinweg.

Das am Ende der Veranstaltung einsetzende Unwetter zeigte noch einmal auf, worauf sich die Regierenden konzentrieren sollten: Auf die Bekämpfung der Erderwärmung und seine Folgen statt auf die militärische Bekämpfung geostrategischer Rivalen und Feinde. Auch die Aufrüstung, die militärischen Muskelspiele und der Krieg setzen ungeheure Emissionen frei. Auch dies wurde auf der Kundgebung angesprochen.

Wir danken Andi Hesse für diesen Bericht

Kleine Fotogalerie:

Weitere Infos über die Kundgebung, u.a. mit Redebeiträge findet Ihr hier:

22.06.2022: Antifaschistischer Rundgang Körnerkiez Neukölln

Die antifaschistischen Rundgänge fanden im Rahmen des Festivals ,,Offenes Neukölln‘‘ (ONK) im Juni 2021 statt. Seit 2017 setzen Initiativen aus dem ganzen Bezirk mit diesem Festival ein klares Zeichen gegen rechte Gewalt und für Solidarität. Mit Veranstaltungen und Protesten stellen sie sich gegen jede Form von Ausgrenzung und Rassismus. Sie überlassen den Rechten weder die Straße noch das Netz. Neukölln ist und bleibt offen, solidarisch und bunt!“

17.06.2023: PROTESTKUNGEBUNG „Keine Bomber über unserern Köpfen Brandenburg“


Zeit: Samstag, 17. Juni 2023, 13:00 Uhr
Ort: Brandenburg an der Havel, Franz-Ziegler-Str. 28 (Alte Feuerwache)

Es kommen Friedenaktivistinnen und -aktivisten aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt

Die Bundesregierung stellt den deutschen Luftraum für das bisher größte
Luftkriegsmanöver der NATO seit ihrem Bestehen vom 12. bis 23. Juni 2023
zur Verfügung.
➢ Unter Führung der deutschen Luftwaffe nehmen 25 NATO-Staaten mit
10.000 Soldaten und 220 Militärflugzeugen teil.
➢ Der gesamte Luftraum über den neuen Bundesländern gehört zum
Manöverraum Ost.
➢ Zweck des Manövers: Training von schneller Verlegung von
US-Luftstreitkräften nach Europa und Gewährleistung des
Zusammenwirkens innerhalb des NATO-Bündnisses.
Das verschärft die bestehende Kriegsgefahr zusätzlich!
➢ An zehn Standorten in Deutschland führt die Bundeswehr eine Waffenschau
durch und will der Bevölkerung einen Blick hinter die Kulissen gewähren und
um Unterstützung werben.
➢ Brandenburg an der Havel ist dabei der einzige Standort in den neuen
Bundesländern.
➢ Die Bundeswehr will im Sinne der von Kanzler Scholz verkündeten
„Zeitenwende“ eine Führungsrolle als Nato-Speerspitze übernehmen

Solidarische Grüße
Uwe Bröckl
Benedikt Hopmann

Hinweise zur Anfahrt:

Wer mit der Regionalbahn mit uns zusammen reisen möchte, hier auch ein paar Infos: Zwischen dem 9. Juni und 1. Juli wird die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof für Züge des Regional- und Fernverkehrs vollgesperrt – fünf Wochen insgesamt. Darunter fallen neben den Fernzügen auch die Linie RE1 und andere. Für uns heißt das, dass wir von Berlin-Charlottenburg aus mit dem RE1 nach Brandenburg fahren.

Vorschläge zur Hinfahrt mit der Bahn

Hier die Verbindung in Brandenburg zur Franz-Ziegler-Str. 28, (Alte Feuerwache),(Ort der Demo)

Hinweise für die Fahrt mit dem Auto:

Da in Brandenburg am 17.6. verschiedene Großveranstaltungen stattfinden  (neben unserer Kundgebung u.a. der „Tag der Bundeswehr“ und das Havelfest) raten die Organisatoren vor Ort, nach Möglichkeit nicht mit dem Auto anzureisen. Wer das trotzdem möchte: Im Anhang findet ihr einige Parkplatzvorschläge.

EISENBAHNER IM WIDERSTAND

Einladung zur Veranstaltung:

EISENBAHNER IM WIDERSTAND

vergessene Gegner des NS-Regimes

Ein Film von Hermann Abmayr

Wo: Xenon Kino, Kolonnenstr. 5-6

Wann: Samstag17. Juni 2023 um 15:30 Uhr

Raus aus der NATO – NATO raus

Mai 17, 2023 von admin

Einladung zur Anti-Nato-Veranstaltung mit griechischen Kolleginnen und Kollegen:
Zeit: Samstag, dem 03. Juni 2023, 19.00 Uhr
Ort:  Kiezraum auf dem Dragonerareal (U-Bhf. Mehringdamm oder Hallesches Tor

16.04.2023, KUNDGEBUNGEN anlässlich des 137. Geburtstages Ernst Thälmanns

16. April 2023,
am Gedenkstein für die „Ziegenhalser Tagung“ gegenüber dem Areal der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Ziegenhals

Redner: Conny Renkl (Ökonom und Publizist u.a. in: Kommunistische Arbeiterzeitung, KAZ; unsere Zeit, uz)


Redebeitrag von Conny Renkl

Genossinnen und Genossen, liebe Freunde, meine Damen und Herrn,

Ja, wir leben in turbulenten Zeiten. Das Triumphgeheule vom „Ende der Geschichte“, das die Herrschenden nach der Niederlage des Sozialismus 1990 – 92 anstimmten, ist verstummt.

Aufhorchen dagegen lässt:

Dass China, Indien, Brasilien, dass Länder mit bald der Hälfte Weltbevölkerung den Imperialisten die Gefolgschaft verweigern, sich nicht an der Verurteilungs- und Sanktionsorgie gegen Russland beteiligen.

Dass jetzt gestreikt wird in Italien z.B., dass keine Waffen Richtung Ukraine transportiert werden. Waffen runter, Löhne rauf, heißt die Losung.

Dass in England und Frankreich Millionen streiken gegen die Rentenpläne, gegen die Vernichtung des öffentlichen Gesundheitssystems, für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Und auch bei uns – langsam, langsam – kommen die KollegInnen in den Krankenhäusern, in den Schulen, bei der Bahn, in den Häfen und auf den Flugplätzen in Fahrt und machen ihrer Wut und Empörung Luft angesichts rapide sinkender Reallöhne bei steigender Inflation, unbezahlbar werdenden Mieten, Heiz- und Stromkosten.

Während mal locker 12 Mrd. bewilligt werden für Munition, um sie in der Ukraine buchstäblich zu „verpulvern“, soll kein Geld da sein – noch nicht einmal für Inflationsausgleich? Das will uns ein Leichtmatrose namens Lindner weismachen in in ehrenwerter Gesellschaft mit Habeck, Baerbock und Scholz. Es soll kein Geld da sein gegen die Kinderarmut, kein Geld für Kranke, Alte und Pflegebedürftige und für Bildung und unsere Jugend sowieso nicht!

Kein Geld fürs Nötigste,

während gepanzerte Raubtiere an die Ostfront verschoben werden – Stückpreis Leopard 2 in der aktuellen Version 15 Millionen Euro; das waren zum Vergleich die Plankosten für den Bau der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Waren an der Müritz!;

Kein Geld für Nötigste,

während mit 100 Milliarden Schulden, diesmal als „Sondervermögen“ heiliggesprochen, die Rüstungskonzerne fettgemacht werden,

 während dank der Sanktionen manche Konzerne geradezu im Profit ersaufen.

Und das soll dann dazu dienen, der Ukraine zu helfen. Wem helfen? Dem verarmten ukrainischen Volk, den ukrainischen Arbeitern?

Nein, einem Regime, das nicht-konforme Parteien, nicht nur die kommunistische Partei, verbietet;,

einem Regime, das Gewerkschaften unterdrückt und Arbeitsgesetze verabschiedet, die der Ausbeutung bis auf die Knochen freien Lauf lassen, ein Regime, das sowjetische Ehrenmale schleift und stattdessen Denkmäler für Nazi-Kollaborateure errichtet;

einem Regime, das Russen und die russische Sprache unterdrückt;

Die schweren Waffen und die Milliarden sollen einem Regime helfen, das die ganze Welt in seinen Krieg um die m.E. völlig korrekt durch Volksabstimmung losgetrennte Krim hineinziehen und die russischsprachigen Gebiete im Osten der Ukraine zurückerobern will;

soll helfen einem Regime, das sich dafür zum waffenstarrenden Außenposten von Nato und EU gegen die Russische Föderation machen lässt.

Wozu das Alles? Um Russland zu ruinieren, wie es Frau Baerbock unverblümt erklärt hat. Aber warum ruinieren? Der Vorsitzende der SPD, Lars Klingbeil, verkündet: (Zitat) „Deutschland muss den Anspruch einer Führungsmacht haben. Nach knapp 80 Jahren Zurückhaltung hat Deutschland heute eine neue Rolle im internationalen Koordinatensystem.“ (Zitat Ende) Dafür keinen Mann, keinen Groschen, keine Panzer und keine Haubitze! Deutsche Waffen, deutsche Solden an die Ostflanke der Nato, oder soll ich besser sagen, an die Ostfront? Niemals wieder!

Wer das heute offen anspricht, läuft Gefahr nach § 130 StGB (Volksverhetzung) oder 140 StGB (Billigung bzw. Belohnung von Straftaten) verfolgt und verurteilt zu werden, wie Heinrich Bücker. Er wurde des Vergehens schuldig befunden, Russland verstehen zu wollen. Zu verstehen, weshalb Russland so lange der NATO-Expansion nach Osten zugesehen hat; verstehen, weshalb in Russland noch die KP mit starker Fraktion in der Duma vertreten ist, ein Russland, dessen Präsident in Stalingrad des Siegs der Sowjetunion und ihrer damaligen Alliierten über Nazideutschland gedenkt; gedenkt der Waffenbrüderschaft aller Völker nicht nur der Sowjetunion, einschließlich des ukrainischen und des russischen Volks. Heiner Bücker und nicht nur er will auch verstehen, weshalb sich dort, ebenso wie in der Ukraine, wieder Kapitalisten auf Kosten der Arbeiter und der Völker bereichern und Macht im Staat haben können.

Mit der Verfolgung solcher Freunde wie Heiner Bücker soll uns eingebläut werden, täglich stündlich und mit wachsender Begeisterung gefälligst das Mantra zu wiederholen vom „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins“.

Es ist das Mantra, mit dem die Zerstörer des Irak, Afghanistans, Syriens, Libyens, die Bedrücker des Iran, die Blockierer Kubas und der Demokratischen Volksrepublik Korea ihren Kreuzzug gegen Russland mit Blick auf die Volksrepublik China rechtfertigen möchten. Wir aber sagen, wir haben hier in diesem Größerdeutschland nicht die Aufgabe, über die Russische Föderation und ihre Verantwortung für den Krieg zu rechten, sondern über unsere Verantwortung, über die Verantwortung der BRD und ihrer Verbündeten in Nato und EU. Wie es Bertolt Brecht seinem Gedicht „O Deutschland, bleiche Mutter“ vorangestellt hat:: „Mögen andere von ihrer Schande sprechen, ich spreche von der meinen.

Genossinnen und Genossen, liebe Freunde!

Von unseren Herrschaften ist man das Zeigen auf „die Anderen“ ja gewohnt. Relativ neu dabei ist der Vorwurf an die Friedensbewegung, dass sie nach rechts offen sei, dass sie eine Politik der „Querfront“ betreiben würde. Es ist damit eine Umwertung der Werte bezweckt. Die Masche stammt aus der alten Trickkiste der Diebe, die rufen „Haltet den Dieb“. Denn rechts soll jetzt sein, wenn man die Nato angreift, wenn man die Waffenlieferungen verhindern will, die Sanktionen gegen die Russische Föderation verurteilt. Es wird behauptet, Rechte und Nazis würden doch auch solche Forderungen stellen; es würden Nazis – oder solche, die dazu ernannt wurden – bei Friedenskundgebungen dabei sein.

Wir erleben ein tückisches Schauspiel, wenn der Staat, wenn diese Regierung uns ihre bezahlten Agenten als Nazis ausstaffiert zuschickt und dann unseren Widerstand gegen eben diese Regierung damit zu diffamieren sucht, dass doch Nazis auf unseren Kundgebungen gesichtet wurden. So geschehen in Berlin auf der Kundgebung von Sahra Wagenknecht und Frau Schwarzer als die Polizei den Faschisten Elsässer in die Kundgebung bugsieren wollte. Vergesst bitte nicht, was vor Jahren bei den NPD-Verbotsverfahren bekannt wurde. Beim ersten Verfahren (2001-2003) dass „jeder siebente Funktionsträger in der NPD-Leitungsebene“ V-Mann des Verfassungsschutzes war (SZ 24.1.2005). Vor dem 2. Verfahren seien es 11 V-Leute in der Führungsriege gewesen (SZ 15.5.2015), die auf der Gehaltsliste des Verfassungsschutzes standen. Vergesst nicht, dass solche „Dienste“, ihre Hand im NSU hatten und beim Aufbau der AfD halfen. Die Enzigen, die den Faschismus bekämpfen, sind die Linken, sind Kommunisten, Sozialdemokraten, Parteilose, Christen oder sonstige religiös motivierte Kräfte. Und Linkssein heißt heute – mehr denn je, gegen die Nato, gegen den Hauptfeind im eigenen Land, gegen den deutschen Imperialismus und seinen dritten Anlauf zur Weltmacht, für Frieden mit Russland und China. Dabei gilt es, um jeden Einzelnen zu ringen, der in Gefahr steht, zu den Faschisten überzulaufen. Denn keiner ist als Faschist geboren! Aber es gilt, die Faschisten zu schlagen, wo immer sie organisiert und geballt auftreten.

Und die Aufgabe der Linken ist es, die Erfahrungen der Geschichte zu nutzen und im Kampf anzuwenden. Und das heißt des Vorsitzenden der KPD, das heißt Ernst Thälmanns zu gedenken, indem wir seine Lehren nutzen. In der „Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes“ vom 24. August 1930 schreibt er und das ZK der KPD: (Zitat)

„Die teilweisen Erfolge der nationalsozialistischen Agitation sind das Resultat der zwölfjährigen verräterischen Politik der Sozialdemokratie, die durch Niederhaltung der revolutionären Bewegung, Beteiligung an der kapitalistischen Rationalisierung und völlige Kapitulation vor den Imperialisten … der nationalsozialistischen Demagogie den Boden bereitet hat.“ (Zitat Ende)

Deutlich wird hier die Rolle des Sozialdemokratismus, der Sozialpartnerschaft mit dem Kapitalismus und der Unterordnung, heute würden wir sagen, der Komplizenschaft mit dem US-Imperialismus, angesprochen. Die Nazi-Propaganda wird als Demagogie, als Volksverführung und Volkstäuschung charakterisiert.

Daran können wir uns orientieren: Widerstand gegen die Kriegstreiberei einer sozialdemokratisch geführten Regierung, die uns mit Verweis auf Faschisten, von eben diesem Widerstand abhalten will. Und: Entlarvung der scheinbaren, heuchlerischen Russland-Freundlichkeit von Teilen der AfD-Führung als Demagogie. Denn die wollen politisches Kapital schlagen, wenn sich vor allem an die DDR-Tradition der Völkerfreundschaft im Allgemeinen und der deutsch-sowjetischen Freundschaft im Besonderen anbiedern. Wir wissen wie schnell faschistische Führerinnen wie Le Pen und Meloni die Seite wechseln; wir wissen wie die an „Mein Kampf“ geschulten Höckes, Kalbitz usw. mit Verachtung auf alle Slawen sehen, „Lebensraum im Osten“ holen wollen. Für sie ist das derzeitige Haupthindernis für den Wiederaufstieg des deutschen Imperialismus die USA. Sollen doch die USA in der Ukraine ihre Dollars verbrennen und Russland ausbluten. Das schwächt die USA und Russland. Dazu unterstützen deutsche Faschisten derzeit Russland nach der Devise: Sollen sich doch die slawischen Völker gegenseitig totschlagen. Das schafft Raum, dass Großdeutschland wieder aufräumen kann im Osten – das ist ihr Kalkül.

Gegen solche Mordphantasien stand Ernst Thälmann. Er zeigte den wirklichen Weg auf zur nationalen und sozialen Befreiung Deutschlands: (Zitat) „Sturz der Macht der Kapitalisten und Großgrundbesitzer, nach der Aufrichtung der proletarischen Diktatur in Deutschland“ und noch deutlicher: „Um das deutsche Volk zu befreien, genügt es nicht, die Macht des Auslandskapitals zu brechen, sondern die Herrschaft der eigenen Bourgeoisie im eigenen Lande muss gleichzeitig gestürzt werden.“ (Zitat Ende) Also soziale Befreiung als Voraussetzung, um als Nation frei zu werden. Denn solange das Kapital herrscht, werden für Profit jederzeit die Interessen von Volk, Nation und Vaterland verraten und verkauft. Klassenkampf statt Rassenkampf!

Genossinnen und Genossen, liebe Freunde!

Ja, wir leben in turbulenten Zeiten. Der Reichtum muss sich verstecken hinter videoüberwachten Mauern, in Steueroasen, die zu Fluchtburgen ausgebaut werden, in der Alpenfestung Schweiz, die grade die Pleite ihrer Hehler-Großbank, Credit Suisse erlebt; der Reichtum muss sich verstecken in der „Festung Europa“, die das Mittelmeer zum Massengrab gemacht hat. Ihre Milliarden suchen nach Anlage und Verwertung. Und auch da fällt ihnen nichts Neues ein: Krieg und Leichen – die letzte Hoffnung der Reichen!

Manche sprechen dabei von „Zeitenwende“. Wir fragen, wohin geht sie denn, die Wende? Wir fragen: Ist es eine Wende zu Krieg oder zur Revolution? Das wird davon abhängen, ob wir die Orientierung wiedergewinnen, aus der Verwirrung herauskommen, unsere Positionen klären, ob wir organisierter, militanter werden und mit Ernst Thälmann unseren historischen Optimismus festigen.

Die Reichen, die herrschende Klasse, sie sprechen vom Untergang der Welt! Wohlan! Wir kämpfen für den Untergang ihrer Welt!

Genossinnen und Genossen, liebe Freunde!

Es ist eine Lust zu leben, wenn die Mühlen der Geschichte wieder zu mahlen beginnen, wenn die Zwingburgen wanken!

Dank an Brigitte, für die gesendeten Fotos.

Zur Erklärung der Landesvorstandes der Berliner VVN-BdA vom 20. Februar 2023

Zur Erklärung der Landesvorstandes der Berliner VVN-BdA vom 20. Februar 2023

(die Erklärung selbst ist unten in vollem Wortlaut abgedruckt; siehe auch: https://berlin.vvn-bda.de/2023/02/fuer-eine-welt-des-friedens-und-der-freiheit/)

Unseres Wissens ist das nach einem Jahr Krieg in der Ukraine die erste Stellungnahme des Berliner Landesvorstandes zu diesem Krieg.

1. Was ist kontrovers, was ist spaltend?

Der Landesvorstand fordert eine Diskussion über die Frage, wie ein antimilitaristisches und friedenspolitisches  Engagement auszusehen habe. Die Notwendigkeit dieser Diskussion begründet er damit, dass “die Bewertungen des russischen Angriffskrieges kontrovers” seien.

Die Bewertungen dieses Krieges sind aber nicht kontrovers. Alle Welt spricht von einem völkerrechtswidrigen Krieg, auch in der VVN-BdA wird diese Auffassung ganz überwiegend geteilt.  Kontrovers ist vielmehr die Bewertung der Politik, die die USA, die NATO und die Bundesrepulik in diesem Krieg verfolgen. Von der Bewertung dieser Politik hängt es ab, ob “angesichts der zunehmend bellizistischen Stimmung in Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit” eine Chance entsteht, um die vorherrschende Haltung, nur Waffenlieferungen könnten den brutalen Krieg gegen die Ukraine stoppen, zu hinterfragen”.

2. Es geht um darum, den Krieg zu beenden

Der Landesvorstand erklärt: “Wenn Deutschland und die NATO hochmoderne Waffen liefern, führt das zu einem Abnutzungskrieg, an dessen Ende Hunderttausende, im Falle einer nuklearen Auseinandersetzung Milliarden Menschen tot sind.”

Doch dann stellt der Landesvorstand nur fest, “wir können den Krieg nicht mehr verhindern, denn Millionen erleiden diesen Krieg bereits”, und zieht daraus die folgende Konsequenz: “Unsere Aufgabe besteht darin, sich zu vergegenwärtigen, wem unsere Empathie gelten muss nämlich nicht den Nationalstaaten, sondern denjenigen, die unter dem russischen Überfall leiden: der Bevölkerung in zerschossenen ukrainischen Ortschaften, den geflohenen Kindern, den zwangsrekrutierten Soldat*innen auf beiden Seiten der Front.”

Was ändert Empathie an der Fortführung des Krieges? Nichts. Der Krieg muss beendet werden. Darauf kommt es an. Um das durchzusetzen, müssen wir dorthin gehen, wo es den Herrschenden in unserem Land weh tut. Wir  kommen keinen Schritt weiter, wenn wir gegen Putin vor der russischen Botschaft demonstrieren. Nur wenn wir unsere Forderungen an die Adresse der Bundesregierung richten und nur wenn wir das massenhaft tun, haben wir einen wirksamen Hebel für eine Beendigung des Krieges in der Hand.

Wenn der Landesvorstand seine eigenen Worte ernst nimmt,  dass am Ende dieses Krieges “Hunderttausende, im Falle einer nuklearen Auseinandersetzung Milliarden Menschen tot sind, dann geht es nicht nur um Empathie für das Schicksal anderer. Dann geht es auch um unser eigenes Schicksal. Dann geht es um das Schicksal von allen.   

3. Keine Berücksichtigung von legitimen Sicherheitsinteressen?

Der Landesvorstand meint: „Nicht irgendwelche legitimen Sicherheitsbedürfnisse Russlands, sondern die Schicksale derer, die in der Ukraine heute in Kellern ausharren, müssen Ausgangspunkt der Debatte sein.

Wer sich weigert, “irgendwelche „legitimen Sicherheitsinteressen“ Russlands anzuerkennen oder sich auch nur damit zu befassen, landet direkt an der Seite der NATO, die sich schon seit Jahren weigert, „irgendwelche „legitimen Sicherheitsinteressen“ Russlands“ anzuerkennen. Genau diese Weigerung der NATO hat dazu geführt, dass dieser Krieg nicht verhindert wurde und ist auch der Grund, warum von den NATO-Staaten einschließlich der Bundesregierung bisher keine Initiativen ausgehen, um den Krieg zu beenden. Und das, obwohl hohe Militärs in den vergangenen Wochen und Monaten dazu gedrängt haben.

4. Die Interessen der USA, der NATO und Bundesregierung

Für die USA als bestimmende Kraft der NATO ist der Krieg mit Russland Teil ihres stategischen Kampfes gegen China und Russland[1]. Der Bundesregierung liegt daran, im Windschatten der USA  ihre nicht nur ökonomische, sondern auch militärisch führende Rolle in Europa auszubauen und zu festigen.  

Der Landesvorstand meint: „Nicht der geopolitische Vortrag vom Feldherr*innenhügel sondern Solidarität und Empathie und auch ganz realpolitisch humanitäre Hilfe ist gefragt.“ Wer hält nach Meinung des Landesvorstandes einen „geopolitischen Vortrag auf dem Feldherr*innenhügel“? Nicht die Friedensbewegung, die eine Bewegung gegen Krieg und Kriegstreiberei ist.

Hinter der Phrase vom „geopolitischen Vortrag auf dem Feldherr*innenhügel“ verbirgt der Landesvorstand seine Weigerung, sich mit den Interessen derer zu beschäftigen, die weiterhin Benzin ins Feuer gießen, statt zu löschen.

Der Landesvorstand befasst sich nicht mit der Frage, was die USA, die NATO und mit ihr die Bundesregierung zur Lieferung von immer mehr Waffen und zu immer größerer Eskalation treibt. 

Diese Verweigerung ist das genaue Gegenteil von Solidarität und Empathie mit denen, die in der Ukraine heute in Kellern ausharren, müssen. Nur wer sich mit den Gründen für den Beginn und die Fortdauer dieses Krieges beschäftigt, kann erkennen, wie dieser Krieg beendet werden kann und wie wir uns in der kommenden Zeit einer noch gefährlicheren Entwicklung entgegenstemmen können.   

Der Kampf für ein schnelles Ende des Krieges ist die beste “Solidarität und Empathie und auch die beste “ganz realpolitisch humanitäre Hilfe.    

5. Was nicht in der Erklärung steht

Aufschlussreich ist nicht nur, was in dieser Erklärung des Landesvorstandes steht, sondern auch, was nicht in ihr steht. Die Erklärung enthält keine Verurteilung der Wirtschaftssanktionen. Wir möchten  daran erinnern, dass sich der Bundessprecher der VVN-BdA, Florian Gutsche, schon sehr früh gegen eine Verurteilung der Wirtschaftssanktionen ausgesprochen hat und diejenigen, die diesen  Wirtschaftskrieg verurteilten, in die Nähe der Rechten stellte.  Die Sanktionen gegen Russland haben hier die Inflation angeheizt und tun dies weiter.  Wer diesen Wirtschaftskrieg nicht verurteilt, nimmt die  Reallohnverluste einschließlich der daraus entstehenden Sorgen sehr vieler Menschen im Land nicht ernst, mag er noch so viele soziale Ausgleichspakete fordern. Diese positive Haltung zum Wirtschaftskrieg gegen Russland ist Wasser auf die Mühlen der Konservativen und der extremen Rechten.

Der Landesvorstand ruft „Die Tür nach rechts bleibt zu“ und öffnet die Tür den Rechten.   

Nachdem wir diese Stellungnahme des Landesvorstandes gelesen haben, sind wir umso mehr von der Wichtigkeit unserer Veranstaltungsreihe gegen den Krieg (https://frieden-gewinnen.de/) und der Notwendigkei, uns an den Ostermärschen zu beteiligen, überzeugt.

28. März 2023

Mitglieder des Arbeitskreises Frieden in der Berliner VVN-BdA

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Hier die Erklärung der Berliner Landesvorstandes der VVN-BdA vom 20. Februar 2023:

Die VVN-BdA ist eine antifaschistische, überparteiliche generationsübergreifende und unabhängige Organisation. Dementsprechend unterschiedlich und kontrovers fallen auch die Bewertungen des russischen Angriffskriegs und die Positionierungen dazu und die Fragen, wie unser antimilitaristisches und friedenspolitisches Engagement auszusehen hat, unter unseren Mitgliedern aus. Wir streiten uns heftig darüber, das ist durchaus eine Zerreißprobe.

Aber das ist angesichts der zunehmend bellizistischen Stimmung in Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit eigentlich eine große Chance um die vorherrschende Haltung, nur Waffenlieferungen könnten den brutalen Krieg gegen die ukrainische Bevölkerung, den völkerrechtswidrigen Angriff auf die souveräne Ukraine stoppen und ihr Recht auf Selbstverteidigung unterstützen, zu hinterfragen. Es ist eine Chance um gemeinsam zu überlegen welche zivilen Alternativen und Verhandlungsoptionen es dazu geben könnte und dafür zu streiten und dafür Druck zu machen- auch für den sofortigen Rückzug des russischen Militärs aus der Ukraine. Die Schützengräben, die die internationale Politik ausgehoben hat, müssen wir als Antifaschist*innen eben nicht besetzen.

Unter dem gemeinsamen Dach des Antifaschismus könnten wir eine produktive Diskussion führen, die jahrzehntelangen Erfahrungen der Antikriegsbewegung mit den Erfahrungen und neuen Wissen der jüngeren sozialen Bewegungen zusammenführen.

Wir wissen: Der alleinige Bezug auf die „Realpolitik“ dabei nicht zielführend, ja fatal ist .Wenn Russland die Ukraine unwidersprochen militärisch besiegen kann, ist das eine Einladung an autoritäre Machthaber gegen Nachbarländer ähnlich vorzugehen, denken wir z.B. an die Türkei. Wenn Deutschland und die NATO hochmoderne Waffen liefern, führt das zu einem Abnutzungskrieg, an dessen Ende Hunderttausende, im Falle einer nuklearen Auseinandersetzung Milliarden Menschen tot sind.

Wir können den Krieg nicht mehr verhindern, denn Millionen erleiden diesen Krieg bereits. Unsere Aufgabe besteht darin, sich zu vergegenwärtigen, wem unsere Empathie gelten muss – nämlich nicht den Nationalstaaten, sondern denjenigen, die unter dem russischen Überfall leiden: der Bevölkerung in zerschossenen ukrainischen Ortschaften, den geflohenen Kindern, den zwangsrekrutierten Soldat*innen auf beiden Seiten der Front. Nicht irgendwelche „legitimen Sicherheitsbedürfnisse“ Russlands, sondern die Schicksale derer, die in der Ukraine heute in Kellern ausharren, müssen Ausgangspunkt der Debatte sein. Nicht der geopolitische Vortrag vom Feldherr*innenhügel sondern Solidarität und Empathie und auch ganz realpolitisch humanitäre Hilfe ist gefragt.

Unabdingbar sind auch die Forderungen nach weiterhin großzügiger Aufnahme der ukrainischen und aller anderen Geflüchteten, dem Recht auf Asyl für alle Deserteur*innen und Kriegsdienstverweigerer*innen. Dem folgt auf dem Fuß, der Widerstand gegen weitere Waffenlieferungen, der Kampf gegen die rasante Aufrüstung und Militarisierung der deutschen Außenpolitik, das Hundert Milliarden Paket, nach sozialer Umverteilung der Krisenlasten, nicht nur im reichen Deutschland, gegen die drohenden Hungersnöte weltweit. Wir dürfen nicht zulassen, dass Umwelt- und Klimarettung ins Hintertreffen geraten.

Mit dieser Bündnisoption, einer sozialen Protestbewegung, die sich hinter progressiven und humanistischen Forderungen sammelt, haben wir Antifaschist*innen eine Chance, die Rechten herauszuhalten und herauszudrängen. Denn wenn Proteste in ihren Forderungen und Formulierungen von der rechten Mobilisierung klar unterscheidbar sind, wenn sozial-, friedens- , umweltpolitische antifaschistische Verknüpfungen angestrebt und ausgedrückt werden, dann sind Querfront und rechte Übernahmeversuche gar nicht so schwer zu verhindern. Der Traum der Elsässers, Kubitscheks und Höckes von der nationalistischen Massenbewegung wäre ausgeträumt.

Das zu bewirken ist unseres Erachtens auch eine der vorrangigen Aufgabe der VVN in der Zivilgesellschaft – der Kampf gegen neonazistische, faschistische Ideologie und politische Bewegung – „nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“. Dazu gehört das Aufzeigen, welche Positionen Rechtsextreme heute einnehmen und wo sich ihnen Möglichkeiten der Anschlussfähigkeit bieten. Deshalb betont die VVN-BdA immer wieder: „Die Tür nach rechts muss zu bleiben“ – eine Forderung gegen Querfrontbestrebungen, die sich insbesondere im Umfeld der Friedensbewegung seit gut zehn Jahren zeigen. Seither kämpft die VVN dagegen an – wir greifen ein wo andere schweigen oder über Widersprüche hinweggehen, wir distanzieren uns, wo nötig, von Aktionen und Kundgebungen, wenn diese rechtsoffen gestaltet werden. Das ist unser originärer Beitrag zum Kampf gegen Krieg und Militarisierung für den Frieden, aber eben nicht unserer einziger.

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Der Vorstand der Berliner VVN-BdA e.V.. 20.02.2023


[1] siehe die offizielle Nationale Sicherheitsstrategie der USA: https://widerstaendig.de/nationale-sicherheitsstrategie-der-usa-2/ .

28.03.2023, Stellungnahme von Mitgliedern des Arbeitskreises Frieden in der Berliner VVN-BdA

Zur Erklärung der Landesvorstandes der Berliner VVN-BdA vom 20. Februar 2023

„Der Landesvorstand erklärt: “Wenn Deutschland und die NATO hochmoderne Waffen liefern, führt das zu einem Abnutzungskrieg, an dessen Ende Hunderttausende, im Falle einer nuklearen Auseinandersetzung Milliarden Menschen tot sind.”

Doch dann stellt der Landesvorstand nur fest, “wir können den Krieg nicht mehr verhindern, denn Millionen erleiden diesen Krieg bereits”, und zieht daraus die folgende Konsequenz: “Unsere Aufgabe besteht darin, sich zu vergegenwärtigen, wem unsere Empathie gelten muss – nämlich nicht den Nationalstaaten, sondern denjenigen, die unter dem russischen Überfall leiden: der Bevölkerung in zerschossenen ukrainischen Ortschaften, den geflohenen Kindern, den zwangsrekrutierten Soldat*innen auf beiden Seiten der Front.”

Was ändert Empathie an der Fortführung des Krieges? Nichts. Der Krieg muss beendet werden. Darauf kommt es an. Um das durchzusetzen, müssen wir dorthin gehen, wo es den Herrschenden in unserem Land weh tut. Wir kommen keinen Schritt weiter, wenn wir gegen Putin vor der russischen Botschaft demonstrieren. Nur wenn wir unsere Forderungen an die Adresse der Bundesregierung richten und nur wenn wir das massenhaft tun, haben wir einen wirksamen Hebel für eine Beendigung des Krieges in der Hand“

Zeitenwende und Aufrüstung in Deutschland

Jürgen Wagner

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Verband der Antifaschisten (VVN-VdA) laden zur Veranstaltung, mit

Jürgen Wagner, Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) ein.

Wann: Donnerstag, 20. April 2023, 18.00 Uhr

Wo: Kiezraum auf dem Dragonerareal

„Die Bundesregierung hat das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten vom Zaun gebrochen. Diese “Zeitenwende” (Olaf Scholz) wurde schon vor dem Krieg, der momentan in der Ukraine geführt wird, von langer Hand vorbereitet. Politisch durch immer offener artikulierte Großmachtansprüche, militärisch durch einen Umbau der Bundeswehr, bei dem die Bildung von Großverbänden im Zentrum steht, und industriell durch die “Agenda Rüstung”, die auf die massive Stärkung der Waffenindustrie abzielt.“

Es geht also um die Fragen: Was hat zu diesen Großkrisen geführt? Wer sind die Verantwortlichen? Was können wir tun gegen Krieg und Zerstörung von Klima, Leben und Gesundheit?

Zu dieser Veranstaltung rufen auf:


ˆ VVN-VdA e.V. (Charlottenburg, Neukölln, Reinickendorf,
Spandau und Tempelhof/Schöneberg)
ˆ AG Antifaschismus der VVN-BdA Lichtenberg
ˆ AK Frieden der Berliner VVN-BdA
ˆ AG Frieden in der GEW Berlin
ˆ 100 Jahre unvollendete Revolution
ˆ Friedenskoordination Berlin
ˆ Gruppe Arbeiterpolitik Berlin
ˆ Spandauer Bündnis gegen Rechts

Die Veranstaltung wird live übertragen unter:
https://www.youtube.com/@vvn-vda