Eine Abendveranstaltung der LINKEN Reinickendorf mit Peter Neuhof (96) fand am 16.08.2021im Restaurant HOF-CAFÉ in Berlin-Wittenau statt. Etwa 30 wissbegierige Gäste füllen den Raum und hörten mit Spannung seine beeindruckenden Worten über die letzten Tage der Nazibarbarei sowie den schwierigen Neubeginn in Reinickendorf und Berlin ab 1945 zu.
Peter Neuhof, führte in einer ‚Erzähl-Lesung‘ zurück in die schreckliche Zeit des deutschen Faschismus zwischen 1933 und 1945.
„Als die Braunen kamen – Eine jüdische Berliner Familie im Widerstand“ hat er sein 2006 autobiografisches Buch überschrieben, indem Peter Neuhof aus eigenen Erleben beschreibt, wie er als Heranwachsender den wachsenden Terror der Nazis erlebte und gestützt auf seine Tagebuchaufzeichnungen und die seines Vaters, aus Briefen seiner Eltern und Dokumente der Gestapo und Gerichtsakten die Zeit von 1930 bis 1945 die Geschichte seiner Familie rekonstruiert.
Das Buch erschien in der Reihe Bibliothek des Widerstandes im Pahl-Rugenstein-Verlag. Die Reinickendorfer Allgemeine Zeitung (13. Juli 2017) urteilte: „In seiner Geschichte verdichtet sich der Nazi-Terror gegen die jüdische Bevölkerung wie in einem Brennglas.“
Seine Eltern waren beide Mitglieder der KPD. Nach der Machtübergabe an Hitler setzte auch der Verfolgungsdruck gegen seine Familie ein, dem sein Vater und seine Mutter zum Opfer fielen.
Seine Mutter wurde 1944 in das KZ Ravensbrück eingeliefert und in April 1945 wurde sie zum Todesmarsch in Richtung Schwerin gezwungen. Nachdem die Wachmannschaft geflohen war, wurde sie am 1. oder 2.Mai 1945 von der Roten Armee befreit.
Erst während des Prozesses von Gertud Neuhof im Januar 1944 hatten sie und Peter Neuhof zufällig erfahren, dass Karl Neuhof bereits zwei Monate zuvor im KZ Sachsenhausen erschossen worden war.
Nach den Ausführungen von Peter Neuhof entwickelt sich ein spannendes Gespräch mit Zuhörer:innen. Beiträge über Zukunftsängste verblassen angesichts optimistischer Bemerkungen einer älteren Genossin über viele engagierte Jugendliche.
Dank Ingo Müller ist dieser Abend als Video-Dokumentation nacherlebbar.
DIE LINKE Reinickendorf präsentierte eine Veranstaltung der AG ü60 und des Politfrühstücks des OV Nord „Als die Braunen weg waren – Erinnerungen von Peter Neuhof Drei Generationen im Gespräch“ Moderation: Kai Bartosch, Co-Bezirksvorsitzende und Verantw. für Öffentlichkeitsarbeit Drei Generationsgespräch: Peter Neuhof, Marla Bartosch, Lutz Dühr Besonderen Dank an das Team von: RESTAURANT HOF-CAFÉ für die Unterstützung zum Gelingen unserer Veranstaltung. https://www.restauranthof-cafe.de/ Kamera, Ton und Bearbeitung: Ingo Müller Aufnahmeort: RESTAURANT HOF-CAFE‘, Oranienburger Str. 203, 13437 Berlin-Wittenau, Titelmusik: Ingo Müller Aufnahmedatum: 16.08.2021 https://www.die-linke-reinickendorf.de DIE LINKE OV Reinickendorf Nord – YouTube https://www.restauranthof-cafe.de/ rec.: 16.08.2021
https://vvn-vda.de/wp-content/uploads/2025/08/0487x0631_1_Bunt_VVN-VdA-232x300-1.png00Ingomuehttps://vvn-vda.de/wp-content/uploads/2025/08/0487x0631_1_Bunt_VVN-VdA-232x300-1.pngIngomue2021-09-09 19:29:042024-07-20 21:10:0617.08.2021: Als die Braunen weg waren
29.11.2023: Zum 80. Todestag des Antifaschisten Wolfgang Knabe reden wir mit seiner Tochter Edith Pfeiffer
Wir widmen ihm unsere Veranstaltung und seiner ebenso im Widerstand tätigen Frau Hildegard Knabe und vor allen ihrer Tochter, unserer Kameradin Edith Pfeiffer. Edith, bis heute noch ein aktives Mitglied der VVN, war zwei Jahre alt, als ihr Vater ermordet wurde. Nach der Vorstellung des vielfältigen Widerstand ihrer Eltern erzählt Edith, die nach dem Krieg in Kreuzberg aufwuchs, wie sie ihrer Mutter bei Besuchen bei WiderstandskämpferInnen begleitete und wie es war im Westberlin der 50er Jahre aufzuwachsen.
Am 22.Oktober 2023 wurde an Werner-Seelenbinder gedacht, der vor 79 Jahren von den Faschisten hingerichtet wurde. Werner Seelenbinder war ein hervorragender Ringer, antifaschistischer Widerstandskämpfer und Kommunist. Die Ehrung erfolgte mit Beteiligung und Unterstützung von SV Tasmania e. V. und dem SV Preußen Berlin e. V, Abteilung Ringen/ Stützpunkt Hohenschönhausen.
30.09.2023: Gedenkfahrt zum Martyriumsmuseum Sonnenburg/Slonsk
Die VVN-BdA-Lichtenberg unternahm eine Gedenkfahrt am 30.09.2023 zum Martyriumsmuseum in Slonks, zum Gedenken an die Opfer des Massaker von 30. Januar 1945.
19.08.2023: Gedenken an den Kommunisten Ernst Thälmann
Foto: Ingo Müller
Gedenken an den Kommunisten Ernst Thälmann Anlässlich des 79. Jahrestages der Ermordung von Ernst Thälmann durch die Nazis fanden am Sa, 19. August und So, 20. August mehrere Gedenkfeiern statt. So wurde am Samstag vor dem Denkmal im Prenzlauer Berg und am Sonntag am Ort von Thälmanns letzter Rede im brandenburgischen Ziegenhals an den nach elf Jahren Einzelhaft unbeugsamen Kämpfer gegen Faschismus und Krieg erinnert.
11.08.2023: Gedenkveranstaltung für WOLFGANG SZEPANSKY
Auf Initiative von Ralf Derwenskus und Uwe Januszewski trafen sich am Freitag, dem 11. August 2023 Weggefährten, Freunde und Kameraden und Kameradinnen der VVN-VdA und vielen Engagierten an der Gedenktafel in der Methfesselstraße 42, um an Wolfgang Szepansky zu erinnern. Genau vor 90 Jahren schrieb er 22-jährig an die Mauern der damaligen Schultheiß-Brauerei die Worte „Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rot Front!“
17.07.2023: Ukraine – welchen Staat unterstützt Deutschland da eigentlich?
Bericht über die Veranstaltung von “Frieden gewinnen, nicht den Krieg!” am 14. Juli 2023 in der Mediengalerie – Referent: Werner Rügemer. Conny Renkl berichtet:
Um 18 Uhr war der Raum mit über 100 Personen übervoll. Einige KollegInnen nahmen es sogar in Kauf zu stehen. In der Begrüßung zu dieser fünften Veranstaltung in unserer Vortrags- und Diskussionsreihe stellte Kameradin Brigitte Renkl (VVN-VdA Neukölln) den Referenten vor:
Dr. Werner Rügemer ist in Bayern aufgewachsen. Hat in München, Tübingen, Berlin und Paris studiert. Er hat in Bremen über den Philosophen Arnold Gehlen promoviert (nicht zu verwechseln mit dem Faschisten, Militaristen und BND-Gründer Reinhard Gehlen – hier ergänzte Werner Rügemer dass Reinhard Gehlen der Bruder von Arnold Gehlen gewesen sei).
Etwa 500 Menschen hatten sich am Samstag, den 17. Juni 2023, in der Stadt Brandenburg versammelt. Sie protestierten gegen die bisher größte Luftwaffenübung in der Geschichte der NATO. Die militärische Leitung von „Airdefender“ (Luftverteidigung) übernahm die Bundeswehr; in Deutschland befand sich das logistische und militärische Zentrum der Übung. Die Übertragung der Führung dieser NATO-Kriegsübung an die BRD ist ohne die Zustimmung durch die US-Regierung nicht denkbar. Damit wurde zugleich auch der militärische Führungsanspruch Deutschlands in Europa unterstrichen.
18.02.2023 : Jahresauftaktveranstaltung zu Gast Ferat Kocak
Zur Jahresauftaktveranstaltung der VVN-VdA wurde Ferat Kocak, Mitglied des Abgeordnetenhauses für DIE LINKE herzlich begrüßt. Ferat sprach über den Stand des Neukölln-Komplex.
14.02.2023: Vor 90 Jahren: Hitler wurde an die Macht gehievt.
Vortrag über die Antifaschistische Aktion, gegründet 1932 und denBVG-Streik vom Nov.1932
Am 11. Februar hatten wir in der Jonasstr. 29 „volles Haus“, darunter auch interessierte junge Leute. DasThema unserer Referenten von der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Hamburg: Vor 90 Jahren: Hitler wird an die Macht gehievt – War das unvermeidlich?
Alljährlich im Oktober rufen die „Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN/BdA), und andere Organisationen an seinem Todestag zu einer Gedenkkundgebung auf. Das Gedenken an Werner Seelenbinder hat eine lange und wechselhafte Tradition. Sie begann mit der Beisetzung der Urne auf einer Kundgebung mit hunderttausend Teilnehmern im September 1945 und der Umbenennung des Sportpark Neukölln in Werner Seelenbinder Kampfbahn. 1950 wurde der Name wieder getilgt, weil Seelenbinder Kommunist war. In den sechziger Jahren war es zweimal im Jahr erlaubt, zum Geburtstag und Todestag unter Polizeiaufsicht an seinem Grab Blumen niederzulegen. Seit 2004 trägt der Sportpark Neukölln wieder den Namen Werner Seelenbinders.
Eine Abendveranstaltung der LINKEN Reinickendorf mit Peter Neuhof (96) fand am 16.08.2021im Restaurant HOF-CAFÉ in Berlin-Wittenau statt. Etwa 30 wissbegierige Gäste füllen den Raum und hörten mit Spannung seine beeindruckenden Worten über die letzten Tage der Nazibarbarei sowie den schwierigen Neubeginn in Reinickendorf und Berlin ab 1945 zu.
15.07.2021:Ehrung für Gerda und Wolfgang Szepansky
Mit der offiziellen Benennung eines Grünzugs am Teltowkanal am 15. Juli in Anwesenheit von Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) in „Gerda-und-Wolfgang-Szepansky-Promenade“ ehrt der Bezirk Tempelhof-Schöneberg endlich auch im Straßenland sichtbar das Engagement des Ehepaars gegen den Nationalsozialismus und in der Erinnerungsarbeit.
01.09.2022: Einweihung eines Denkmals für die polnischen Befreierinnen und Befreier am 1. September 2020, den Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen
Im Jahre 2012 und 2015 kehrten ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer der 1.Polnischen Armee, die vor allem an den Kämpfen in den Stadtbezirken Charlottenburg und Tiergarten teilgenommen hatten, bei denen 3 000 Soldaten ihr Leben verloren hatten, auf Einladung der Berliner VVN-BdA an die Schauplätze der „Schlacht um Berlin“ zurück.
zum Tag der Erinnerung und Mahnung -75 Jahre Tag der Opfer des Faschismus- 13. September 2020 auf der Kundgebung am Rosa-Luxemburg-Platz.
„Würden sich Gewerkschaften nur für Lohngerechtigkeit, Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, oder Mutterschutz einsetzen,stünde ich nicht hier. Zu den Verhältnissen in unser Gesellschaft gehört der Interessengegensatz von Lohnarbeit und Kapital, rassistische Ausgrenzung, die Spaltung der Gesellschaft in Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und Antisemitismus !“
Mit der offiziellen Benennung eines Grünzugs am Teltowkanal am 15. Juli in Anwesenheit von Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) in „Ger-da-und-Wolfgang-Szepansky-Promenade“ ehrt der Bezirk Tempelhof-Schöneberg endlich auch im Straßenland sichtbar das Engagement des Ehepaars gegen den Nationalsozialismus und in der Erinnerungsarbeit.
Diesem Schritt vorausgegangen war eine mehrfache Zerstörung und Erneuerung der Gedenktafel für Wolfgang Szepansky in der Kreuzberger Methfesseltraße und die vor mehr als zwei Jahren begonnene Diskussion um eine mögliche Umbenennung dieser, von den Nationalsozialisten 1935 nach einem völkischen Dichter benannten Straße.
Bei der Einweihungsfeier der bisher letzten Gedenktafel im November 2019 erklärte der Tempelhof-Schöneberger Stadtrat Oliver Schworck (SPD): „Es ist an der Zeit Wolfgang nicht nur mit einer Tafel zu ehren, sondern auch mit der Benennung einer Straße, warum nicht dieser Straße hier im Zentrum Berlins oder sofern dies nicht möglich ist, eine Straße in seinem Heimatbezirk.“ Die Umbenennung in Kreuzberg war nicht möglich und auch in Tempel-hof-Schöneberg fand sich keine Straße. Stadtrat Schworck ist dennoch zufrieden: „Ich bin dankbar und glücklich, dass ich einen Teil zur Benennung beitragen konnte. Gerade in diesen Zeiten brauchen wir mehr Erinnerungskultur, nicht weniger. Dafür müssen wir auch den öffentlichen Raum nutzen, um an die zu erinnern, die für Freiheit und Menschen-rechte ihr Leben riskiert haben.“
Manuela Harling und Marijke Höppner von der SPD-Fraktion griffen in der BVV Tempelhof-Schöneberg Ende 2019 die Idee auf und beantragten, nicht nur die Arbeit von Wolfgang, sondern auch die seiner Ehefrau Gerda zu würdigen. In der Begründung heißt es: „Gerda und Wolfgang Szepansky lebten in Mariendorf. Das Ehepaar, das gemeinsam vier Kinder hatte, hatte sich nach dem II. Weltkrieg bei einer Sitzung antifaschistischer Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt. Gerda (*06.09.1925, †03.08. 2004) war Lehrerin und Autorin. Wolfgang (*09.10.1910, †23.08.2008) war Lehrer, Maler und Autor. Beide wurden wegen ‚aktiver Betätigung im Sinne der SED‘ aus dem Schul-dienst entlassen. Wolfgang zugleich die Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus aberkannt. Die Aberkennung wurde erst nach einem fast 20jährigem Prozess gegen das Land Berlin wieder rückgängig gemacht.“ Quelle: BA TS
Antifaschismus war das Credo ihres Lebens. Gerda arbeitete als Autorin zum Thema Nationalsozialismus und Widerstand. Wolfgang Szepansky, der von 1940 bis 1945 im KZ Sachsenhausen eingesperrt und Mitglied des Sachsenhausenkomitees war, hat Tausenden Menschen als Zeitzeuge, unter anderem fast 30 Jahre bei den Antifaschistischen Stadtrundfahrten durch Tempelhof, zur Verfügung gestanden. 1996 wurden beide mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.
In einer Rede anlässlich der Namensgebung der Promenade dankte Thomas Szepansky, der älteste der drei Söhne, den Initiatoren, dass es nun eine sichtbare Erinnerung an seine Eltern gäbe.
In sehr persönlichen Worten erinnerte er an das Wirken seiner Eltern, ihren Kampf gegen ihr Berufsverbot in 1950er Jahren, die Möglichkeit der antifaschistischen Arbeit und der späten Anerkennung dieser durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Ihren Kindern waren Gerda und Wolfgang immer liebevolle und tolerante Eltern gewesen. Szepansky möchte die Ehrung auch verstanden sehen, als ein Zeichen gegen den heutigen Rassismus, Sexismus, Judenfeindlichkeit und faschistischem Gedankengut sowie als Ehrung der Werte des Humanismus, die seinen Eltern besonders am Herzen lagen.
Auch Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler würdigte die Arbeit von Gerda und Wolfgang und machte deutlich, dass es Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre keine Selbstverständlichkeit in der Bundesrepublik war, sich mit der Geschichte vor Ort auseinanderzusetzen und hierbei Zeitzeugen einzubinden. Dieser Pionierarbeit, die in Tempelhof und später im Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit von Gerda und Wolfgang geprägt wurde, ist es zu verdanken, dass es viele Erinnerungsorte im Bezirk gibt. Die damaligen politischen Auseinandersetzungen wären so heute nicht mehr vorstellbar.
Schöttler nahm die heutige Ehrung auch zum Anlass, an Regina Szepansky, der Tochter von Gerda und Wolfgang, zu erinnern. Regina Szepansky war bis zu ihrem Tod mit 54 Jahren am 13. September 2019 eine feste Größe in der Berliner und Brandenburger Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit. Neben der Unterstützung der Arbeit ihres Vaters nach dem Tod ihrer Mutter engagierte sie sich seit 2013 unter anderem in Tempelhof-Schöneberg als Projektleiterin von „Wir waren Nachbarn − Biografien jüdischer Zeitzeugen“. Die Ausstellung erinnert an die Schicksale der von 1933 bis 1945 verfolgten und ermordeten jüdischen Nachbarn aus dem heutigen Tempelhof-Schöneberg. Mit Blick auf die viermal zerstörte Gedenktafel für Wolfgang in der Methfesselstraße in Kreuzberg sprach Schöttler die Hoffnung aus, dass dieses Benennungsschild unbeschädigt bleibt.
Die Forderung der SPD-Fraktion, wonach der Grünzug, der auch von Fahrradfahrenden genutzt werden darf, instand zu setzen sei, wurde von der für die Grünflächenpflege zuständigen Stadträtin, Christiane Heiß (Grüne) bislang nicht erfüllt. Neben kaputten Sitzgelegenheiten liegt massenhaft Unrat zum Ufer des Teltowkanals hin. Dies sollte sich schnellstens ändern. Es ist gut, dass Gerda und Wolfgang Szepansky endlich im Bezirk geehrt wer-den. Beide hätten jedoch einen würdigeren Ort als einen Grünstreifen am Kanal verdient.
Zuerst und vor allem möchte ich mich herzlich bedanken bei allen die sich so kraftvoll für die Benennung dieses Weges in Gerda-und-Wolfgang-Szepansky-Promenade eingesetzt haben.
Ich freue mich, dass mit dieser Benennung nach meinen Eltern zwei in Tempelhof verwurzelte Menschen gewürdigt werden, die ihr Leben lang gegen Faschismus, Frauenfeindlichkeit Rassismus und Unterdrückung und für die Emanzipation der Frau und eine demokratische und humanistische Gesellschaft gekämpft haben.
Meine Mutter, die als junge Frau den Krieg beim Heulen der Sirenen im Luftschutzbunker erlebte und ausgebombt wurde, mein Vater der in den letzten Kriegstagen noch vom KZ Sachsenhausen auf den Todesmarsch gehetzt wurde und nur mit knapper Not überlebte, für sie war klar: Nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus und von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen. Obwohl als Kind einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, entwickelte meine Mutter schon früh die Liebe zur Literatur und zum Schreiben. Von ihrer Lehrerin gefördert, bekam sie die seltene Möglichkeit zum Abitur und zum Hochschulstudium und so wurde sie zur Lehrerin und später Schriftstellerin. Sie war Autorin und dabei auch eine frühe Vertreterin der „Oral History“, eines historischen Forschungsansatzes, der die mündliche Überlieferung von Zeitzeugen als historische Quellen nutzt und dadurch ein lebendiges und authentisches Geschichtsbild der Zeit erzeugt.
Meine Mutter, die mit der von ihr konzipierten Wanderausstellung „Lösch nie die Spuren“, auf Einladung, meist von Frauengruppen, durch ganz Deutschland reiste und aus ihren Büchern las in denen sie Frauen zu Wort kommen ließ, die über ihr Schicksal, ihr Leiden und ihren Widerstand in der Nazidiktatur berichteten, aber auch vom Lebenswillen, der Menschlichkeit und dem Friedenswillen der Frauen erzählen. In den Lebensgeschichten der Frauen wird geschildert, wie sie zum Widerstand kamen, welchen Grausamkeiten und Verfolgungen sie ausgeliefert waren, aber auch wie viel Anteilnahme und Solidarität sie erlebten. Ihre Schicksale erschüttern und machen zugleich Mut, der uns auch heute Kraft und Hoffnung gibt.
Mein Vater ging mit der Machtergreifung Hitlers in den Widerstand. Nach seiner Verhaftung durch die Nazis1933 emigrierte er 1934 nach Holland und wurde mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Gefangenschaft und ins KZ Sachsenhausen verbracht, wo er schließlich Anfang Mai 1945 befreit wurde.
Beim Aufbau einer neuen demokratischen Gesellschaft nach 45 lernten sich meine Eltern kennen und lieben. Voller Zuversicht wurden sie engagierte Lehrer und blieben gleichzeitig ihren Überzeugungen als Sozialisten treu.
Anfang der fünfziger Jahre wurden meine Eltern deshalb mit Berufsverbot aus dem Schuldienst entlassen. Ich bin entsetzt, dass der CDU Spitzenkandidat in Südthüringen und ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans Georg Maaßen wieder eine Gesinnungsüberprüfung für Demokraten fordert und sich so bei der AfD und den Rechtsradikalen anbiedert.
Mein Vater machte es sich zur Aufgabe, den Jugendlichen in den Berliner Schulen von der schrecklichen Zeit der Nazidiktatur als Zeitzeuge zu berichten. Sei es mit dem Landesjugendring bei antifaschistischen Stadtrundfahrten zu Stellen des Widerstands oder bei den über 1000 Führungen von Gruppen durch die Mahn- und Gedenkstätte des ehemaligen KZ Sachsenhausens.
Beide, meine Mutter und mein Vater erhielten für ihr Engagement 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Meine Eltern, die Kabarett und Theater spielten, die malten und dichteten, kümmerten sich liebevoll um uns Geschwister. Ich habe meine Eltern immer als sehr verständnisvoll und tolerant erlebt. Voller Stolz kann ich heute sagen, dass sie mir stets Vorbild waren.
Meine Eltern waren trotz der schrecklichen Erlebnisse nie verbittert und voller Optimismus. Und so ist die Benennung dieses Weges in Gerda-und-Wolfgang- Szepansky-Promenade auch ein Zeichen gegen die zunehmende rechte Gewalt gegen Demokraten, Antifaschisten und Juden, gegen rassistische und sexistische Gewalttaten. Lassen wir nicht zu, dass der Hass unser Leben bestimmt, kämpfen wir weiter für eine friedliche und lebenswerte Gesellschaft. Danke“
15.07.2021
Quellen: Text paperpress591 Wortlaut: Thomas Szepansky Foto Gedenktafel: https://vvn-vda.de/ehrung-fuer-gerda-und-wolfgang-szepansky/ Fotos: mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt Thomas Szepansky
https://vvn-vda.de/wp-content/uploads/2025/08/0487x0631_1_Bunt_VVN-VdA-232x300-1.png00Ingomuehttps://vvn-vda.de/wp-content/uploads/2025/08/0487x0631_1_Bunt_VVN-VdA-232x300-1.pngIngomue2021-08-04 11:43:192024-01-22 15:08:4615.07.2021: Ehrung für Gerda und Wolfgang Szepansky
Liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Freundinnen und Freunde, Seit Jahrzehnten gedenken wir Ende Januar / Anfang Februar den Morden an John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudi Schwarz mit einer Gedenkkundgebung an der Mordstelle. Schweren Herzens sehen wir in diesem Jahr davon ab und rufen zu einem individuellen Gedenken auf:
In Erinnerung an John Schehr und Genossen, 01. Februar 2021 Kilometerberg/Schäferberg in Berlin-Wannsee
Der Landesverband Brandenburg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (kurz VVN-BdA) und die Berliner VVN-BdA rufen dazu auf, am 1. Februar (oder am Wochenende davor) in Berlin am Schäferberg (auch Kilometerberg genannt), den am 1. Februar 1934 ermordeten Antifaschisten und Kommunisten John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz zu gedenken. Aufgrund der Covid19-Pandemie und den geltenden Kontaktbeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen rufen wir in diesem Jahr zu einem individuellen Gedenken auf.
John Schehr wurde am 9. Februar 1896 in Altona als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er erlernte den Beruf des Schlossers und politisierte sich früh. Bereits Ende 1912 wurde er Mitglied der SPD und während des Ersten Weltkrieges trat er zur USPD über. Seit dem Jahr 1920 wurde er, wie Ernst Thälmann, Mitglied der KPD. In der Folge übernahm er mehrere politische Führungspositionen und rückte im April 1932 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag und wurde in den Reichstag gewählt. Er galt als enger Begleiter von Ernst Thälmann. Nach dessen Festnahme im März 1933 übertrug die Kommunistische Internationale den Parteivorsitz der KPD an John Schehr.
Am 13. November 1933 wurde John Schehr verhaftet. Da er als hoher Parteifunktionär der KPD bekannt war, musste er schlimme Folterungen der Gestapo wie schwere Verbrennungen und Augenverletzungen, überstehen. Von John Schehr gab es jedoch keine Aussagen. Als am 1.Februar 1934 der frühere KPD-Funktionär und mittlerweile Spitzel der Nazis, Alfred Kattner, in Nowawes – dem heutigen Potsdam-Babelsberg – ermordet wurde, rächten sich die Nazis sofort, in dem sie John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz aus der berüchtigten Gestapozentrale Columbiahaus nach Wannsee verschleppten. Hier wurden alle vier am Abend des 1. Februars 1934 „auf der Flucht“ erschossen, wie es die Nationalsozialisten propagandistisch verlautbaren ließen.
„John Schehr und Genossen“
Der Transportführer sagt: „Kein Mensch zu sehn.“ John Schehr fragt: „Warum bleiben wir stehn?“ Der Führer flüstert: „Die Sache geht glatt!“ Nun wissen sie, was es geschlagen hat, John Schehr und Genossen.
Sie sehn, wie die ihre Pistolen ziehn. John Schehr fragt: „Nicht wahr, jetzt müssen wir fliehn?“ Die Kerle lachen. „Na, wird es bald? Runter vom Wagen und rein in den Wald, John Schehr und Genossen!“
John Schehr sagt: „So habt ihr es immer gemacht! So habt ihr Karl Liebknecht umgebracht!“ Der Führer brüllt: „Schmeißt die Bande raus!“ Und schweigend steigen die viere aus, John Schehr und Genossen.
Sie schleppen sie in den dunklen Wald. Und zwölfmal knallt es und widerhallt. Da liegen sie mit erloschenem Blick, jeder drei Nahschüsse im Genick, John Schehr und Genossen.
Der Wagen saust nach Berlin zurück. Das Schauhaus quittiert: „Geliefert vier Stück.“ Der Transportführer schreibt ins Lieferbuch: „Vier Kommunistenführer, beim Fluchtversuch, John Schehr und Genossen.“
Dann begibt er sich in den Marmorsaal, zum General, der den Mord befahl. Er stellt ihn, mitten im brausenden ball. „Zu Befehl, Exzellenz! Erledigt der Fall John Schehr und Genossen.“
Erledigt der Fall? Bis zu einem Tag! Da kracht seine Türe vom Kolbenschlag. Er springt aus dem Bett. „Was wollt ihr von mir?“ „Kommt mit, Exzellenz, die Abrechnung für John Schehr und Genossen.
Erich Weinert, 1934
Auch die von uns mitgetragene Gedenkkundgebung an Otto Grüneberg in Charlottenburg, die ursprünglich für den 7. Februar 2021geplant war, musste leider abgesagt werden
FASCHISMUS IST KEINE MEINUNG – FASCHISMUS IST EIN VERBRECHEN!
https://vvn-vda.de/wp-content/uploads/2025/08/0487x0631_1_Bunt_VVN-VdA-232x300-1.png00Ingomuehttps://vvn-vda.de/wp-content/uploads/2025/08/0487x0631_1_Bunt_VVN-VdA-232x300-1.pngIngomue2021-01-27 11:38:232023-12-30 20:57:4327. Januar 2021