11.02.2023: Vor 90 Jahren: Hitler wurde an die Macht gehievt.
War das unvermeidlich?
Vortrag über die Antifaschistische Aktion, gegründet 1932 und denBVG-Streik vom Nov.1932
Am 11. Februar hatten wir in der Jonasstr. 29 „volles Haus“, darunter auch interessierte junge Leute. DasThema unserer Referenten von der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Hamburg: Vor 90 Jahren: Hitler wird an die Macht gehievt – War das unvermeidlich?
Brigitte Renkl betonte in ihrer Begrüßung, dass Hitler und die Nazipartei nie die Mehrheit der deutschen WählerInnen erhalten hatten; bei den Reichstagswahlen im November 1932, den letzten freien Wahlen vor dem Machtantritt, hatten sie 33,1 Prozent erreicht und zwei Millionen Wählerstimmen (- 4,2%) verloren. SPD und KPD erhielten damals zusammen 37,3 Prozent! Widerstand war möglich und wurde geleistet.
Die Referenten beleuchteten zwei herausragende Ereignisse in jener Zeit: Die Gründung der „Antifaschistischen Aktion“ im Juli und den Berliner Verkehrsarbeiter – Massenstreik im November 1932. Anlass waren nicht nur die Jahrestage, sondern die Dispute unter AntifaschistInnen, bei denen immer wieder die Auseinandersetzung zwischen SPD und KPD antikommunistisch gewendet werden und der KPD die Schuld gegeben wird, dass der Faschismus nicht verhindert werden konnte. Insbesondere wurde immer wieder auch der Vorwurf erhoben, dass die KPD im Berliner Verkehrsarbeiterstreik mit den Nazis gebündelt, eine Politik der „Querfront“ betrieben hätte.
Dies konnte von unseren Referenten überzeugend zurückgewiesen werden, mit einer faktenbasierten Analyse und veranschaulicht durch zwei Filme, die einen Eindruck von der spannungsgeladenen Atmosphäre vor der Machtübertragung an Hitler durch die führenden Kräfte in Wirtschaft und Politik vermittelten. Während die KPD-Führung den offenen Kampf mit den Nazis und ihren Geldgebern propagierte und führte, setzte die SPD-Führung auf Beschwichtigung, wich zurück (selbst als die SPD-geführte Preußenregierung per Staatsstreich abgesetzt wurde), rief zur „Besonnenheit“ auf und hielt von Aktionen ab, da die Nazis an der Macht doch bald abwirtschaften würden.
Und im BVG-Streik? Da hatten „sozialpartnerschaftlich“ orientierte Gewerkschaftsführer versucht, die KollegInnen vom Kampf gegen weiteren Lohnabbau abzuhalten. Dagegen richtete sich der Streik, der auch von den mehrheitlich sozialdemokratischen KollegInnen geführt wurde ohne Ansicht von Partei, Weltanschauung und Religion. Hätten sie davon ablassen sollen, weil auch eine Minderheit von Nazis dieses Mal mitmachte und sich nicht, wie sonst vorwiegend als Streikbrecher betätigte?
Die KPD-Führung unter Ernst Thälmannhatte stets der nationalen und sozialen Demagogie der Nazis den Kampf angesagt – das wurde von den Referenten mit zahlreichen Zitaten unterlegt – und den Faschismus stets als Herrschaftsform des Großkapitals angeprangert.
Ohne abzubröckeln folgte das Publikum dem nur durch eine 15minütige Pause unterbrochenen Darlegungen.
In der anschließenden Diskussion wurden vor allem die Lehren für heute erörtert: Scharfe inhaltliche Abgrenzung von den Nazis auch in den Fragen von Krieg und Frieden, aber auch von Glaubensbekenntnissen, die uns manche Damen und Herren aus Politik und Wirtschaft oder sogar Vorstände aus der eigenen Organisation verordnen möchten. Wir wissen, dass wir den Rechten und Faschisten, wo sie organisiert auftreten auch organisiert entgegentreten müssen, aber es ist auch unsere Aufgabe, mit den Einzelnen im Gespräch zu bleiben, damit sie sich von den Faschisten lösen; denn letztlich müssen wir verhindern, dass der Faschismus wieder eine Massenbasis gewinnt. Die Tür nach rechts zumachen, darf nicht heißen, dass wir uns selbst verschließen vor den Sorgen und Nöten der KollegInnen und den Angriffen von Regierung und Kapital, von den selbsternannten „Eliten“ nichts mehr entgegensetzen. Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Besten Dank an Brigitte für diesen Beitrag.
Hier ist die Einladung nochmals zu sehen