Jahresauftaktveranstaltung der VVN-VdA
Inhaltsverzeichnis
- Esther Bejarano – Ein Leben gegen Faschismus und Unrecht
- Welche Bedeutung hat der 30. Januar – Tag der Machtübertragung an Hitler heute?
- Hier ein Appell von Esther aus dem Jahre 2019
Ein Bericht über die Jahresauftaktveranstaltung der VVN-VdA am 30.01.2025
Am 15. Dezember 2024 wäre Esther Bejarano 100 Jahre alt geworden.

Esther Bejarano – Ein Leben gegen Faschismus und Unrecht
Lebensweg und Überlebensgeschichte
Esther Bejarano geb. Loewy (1924–2021) war eine als Jüdin verfolgte Deutsche aus Saarlouis, die als junge Frau in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde. Ihr musikalisches Talent rettete ihr das Leben, da sie im Mädchenorchester des Lagers spielte. Später wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt, wo sie u.a. im „Siemenslager“ schuftete. Sie überlebte schließlich den Todesmarsch kurz vor Kriegsende.
Nach dem Krieg wanderte sie nach Israel aus, kehrte jedoch 1960 nach Deutschland zurück, da sie mit der israelischen Regierungspolitik nicht einverstanden war. Verschwiegen wird von manchen Biographen ihre Verurteilung der Politik Israels gegenüber Palästina. Sie ist deshalb nach 15 Jahren Aufenthalt in Israel nach Deutschland zurückgekehrt, ins Land der Täter, was ihr sehr schwer fiel. In Deutschland engagierte sie sich zeitlebens gegen Faschismus, Antisemitismus und soziale Ungerechtigkeit. Sie und ihr Mann Nissim Bejarano waren Kommunisten, als solche Mitglieder der DKP, und setzten sich für eine demokratische, antifaschistische und sozialistische Gesellschaft ein.
Mottos und Überzeugungen
„Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht“
Dieses Motto begleitete Bejarano ihr ganzes Leben. Für sie war es eine moralische Verpflichtung, gegen jede Form von Unterdrückung und Diskriminierung zu kämpfen.
Konkrete Engagements:
- Erinnerungskultur: Sie sprach in Schulen und auf Veranstaltungen über ihre Erlebnisse im Holocaust, um die junge Generation sensibilisieren.
- Kampf gegen Rechtsextremismus: Sie setzte sich aktiv gegen neonazistische Bewegungen und rassistische Strukturen ein.
- Soziale Gerechtigkeit: Sie protestierte gegen Diskriminierung von Geflüchteten, Minderheiten und Benachteiligten in der Klassengesellschaft.
- Nahost-Konflikt: Sie kritisierte die israelische Politik gegenüber den Palästinensern und forderte eine friedliche Lösung.
„Ich habe nicht das Vernichtungslager Auschwitz, das KZ Ravensbrück und den Todesmarsch überlebt, um jetzt von sogenannten Antideutschen und Konsorten als Antisemitin beschimpft zu werden.“
Diese Aussage der Ehrenvorsitzenden der VVN-BdA bezieht sich auf die Vorwürfe,
sie sei antisemitisch, weil sie die israelische Regierungspolitik kritisierte.
Musik als Widerstand
Musik spielte eine zentrale Rolle in ihrem Leben – sowohl als Mittel des Überlebens als auch des politischen Widerstands. Sie trat mit der Hip-Hop-Gruppe Microphone Mafia auf, um ihre Botschaften an die junge Generation weiterzugeben.
Vermächtnis und Bedeutung heute
Esther Bejarano hinterließ ein starkes Vermächtnis im Kampf gegen Faschismus, Rassismus und Krieg. Ihre Aufforderung zu Zivilcourage für Frieden, Menschlichkeit und Gerechtigkeit bleiben aktuell und inspirieren weiterhin viele Menschen.
Ihr Erbe / Unsere Verpflichtung:
- Mahnende Erinnerung an die Verbrechen des Hitlerfaschismus und ihre Verursacher.
- Engagement für eine gerechtere und friedlichere Welt.
- Einsatz für Meinungsfreiheit und gegen politische Diffamierung.
- Anlässlich ihres 100. Geburtstags am 15. Dezember wurde sie weithin als beispielhafte Kämpferin gegen das Wiederaufleben des Faschismus gewürdigt.
- Sie prägte das Zitat: „Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf diesen Staat nicht verlassen.“ – ein Ausdruck ihrer Enttäuschung über mangelnde staatliche Unterstützung im Kampf gegen Nazis und ihre Förderer. Und eine Verpflichtung für uns, sich keinen Illusionen hinzugeben.
Esther Bejarano bleibt ein Vorbild für Mut, Widerstand und die Verantwortung, sich gegen Unrecht zu erheben – immer und überall.
Welche Bedeutung hat der 30. Januar – Tag der Machtübertragung an Hitler heute?
Wie Ihr alle wisst, war Auschwitz und die Vernichtung der Juden, der Holocaust, der barbarische Höhepunkt der Naziherrschaft.
Begonnen hatte die Naziherrschaft 12 Jahre zuvor. Der Nazi-Terror, die ersten KZ richteten sich gegen die deutsche Arbeiterbewegung, gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, GewerkschafterInnen aller politischen, religiösen Schattierungen. Erst als die innere Opposition niedergemacht war, konnte das so wehrlos gewordene Volk ideologisch, politisch, militärisch zu- und abgerichtet werden für den Krieg. Unterstützt wurden die Nazis nicht nur von den zahlreichen ultrarechten und faschistischen Diktatoren in Europa wie Mussolini in Italien, Horthy/Gömbös in Ungarn, Pilsudski in Polen usw., sondern auch von Teilen der herrschenden Klassen in USA, Großbritannien und Frankreich, die Hitler gegen den Sozialismus, gegen die Sowjetunion zu lenken gedachten – nicht zuletzt mit dem Münchner Abkommen 1938. Wie überall schon Kriege angezettelt wurden (Japan gegen China, der Krieg in Spanien) bis sich herausstellte, dass der Krieg sich auch um Rohstoffquellen, Absatzmärkte und Einflusssphären richtete und wer sie beherrschen und besitzen solle, dass der Krieg geführt wurde um die Neuaufteilung der Welt unter die imperialistischen Großmächte und die dort maßgeblichen Kapitalisten, Monopole, Trusts, Kartelle oder wie man immer auch die konzentrierte ökonomische Macht benennen möchte.
Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht einfach, aber wer könnte nicht sehen, wie der Vormarsch der Rechten und Faschisten in EU-Europa und bei uns vorankommt. Meloni, Le Pen, Kickl. Wie zunehmend Teile des Großkapitals die Ultrarechten und Faschisten offen unterstützen (wie etwa Arnault und Bolloré in Frankreich). Wie mit Trump in den USA und seinen milliardenschweren Förderern wie Musk offen die gewaltsame Neuaufteilung der Welt gefordert wird. Und so etwas fördert auch noch ungestraft Weidel und die AfD.
Wer etwa wie Mathias Wörsching in der letzten antifa nur die Unterschiede von damals und heute hervorhebt, übersieht dabei die Gemeinsamkeiten. Es ist die Grundlage von Faschismus und Krieg, die gleichgeblieben sind: der Kapitalismus, der Imperialismus.
Dass daraus nicht wieder eine offen terroristische faschistische Diktatur und Willkürherrschaft hervorgeht, darum geht der antifaschistische Kampf. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten als VVN, die aus Verfolgung und Widerstand die Lehren gezogen hat. Das heißt für die nächsten drei Wochen: Wir wollen Gesicht zeigen im Wahlkampf gegen die AfD.
Wir zeigten einen kurzen Film mit Esther und der Microphone-Mafia, der bei einer Sendung von „Der Anstalt“ am 18. Nov. 2015 entstanden ist. [youtube, ab 1:42]
Anschließend stellten wir den Bundestagsbeschluss vom 7. Nov. 2024 zu Antisemitismus vor und diskutierten die 4 Punkte in der Zusammenfassung.
Geehrt wurden unsere verstorbenen Mitglieder; besonders gedacht wurde Frieder Böhne, der am selben Tag verstorben ist.
Hier ein Appell von Esther aus dem Jahre 2019
Unser Kamerad Ingo Müller hatte das Glück und war der Künstlerkonferenz 2019 dabei und dokumentierte den „Appell an die Künstler“, gehalten von Esther.
Hier ein Auszug aus dem Appell:
„Unsere Politiker lassen zu, dass mit Waffen gehandelt wird, dass Waffen in Länder verkauft werden, in denen der Krieg wütet. Mit Waffenhandel wird viel Geld verdient. Aber wer denkt an die vielen Menschen, die mit diesen Waffen getötet werden? Ich möchte aufschreien wegen solcher Unmenschlichkeit.“