GEDENKEN AN WOLFGANG SZEPANSKY
„Es ist über zwanzig Jahre her …einige furchtbare Einzelheiten sind mir klar in Erinnerung, so als wäre alles erst vor kurzem geschehen: Am 16. Oktober 1940 wurde ich als „Schutzhäftling“ in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Die Tür der „grünen Minna“, die den kleinen Trupp Gefangener brachte, wurde aufgerissen, wir wurden hinausgejagt und solange mit Fußtritten und Püffen bedacht, bis wir in Reih und Glied standen. Dann mußten wir auf der Lagerstraße am Tor stehen. Auf dem Balkon des Torgebäudes stand ein MG-Posten. Der Lauf des Gewehres war auf uns gerichtet:
„Schicke euch gleich ’ne Ansichtskarte runter, wenn ihr so dreckig kiekt“, brüllte er uns an.“ Quelle: „Der Mahnruf – 20/1961“ Seite 27
Einladung:
GEDENKEN AN WOLFGANG SZEPANSKY
AM FREITAG, DEM 11. AUGUST 2023, UM 17.00 UHR, wollen wir
AN DER GEDENKTAFEL IN DER METHFESSELSTRAßE 42 / NÄHE ECKE DUDENSTRAßE
an den Mariendorfer Jungkommunisten, Widerstandskämpfer, Zeitzeugen und
Träger des Bundesverdienstkreuzes Wolfgang Szepansky erinnern. Genau
vor 90 Jahren schrieb er 22-jährig an die Mauern der damaligen
Schultheiß-Brauerei die Worte „Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rot
Front!“
Er wurde gefasst und in das KZ Columbiahaus zum Verhör gebracht. Nach
seiner Entlassung floh er ins Asyl nach Holland. Hier wurde er nach dem
Überfall der deutschen Wehrmacht interniert, nach Deutschland verbracht
und in das KZ Sachenhausen gesperrt. Von 1941bis 1943 wurde er wegen
Rassenschade, er lebte in Holland mit einer jüdischen Frau zusammen und
hatte mit ihr einen Sohn, in das Gefängnis Berlin-Tegel verlegt.
Anschließend erfolgte erneut die sog. Schutzhaft im KZ Sachsenhausen.
Die Befreiung 1945 erlebte er während des Todesmarsches nach Nordwesten
bei Schwerin.
Am 18. Juni 1945 organisierte er ein Treffen im Mariendorfer
Eckener-Gymnasium und es entstand der Antifaschistische Jugendausschuss,
der bis zur Bildung des bezirklichen Jugendausschusses bestand. Wolfgang
Szepansky wurde Zeichenlehrer an einer Tempelhofer Schule, bevor er 1951
während des Kalten Krieges als Kommunist mit Berufsverbot in
West-Berlin belegt wurde. Er wurde Kulturclubleiter bei der Deutschen
Reichsbahn. 20 Jahre kämpfte er vor Gericht, bevor ihm die aberkannte
Entschädigung als Verfolgter des Naziregimes wieder zuerkannt wurde.
Wolfgang Szepansky wurde einer der wichtigsten Zeitzeugen. Als Mitglied
der VVN/Bund der Antifaschisten war es ihm wichtig, seine Erfahrungen
weiterzugeben. Er diskutierte mit Schulklassen, begleitete Fahrten in
die Gedenkstätte Sachsenhausen und zu Berliner Gedenkstätten,
unterstützte viele Initiativen und war Mitstreiter bei der Entwicklung
der antifaschistischen Stadtrundfahrten durch Tempelhof, die er bis zu
seinem Tode am 23. August 2008 aktiv begleitete.
Das Gedenken findet auch zusammen mit der VVN/Bund der Antifaschisten,
SPD Tempelhof/Schöneberg, Paper Press und vielen Engagierten statt.