Hans-Zoschke-Ehrung

Vor 81 Jahren starb Hans Zoschke im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Er wurde am 24. Oktober 1944 nach zweieinhalb Jahren Gefangenschaft auf Geheiß der nationalsozialistischen Justiz ermordet. Hans Zoschke war antifaschistischer Widerstandskämpfer. Er musste sterben, weil er sich zusammen mit seiner Frau Elfriede Zoschke und weiteren mutigen Menschen der nationalsozialistischen Herrschaft entgegenstellte. Sie träumten von einer gerechteren Welt und engagierten sich im Großen wie im Kleinen für ein solidarisches Miteinander. Ihre Werte lebten sie auch im Lichtenberger Arbeitersport.

Die Fans von Lichtenberg 47 gedenken dem Namensgeber ihres Stadions.

Redebeitrag der VVN:

Vielen Dank für die Einladung. Gerne sage ich ein paar Worte zu unserer Arbeit, die wir in der VVN Neukölln und in anderen westlichen Stadtbezirken machen, besonders natürlich zu Werner Seelenbinder, den mit Hans Zoschke so viel verbunden – im Leben und im Sterben.

Beide waren sie Arbeitersportler, das heißt, der Sport im Verein „Fichte“ verband sie und sie waren Arbeitersportler und damit das Bewusstsein, zur Arbeiterklasse zu gehören. Das machte sie stark gegen die völkische und rassistische Demagogie der Faschisten. Beide standen sie im Widerstand gegen den Faschismus eng verbunden mit der Gruppe um Robert Uhrig, Alfred Kowalke u.a., die einstand für die Arbeitereinheitsfront, für die Überwindung der Spaltung in der Arbeiterbewegung.

Und die Beiden waren verbunden im Sterben. Nicht nur dass beide vom Nazi-Blutrichter Freisler zum Tod verurteilt wurden. Beiden wurde von den Henkern der Kopf abgeschlagen in der gleichen Stunde am gleichen Ort – im Gefängnis Brandenburg-Görden.

Von daher ist es gut und notwendig, dass wir in diesem Geist zusammengekommen sind – Ihr aus Lichtenberg, wir aus Neukölln – und sich daraus hoffentlich eine dauerhafte Zusammenarbeit entwickeln wird.

Während in der DDR die Ehrung der Widerstandskämpfer gleich welcher Couleur Grundlage des Selbstverständnisses der Republik wurde, war die Ehrung Werner Seelenbinders in Westberlin, das sich zunehmend zu einer Hochburg des Antikommunismus entwickelte, von Anfang an eine Kampfaufgabe. Mit der von Adenauer im Einvernehmen mit den westlichen Alliierten durchgesetzten Spaltung Deutschlands 1949 wurden Ehrungen von Seelenbinder, aber auch vieler Anderer, die sich im Widerstand gegen den Faschismus mit den Kommunisten zusammengeschlossen hatten, kriminalisiert. Kundgebungen und Demonstrationen wurden auseinandergetrieben oder zusammengeknüppelt. Hatte das Neuköllner Stadion nach 1945 noch den Namen „Werner-Seelenbinder-Kampfbahn“ erhalten, so wurde ihm diese Ehre 1950 wieder aberkannt. Das Ehrengrab sollte verlottern. Dagegen erhob sich Protest und Widerstand, nicht zuletzt auch in solchen Formen wie dem Werner-Seelenbinder-Gedächtnislauf.

Nach dem Anschluss der DDR an Größerdeutschland konzentrierte sich der Bildersturm auf den Ostteil der Stadt mit Straßenumbenennungen, Schleifen von Denkmälern, Verunglimpfung des Widerstands und Verniedlichung des Faschismus.

In Westberlin, wo viele Antifaschisten in der VVN-VdA aktiv waren, konnten einige Forderungen jetzt leichter durchgesetzt werden. Die Herrschenden mussten ja nicht mehr fürchten, dass sie von einem sozialistischen Staat, einem sozialistischen Lager zur Rechenschaft gezogen würden.

Was haben wir erreicht? Ich berichte nur kurz seit 2024:

  • Der VVN-VdA wurde vertraglich die ehrenamtliche Grabpflege von Werner Seelenbinder übertragen.
  • Zum 80. Todestag von Werner wurde von Professor Oliver Rump eine gelungene Ausstellung entwickelt. Die Erstvorstellung fand im Rahmen einer Veranstaltung der VVN statt in den Räumen der städtischen Helene-Nathan-Bibliothek.
  • Dort fanden auch weitere Veranstaltungen statt, von uns organisiert, die sich mit dem Gedenken an Werner befassten.
  • Im Kino Moviemento zeigten wir den DDR-Film „Einer von uns“ zu Werner Seelenbinder.
  • Fast durchgehend finden um den Todestag von Werner Seelenbinder, dem 24. Oktober vor dem Ehrengrab Veranstaltungen statt mit Beteiligung von Tasmania Berlin, Ringer-Clubs, die dort auch manchmal Darbietungen des Kampfsports unseres Werner Seelenbinders geben.
  • Im letzten Jahr haben wir mitgeholfen, ein Ringerturnier im Namen von Werner Seelenbinder im Werner-Seelenbinder-Stadion Neukölln zu organisieren.
  • Das Grab ist in gutem Zustand und heute kann jeder sehen durch die Tafeln und Aufbauten, dass dort eines Großen des Sports und des antifaschistischen Widerstands gedacht wird. Diese Verschönerungen konnten wir einvernehmlich mit der Stadtverwaltung Neukölln gestalten.

In diesem Jahr findet am 25.10. wieder unsere Gedenkveranstaltung statt, zu der ich Euch herzlich einladen möchte.

Freundschaft!