Wir erleben eine Welt im Umbruch. 80 Jahre nach dem Sieg über den deutschen Faschismus in Europa stehen weltweit alle Zeichen auf einen erneuten großen Krieg. Es scheint, als bewegten sich erstarkende faschistische Akteure einerseits und eine sich vertiefende politisch-wirtschaftliche Krise andererseits zusehends aufeinander zu. Faschismus liegt in der Luft.
Vor mehr als 100 Jahren begann eine umfassende Debatte unter Marxisten, um das Phänomen des Faschismus zu verstehen. 2025 richten wir eine wissenschaftlich-politische Konferenz aus, um an diese Debatten anzuknüpfen, Kontroversen, wie die Beziehung zwischen Liberalismus und Faschismus bis in die heutige Zeit zu verfolgen und mit Marxisten, Historikern und Antifaschisten aus Europa die Tendenz zum Faschismus konkret zu diskutieren.
Die Konferenz gliedert sich in drei unterschiedliche Blöcke, um einen roten Faden der Diskussion herzustellen.
Block 1: Das Verhältnis von Faschismus und imperialistischem Krieg
Um uns zu nähern, wollen wir in einem ersten Schritt die Diskussionen marxistischer Theoretiker zum Faschismus aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfolgen. Worin haben sie das Wesen des Faschismus ausgemacht, wo lagen Gemeinsamkeiten und Kontroversen? Wie hat sich diese Debatte auch bis heute entwickelt?
Außerdem wollen wir die Beziehung zwischen wirtschaftlicher Lage und Faschismus untersuchen, sowohl historisch als auch aktuell. Wo liegen Ähnlichkeiten und Unterschiede zur Krisensituation der 1920er Jahre? Gibt es eine Verbindung zwischen kapitalistischer Krise, Neoliberalismus und Faschismus?
- Utsa Patnaik (Indien): Der Neoliberalismus bereitet dem Neofaschismus den Boden
- Clara Mattei (USA): Die Ordnung des Kapitals – Faschismus und Austerität
- Jürgen Lloyd (Deutschland): »Aufstieg oder Niedergang?« – Wie verhält sich der Faschismus zur ökonomischen Krise?
- Vijay Prashad (Indien): Ist der Faschismus der Vergangenheit derselbe wie der Faschismus von heute?
- Dimitrios Patelis (Griechenland): Über das Verhältnis zwischen Imperialismus und Faschismus im Dritten Weltkrieg
- Podium: Faschismus, Imperialismus und Krise
Block 2: Faschistische Parteien und Bewegungen in Osteuropa heute
In einem zweiten Schritt soll der Blick konkret auf rechte und faschistische Parteien, Organisationen und Bewegungen in Osteuropa gerichtet werden. Wie haben sich diese Strukturen entwickelt, welche Teile der Gesellschaft unterstützen sie politisch, welche finanziell und welche Interessen bringen sie zum Ausdruck? Inwiefern werden faschistische Parteien zur Durchsetzung imperialistischer Interessen aktiv vom Ausland unterstützt und aufgebaut?
- Vladimir Bortun (Rumänien): Die Klassenbeziehungen der extremen Rechen in Rumänien
- Gyula Thürmer (Ungarn): Krise des Kapitalismus – Zur Entwicklung einer rechten Politik im heutigen Ungarn
- Jelena Đureinović (Serbien): Rehabilitierung von Faschisten aus dem Zweiten Weltkrieg und Dämonisierung des Antifaschismus im postjugoslawischen Raum
- Florian Nowicki (Polen): Der neu postliberale Faschismus – eine polnische Perspektive
- Podium: Faschismus in Osteuropa – Gefahren und Realitäten
Block 3: Faschistische Parteien und Bewegungen in Westeuropa heute
Der dritte Block widmet sich die Frage, wie sich faschistische Bewegungen in Kernindustrieländern von jenen in der europäischen Peripherie unterscheiden. Was ist das Verhältnis faschistischer Kräfte zu liberalen und konservativen Parteien und Akteuren?
- Susann Witt-Stahl (Deutschland): Rehabilitierung des Faschismus in Deutschland
- Salvatore Prinzi (Italien): Sichtbater und unsichtbarer Faschismus. Der reaktionäre Block Italiens zwischen Passivität, Antikommunismus und Neokorporatismus
- Marlène Rosato (Frankreich): Die Europäische Union und der Faschismus in Frankreich: Eine neo-poulantzianische Analyse
- Mònica Clua-Losada (Spanien): Autoritärere Neoliberalismus und der Aufstieg der extremen Rechten in Spanien und Katalonien
- Podium: Faschismus in Westeuropa – Gefahren und Realitäten
Block 4: Antifaschismus, zwischen Herrschaftsideologie und progressiver Praxis
In einem letzten Schritt wollen wir uns mit Antifaschismus beschäftigen. Liberale, sozialdemokratische und konservative Parteien beschwören bisweilen große gesellschaftliche Allianzen, um noch rechtere Kräfte zu verhindern, ohne allerdings scheinbar ihren wachsenden Einfluss zurückzudrängen. Wann verwandelt sich Antifaschismus in eine Herrschaftsideologie? Was bleibt heute in Europa von den historischen Traditionen antifaschistischer Volksfront- und Partisanenbewegung? Wie ist es um die Verbindung zwischen Arbeiterbewegung Antifaschismus bestellt?
- Aleksandar Đenić (Serbien): Rehabilitierung von Faschisten durch Serbiens EU-Beitrittspolitik
- Cinzia Della Porta (Italien): Klassenorientierte Gewerkschaftsarbeit gegen die Rechte
- Nasrin Düll (Deutschland): Deutsche Großmachtpolitik mit Hilfe von Antifaschismus?
- Ernest Moret (Frankreich): Gegen moralischen Antifaschismus. Überlegungen zum Modell der Volksfront und seinen Grenzen
- Podium: Antifaschismus, zwischen Herrschaftsideologie und progressiver Praxis
Abschlussforum: Antifaschistischer Erfahrungsaustausch
Bewährte Praktiken und Widersprüche
Programm:
Ticketgebühr (inkl. Verpflegung): Sozialticket €30,00 / Normalticket €50,00 / Soliticket €70,00
Anmeldung erforderlich